In der Diözese Limburg sei es zu einer Situation gekommen, die eine "fruchtbare Ausübung des bischöflichen Amtes" durch Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst verhindere, heißt es in der päpstlichen Erklärung.
###mehr-artikel###
Tebartz-van Elst solle zu "gegebener Zeit" mit einer anderen Aufgabe betraut werden. Zum Apostolischen Administrator des Bistums Limburg wurde der derzeitige Paderborner Weihbischof Manfred Grothe (74) ernannt. Grothe war Vorsitzender der Untersuchungskommision im Bistum Limburg.
"Der Heilige Vater bittet den Klerus und die Gläubigen des Bistums Limburg, die Entscheidung des Heiligen Stuhls bereitwillig anzunehmen", hieß es weiter. Franziskus warb dafür, ein "Klima der Barmherzigkeit und Versöhnung" wiederherzustellen. Der Papst hatte Bischof Tebartz-van Elst im Oktober nach heftiger öffentlicher Kritik an den explodierenden Baukosten für seine Residenz vorläufig vom Dienst beurlaubt.
Fehleinschätzung mit "schlimmen Folgen"
Der ebenfalls am Mittwoch veröffentlichte Prüfbericht zum Bau des Limburger Bischofssitzes stellt allen Beteiligten kein gutes Zeugnis aus. "Dem geltenden Recht wurde in zahlreichen Fällen nicht Rechnung getragen", heißt es darin. Es seien Fehler und Mängel gemacht worden. Handelnde hätten ihre Rolle anders verstanden, als es ihrem Auftrag entsprochen hätte, sagte der neu eingesetzte Apostolische Administrator Grothe am bei der Vorstellung des "Abschlussberichts über die externe kirchliche Prüfung der Baumaßnahme auf dem Domberg in Limburg". Der Bericht diene aber nicht dazu, "jemanden zu beschuldigen".
Man könne "nicht von einer Alleinschuld eines Einzigen" sprechen, fügte der frühere Paderborner Weihbischof Grothe in Limburg hinzu. Es sei das Verschulden von Mehreren. Allerdings habe der Limburger Bischof geglaubt, die Baumaßnahme in seiner alleinigen Zuständigkeit ausführen zu können. Dies ist Grothe zufolge eine Fehleinschätzung mit "schlimmen Folgen" gewesen. Ob etwas eine strafrechtliche Auswirkung haben könnte, müsse nun geprüft werden, erklärte Grothe. Die Staatsanwaltschaft habe bisher ihre Tätigkeiten ruhen lassen.
Laut Bericht war Tebartz-van Elst über die Kosten für den Bau seines Diözesanen Zentrums am Limburger Domberg informiert, auch als diese längst aus dem Ruder liefen. Spätestens am 11. September 2013 war Tebartz-van Elst bekannt gewesen, dass das Bauprojekt rund 31,5 Millionen Euro kosten wird. Allerdings habe der Bischöfliche Stuhl keinen Schaden erlitten, fügte Grothe hinzu. Der Bericht selbst kommt zu dem Ergebnis, "dass der Bischöfliche Stuhl bilanziell durch das Bauprojekt nicht wesentlich beeinträchtig wurde, weil durch die Aufwendung der liquiden Mittel Anlagevermögen entstanden ist."
Hessische Landeskirche hofft auf gute Ökumene
Der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Volker Jung, hat den Rücktritt von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst als "außerordentlich wichtig für einen Neuanfang im Bistum Limburg" gewertet: "Wir haben mit Sorge beobachtet, welche Belastung die vergangenen Monate für das Bistum waren." Jung betonte, die Landeskirche wolle "die guten ökumenischen Beziehungen" weiter pflegen und wünschte dem Bistum "Gottes Segen für die nun zu treffenden Entscheidungen".
