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TV-Tipp des Tages: "München Mord: Wir sind die Neuen" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "München Mord: Wir sind die Neuen", 29. März, 20.15 Uhr im Zweiten
Mit feinem Gespür für Milieu, Tonalität und Atmosphäre schickt Urs Egger die neuen, unkonventionellen ZDF-Samstagabendermittler auf ihren ersten Fall: Ein Mann ist verschwunden, die Ehefrau ist sich sicher, dass er ermordet wurde.

Der Titel klingt wie die Addition zweier Schlüsselbegriffe, die man bei einer Internet-Suchmaschine eingibt. Tatsächlich nennt "München Mord" schlagwortartig die beiden wichtigsten Komponenten dieser neuen ZDF-Samstagsreihe beim Namen: Es geht um Krimis, und sie spielen in München, was tatsächlich mehr als bloß eine Erwähnung wert ist, und das nicht allein, weil es dank Freitagsklassikern wie "Der Kommissar" oder "Derrick" eine enge Krimiverbindung zwischen dem "Zweiten" und München gibt. Die "Amigo"-Geschichten zum Beispiel, die das ZDF in den Samstagskrimi "Unter Verdacht" erzählt, können sich in dieser Weise nur in der bayerischen Landeshauptstadt zutragen. Schöpfer der Reihe ist Alexander Adolph, der dafür vor gut zehn Jahren mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet worden ist. Sein Einfluss ist auch bei "München Mord" (das Drehbuch schrieb er gemeinsam mit Eva Wehrum) unverkennbar. Der Auftaktfilm lebt von jenem speziellen, stets leicht grimmigen Humor, der auch die München-Krimis von Dominik Graf auszeichnet.

In der Sackgasse

Besonderes Merkmal der neuen Reihe ist allerdings das zentrale Trio. Die Karrieren der drei Ermittler, für die eigens eine als Abstellgleis gedachte neue Abteilung gegründet wird, ist in eine Sackgasse geraten: Der Chef, Ludwig Schaller (Alexander Held), war früher Leiter der Mordkommission, wird intern jedoch bloß noch "der Irre" genannt; und Angelika Flierl (Bernadette Heerwagen) ist überhaupt nur deshalb Beamtin, weil sie die Nichte des Polizeipräsidenten ist. Der dritte im Bunde, Harald Neuhauser (Marcus Mittermeier), macht eigentlich einen ganz ordentlichen Eindruck. Bei ihm war es die Libido, die eine vielversprechende Laufbahn beendete. Damit die drei Gestrandeten was zu tun haben, sollen sie unerledigte und als wahlweise unlösbar oder ausermittelt geltende Fälle zum Abschluss bringen.

Der Reiz der Reihe liegt naturgemäß darin, dass auch Karteileichen Opfer eines Gewaltverbrechens geworden sein können. So ist zum Beispiel Laura Lancelotti (Julia Koschitz) aus einem Münchener Vorort überzeugt, dass ihr vor Wochen verschwundener Mann keineswegs über Nacht das Weite gesucht hat, wie die örtliche Polizei vermutet, sondern ermordet worden ist. Während der eher rationale Neuhauser die Sache rasch beenden möchte, hat Frau Flierl "ein komisches Gefühl". Sie wagt sich in die Höhle des Löwen, sprich: die einzige Dorfgaststätte, um dem Volk aufs Maul zu schauen. Tatsächlich nimmt sie neben einem Vollrausch auch die Erkenntnis mit, dass die Einwohner dem zugereisten Ehepaar Lancelotti ziemlich feindselig gegenüberstanden. Mehr aus Sympathie für die Kollegin verbeißt sich nun auch Neuhauser in den Fall, aber die Lösung findet sich erst dank der seltsamen Ermittlungsmethoden des Vorgesetzen.

Schon allein die Zusammenstellung des Ensembles ist ausgesprochen gelungen. Der sonst gern als jovialer Schurke besetzte Alexander Held ist ohnehin immer sehenswert, aber auch die Kombination Heerwagen/Mittermeier funktioniert prima. Während der mitunter auch mal brachial agierende Neuhauser für Mittermeier keine besonders ungewöhnliche Rolle ist, darf Bernadette Heerwagen eine Polizistin der etwas anderen Art spielen: Das Selbstbewusstsein der jungen Frau tendiert ebenso gegen Null wie ihr Gesangstalent, was sie nicht davon abhält, auf eine Karriere als Sängerin zu hoffen. Eine Komödie ist der Film trotzdem nicht (Regie: Urs Egger), selbst es immer wieder heitere Momente gibt, zumal das Trio gegen Ende gewaltsam dezimiert zu werden droht.