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TV-Tipp des Tages: "Jeder Tag zählt" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Jeder Tag zählt", 17. März, 20.15 Uhr im Zweiten
Mutter Emma ist zunächst überzeugt, ihre Tochter Lilli sei magersüchtig und esse deshalb nichts mehr, doch eine Blutuntersuchung ergibt, dass das Mädchen Leukämie hat.

Dramen über Kinder, die an Krebs erkranken, sind für die Beteiligten immer ganz besondere Filme. In diesem speziellen Fall gilt das allerdings erst recht, zumindest für die vielfach ausgezeichnete Autorin Ruth Toma ("Solino"), und das keineswegs allein, weil ihr Drehbuch auf einem Roman ihrer Schwester basiert: In dem Buch "Am seidenen Faden" erzählt Jutta Mehler von einer 15jährigen, die an Leukämie erkrankt; das Mädchen ist ihre eigene Tochter.

Hommage an die Tapferkeit einer jungen Frau

Persönliche Betroffenheit ist naturgemäß ebenso wenig ein Qualitätsmerkmal wie die Tatsache, dass ein Stoff auf realen Ereignissen basiert, aber die Vorgeschichte lässt einige Details der Handlung in etwas anderem Licht erscheinen. Davon abgesehen ist "Jeder Tag zählt" ein berührendes Werk geworden, obwohl Regisseurin Gabriela Zerhau tunlichst auf gezielte Sentimentalitäten verzichtet und der Film immer wieder verblüffend humorvoll ist. Dass das Werk weniger das nahe liegende Melodram, sondern vor allem eine Hommage an die Tapferkeit einer jungen Frau geworden ist, liegt nicht zuletzt an Hauptdarstellerin Lilian Prent, die ihre erste Rolle überhaupt ganz formidabel spielt. Die Handlung beginnt idyllisch, aber schon die Prologbilder der mit ihrem Hund spielenden Lilli deuten an, dass sich ein düsterer Schatten auf das Leben von Familie Sand legen wird: Kurze Zwischenschnitte, die wie unheilverkündende Einschlüsse wirken, nehmen die weiteren Ereignisse vorweg. Mutter Emma (Katharina Böhm) ist zunächst überzeugt, Lilli sei magersüchtig und esse deshalb nichts mehr, doch eine Blutuntersuchung ergibt, dass das Mädchen Leukämie hat.

Der Rest des Films trägt sich größtenteils auf der Kinderkrebsstation der Münchener Uniklinik zu. Unterbrochen wird die Krankengeschichte nur durch einige Ausflüge zum Haus von Lillis Vater: Das Ehepaar Sand hat sich vor vielen Jahren getrennt, aber Emmas Feindseligkeit gegenüber der neuen Frau von Ex-Mann Gerd (Bernhard Schir) ist ungebrochen. Die Animositäten stören den Fluss der Handlung mitunter, sind aber menschlich, zumal Emma alles andere als begeistert darüber ist, dass Lilli zwischendurch beim Vater wohnen möchte. Ungleich größere Stolpersteine stellen allerdings Emma einseitige Zwiegespräche dar, die sie wechselweise und mitunter auch sehr lebhaft mit einem Kreuz (also Gott) oder einer Büste des Klinikgründers führt. Noch irritierender ist eine von Saskia Vester als Späthippie verkörperte Freundin Emmas, die inbrünstig nicht zu Gott und seinem Sohn, sondern zur Göttin und ihrer Tochter betet.

Diese spirituellen Momente wirken zwar ähnlich überzogen wie der religiöse Eifer in dem thematisch ganz ähnlichen Drama "Die Drachen besiegen", sind aber innerhalb der Geschichte auch nur Fußnoten. Im Zentrum steht der von vielen Fachausdrücken begleitete Kampf des Mädchens um sein Leben, nachdem sich endlich ein Knochenmarkspender gefunden hat. Dass der Film funktioniert, obwohl man als Laie den medizinischen Dialogen oft nicht folgen kann, ist neben der vorzüglichen  Lilian Prent auch den Nebenfiguren und ihren Darstellern zu verdanken, allen voran Samy Abdel Fattah als zwei Jahre jüngerer Ali, der ziemlich cool mit seiner Krankheit umgeht und sich unverblümt an Lilli ranschmeißt.