###mehr-links###
Der Kirchenpräsident betonte, dass es auch in den vergangenen Wochen sehr gute Kontakte in der ökumenischen Arbeit vor Ort gegeben habe. Als herausragendes Beispiel in der letzten Zeit nannte er das gemeinsame Engagement in der Hilfe für Flüchtlinge an vielen Orten. "Wir sollen als Kirche Jesu Christi nicht für uns selbst da sein, sondern für die Menschen, die zu uns gehören, und auch für alle anderen, mit denen wir zusammenleben", sagte Jung.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erklärte in Berlin: "Es ist gut, dass der Papst heute eine Entscheidung herbeigeführt hat, die für das Bistum Limburg eine Zeit der Unsicherheit beendet und einen Aufbruch und einen Neubeginn möglich macht." Er kündigte zugleich an, dass der Prüfbericht über die Baukosten im Bistum am Nachmittag in Limburg öffentlich gemacht und danach auch im Internet einsehbar sein sollte.
Marx würdigte die Arbeit der Prüfkommission, die sein Vorgänger Robert Zollitsch eingesetzt hatte. Zollitsch habe mit Sachlichkeit und Sensibilität das "nicht einfache Unterfangen" begleitet, betonte Marx. Der Bischofskonferenz-Vorsitzende unterstrich zudem, dass er es als künftige Aufgabe betrachte, Entscheidungen über Finanzen in der katholischen Kirche transparenter und nachvollziehbarer zu machen. An die Menschen im Bistum Limburg appellierte er, für einen Neuanfang seien Bereitschaft zur Versöhnung und neues Vertrauen nötig.
Katholische Laien begrüßen "Chance für einen Neuanfang"
Die Entscheidung von Papst Franziskus hat nach Ansicht des Präsidenten des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, "große Bedeutung für die Kirche in Deutschland". Jetzt sei "die Chance für einen wirklichen Neuanfang in der Diözese gegeben", erklärte Glück in Bonn. Es sei aber gleichzeitig "sehr wichtig, dass aus den Erfahrungen in der Diözese Limburg auch die notwendigen Konsequenzen für die Kirche in ganz Deutschland gezogen werden", fügte Glück hinzu: "Dies gilt besonders für die Transparenz der kirchlichen Finanzen, für die Bedeutung einer qualifizierten Gremienarbeit und für einen kooperativen Führungsstil."
Auch das Ökumene-Institut der evangelischen Kirche begrüßte die Entscheidung von Papst Franziskus. Man wolle damit offenbar zunächst die Situation im Bistum beruhigen, sagte der Catholica-Experte des Konfessionskundlichen Instituts im südhessischen Bensheim, Martin Bräuer, am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Mit der Ernennung von Weihbischof Grothe zum Apostolischen Administrator habe man auch das Domkapitel mit in die Verantwortung für die Zustände genommen, fügte Bräuer hinzu. "Da aber Weihbischof Grothe bereits im fortgeschrittenen Alter ist, wird er nur für eine Übergangszeit im Amt sein", unterstreicht Bräuer.
Limburger Priester sind dankbar
Sprecher von Priesterkreisen des Bistums Limburg haben erleichtert auf den Rückritt reagiert. "Ich bin froh, dass die Hängepartie zu Ende ist", sagte der Sprecher des bisherigen Priesterrats, Reinhold Kalteier, am Mittwoch dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Kalteier rechnete in Anbetracht des Alters von Administrator Grothe (74) mit einer Übergangszeit von ungefähr einem Jahr bis zur Wahl eines neuen Bischofs. Der Oberurseler Priester wünschte, dass Tebartz' Nachfolger "nicht eigenen Fantasien folgt oder dem, was andere ihm einflößen", sondern sich erst im Bistum genau umschaut. "Der künftige Bischof soll die Gremien ernst nehmen und Vertrauen schaffen."
"Ich bin dem Papst sehr dankbar für den Neuanfang", sagte der Sprecher des "Hofheimer Kreises" kritischer Priester, Werner Otto. "Weihbischof Grothe als Administrator wird im Bistum Limburg mit offenen Armen empfangen", sagte der Frankfurter Jugendpfarrer. Er wünsche sich eine Offenheit für den Dialog. Auch der künftige Bischof werde einen großen Vorschuss an Vertrauen genießen. "Aber es muss auch eine Kontrolle stattfinden, dass so etwas wie die Finanzierung des Bischofshauses durch den Bischöflichen Stuhl nicht wieder passiert."