Gleich zu Beginn verpackt ein Arzt die Diagnose in die kernige Botschaft, der Befund sehe "nach Chefvisite" aus: nicht beim Bischof, nicht beim Papst, sondern "ganz oben". Braun nimmt die Nachricht vom baldigen Ableben mit der ihm üblichen christlichen Gelassenheit auf, er hat sich schließlich nichts vorzuwerfen und kann frohgemut vor seinen Schöpfer treten. Zuvor aber muss er selbstredend noch eine Runde "kriminalisieren", und da angesichts der Umstände selbst Bischof Hemmelrath gnädig gestimmt ist und der beleibte Pfarrer seine letzten Tage in der Heimat Bad Beuern verbringen darf, wird die Heimkehr zum Heimspiel.
Kritik am Wallfahrtsgeschäft
Das Drehbuch zu "Brauns Heimkehr" stammt von Wolfgang Limmer, der seinerzeit auch die Vorlagen für die ersten sieben Drehbücher geschrieben hat. Die Geschichte ist einigermaßen undurchsichtig, übt aber profunde Kritik am Wallfahrtsgeschäft. Letztlich geht es um den Wettstreit zweier bayerischer Gemeinden: Der eine Ort hat schon eine Heilige, was dem kommunalen Bruttosozialprodukt dank der Pilgerschar sehr zu Gute kommt; der andere hat noch keine, will das aber um jeden Preis ändern. Zunächst beschränkt sich der blutige Tribut, den der Wettbewerb fordert, auf zwei kalligrafische Daumen, aber dann gibt es auch ein Todesopfer; die Spur des Geldes führt den "Tabernakel-Columbo" geradewegs in den Vatikan.
Der Munterkeit der Hauptfigur wie auch ihres Darstellers zum Trotz weckt "Brauns Heimkehr" durchaus eine gewisse Melancholie, zumal die unübersehbaren Krankheitssymptome ja nicht gespielt sind; Ottfried Fischer leidet seit einigen Jahren an Parkinson. Davon abgesehen aber gilt auch für den 22. und letzten Film der im Frühjahr 2003 gestarteten Reihe, was "Pfarrer Braun" seit jeher auszeichnete: Die Produktionen wirkten mit ihrer gemächlichen Erzählweise, den nicht eben vielschichtigen Figuren und den überwiegend harmlosen Späßen von Anfang an wie aus der Zeit gefallen. Entsprechend gut passte stets die unverwechselbare Musik von Martin Böttcher, dem mittlerweile 86 Jahre alten Schöpfer der legendären Karl-May-Kompositionen.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Vermutlich war gerade diese unumwundene Gestrigkeit das Erfolgsgeheimnis der Reihe; und natürlich der seit "Ein Bayer auf Rügen"(ab 1993) und erst recht "Der Bulle von Tölz" (ab 1995) ungeheuer populäre Hauptdarsteller. Fischer, eigentlich Kabarettist, legte als Schauspieler immer schon mehr Wert auf die Dialoge; darstellerisch begnügte er sich mit Minimalmimik, so dass er gerade in den "Pfarrer Braun"-Krimis stets etwas Monumentales hatte.
Sieht man davon ab, dass in den letzten beiden Filmen Hansi Jochmann (als Haushälterin Roßhauptner) fehlte, ist es den Produzenten gelungen, das Ensemble in allen Episoden beieinander zu halten. Auch das hat fraglos zur Beliebtheit beigetragen. Während Heinrich Brix als Kommissar Geiger immer bloß den dummen August geben muss, waren die Dialogduelle zwischen dem aufrechten Braun und seinen mitunter fast halbseiden agierenden Klerikalkonkurrenten Bischof Hemmelrath sowie dessen leicht boshaftem Referenten Monsignore Mühlich (Gilbert von Sohlern) für Bibelkenner stets ein Fest.
Hans-Michael Rehberg, alte Schule und große Klasse, versieht den diesmal gar zum Kardinal beförderten Chef des Pfarrers auch in "Brauns Heimkehr" mit feinen Zwischentönen.
Wolfgang F. Henschel hat nicht nur die meisten "Pfarrer Braun"-Episoden, sondern auch diverse Male den "Bullen von Tölz" inszeniert. Regie und Bildgestaltung (Dragan Rogulj, ansonsten Stammkameramann von Sigi Rothemund) sind entsprechend routiniert, filmisch aber frei von jeder Raffinesse. Das Ende allerdings ist angemessen bewegend.