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TV-Tipp des Tages: "Tatort: Kopfgeld" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Tatort: Kopfgeld", 9. März, 20.15 Uhr im Ersten
LKA-Kommissar Tschiller und sein Kollege Yalcin Gümer kämpfen nach wie vor gegen die Kurden. Clan-Boss Firat Astan sitzt zwar im Gefängnis, aber die Fäden laufen immer noch bei ihm zusammen.

Als die ARD fast auf den Tag genau vor einem Jahr den ersten "Tatort" mit Til Schweiger ausgestrahlt hat, war es ein erklärtes Ziel, Zuschauer unter sechzig anzusprechen. Der Plan ging auf: "Willkommen in Hamburg" erreichte bei den 20- bis 59-Jährigen einen Marktanteil von 36 Prozent. Inklusive Mediathek-Aufrufe hatte die Premiere des schlagkräftigen und schießfreudigen Nick Tschiller über 14 Millionen Zuschauer; eine phänomenale Quote. Auch wenn die Kollegen aus Münster damals prompt nachlegten: Die Resonanz war ein Beweis für die große Lust des Publikums, sonntags um 20.15 Uhr auch mal einen anderen Ermittlertypus als die brave Klara Blum oder die eingespielten Teams aus Leipzig, Köln und München zu erleben. Die Fortsetzung wird die Schweiger-Fans ebenfalls nicht enttäuschen.

Offener Kiezkrieg

Die Geschichte knüpft nahtlos an den ersten Fall an: LKA-Kommissar Tschiller und sein Kollege Yalcin Gümer (Fahri Yardim) kämpfen nach wie vor gegen die Kurden. Clan-Boss Firat Astan (Erdal Yildiz) sitzt zwar im Gefängnis, aber die Fäden laufen immer noch bei ihm zusammen. Nachdem die Polizei sein Prostitutionsgeschäft zerschlagen hat, will er nun den Drogenhandel der Stadt kontrollieren. Zuvor muss jedoch die Konkurrenz ausgeschaltet werden; es kommt zum offenen Kiezkrieg. Und weil Astan natürlich auch noch eine Rechnung mit Tschiller offen hat, setzt er eine Belohnung für die Ermordung des Beamten aus.

Ähnlich wie kürzlich der "Tatort" aus Bremen ("Brüder") ist "Kopfgeld" ein knallharter Gangster-Film, zumal Erdal Yildiz, vor gut zehn Jahren bekannt geworden als Partner von Corinna Harfouch in der Sat.1-Krimireihe "Blond: Eva Blond!", ein großartiger abgrundtief böser Gegenspieler ist. Gegenüber der Premiere hat Autor Christoph Darnstädt das Personal um eine reizvolle Figur erweitert: Ralph Herforth spielt einen völlig abgewrackten Kollegen aus dem Drogendezernat, bei dem man bis zum Schluss nicht weiß, auf welcher Seite er steht; Tatsache ist jedenfalls, dass der Astan-Clan rechtzeitig über jeden Schritt der Polizei informiert ist.

Regisseur Alvart ("Antikörper"), ein Spannungsspezialist mit Hollywood-Erfahrung ("Pandorum"), inszeniert auch den zweiten Fall mit Nick Tschiller als Action-Thriller. Seine Spannung bezieht der Film dennoch auch aus der Geschichte, zumal Darnstädt ("Das Experiment") seinem Helden erneut gute Argumente liefert, den Zweikampf persönlich zu nehmen: Nachdem der Kommissar und seine Tochter (Luna Schweiger) nur knapp einem Anschlag entkommen sind, rächt sich Astan an Staatsanwältin Hanna Lennerz (Edita Malovcic), der Freundin Tschillers.

Trotzdem lassen die dynamische Bildgestaltung (Jakub Bejnarowicz), der rasante Schnitt (Philipp Stahl) und die Action-Musik von Martin Todsharow nie einen Zweifel daran, dass Alvart bei der Umsetzung des Films eher eine Kinoleinwand als einen Fernseher vor Augen hatte. Entsprechend groß sind die Bilder; der Aufwand dürfte deutlich höher gewesen sein als beim gewöhnlichen Sonntagsfilm im "Ersten", zumal der Regisseur alle nur denkbaren Register zieht. Aber genau dies, ein Krimi von der Stange, will "Kopfgeld" ja nicht sein, weshalb der Film in jeder Hinsicht eine Nummer größer ist; auch als das Leben. Gerade deshalb wird der zweite Auftritt Schweigers all jenen "Tatort"-Freunden, die nichts dagegen haben, wenn die Ermittler geruhsame klassische Polizeiarbeit betreiben, erneut zu laut, zu aggressiv und vor allem zu hektisch sein. Dabei gibt es einige wirklich großartige Szenen, die ganz ohne Gewalt auskommen.