Sophienkathedrale in Kiew
Foto: Thinkstock/iStock/Maxal Tamor
Die Sophienkathedrale in Kiew steht mitten zwischen den Kirchen: Weil sich die beiden großen orthodoxen und die katholische Kirche nicht einigen konnten, wer die Kirche nutzen darf, hat der Staat sie zu einem Museum umgewandelt.
Der Wunsch nach Frieden eint die ukrainischen Orthodoxen
Wladimir Putin schickt russische Soldaten auf die Krim, die neue Regierung in Kiew wehrt sich dagegen und die internationale Diplomatie verhandelt auf Hochtouren. Inmitten der Unwägbarkeiten bemühen sich auch die Orthodoxen Kirchen in der Ukraine trotz einer historischen Spaltung gemeinsam um Frieden.

Erst Ende Februar löste der Metropolit Onuphrios seinen 78-jährigen Vorgänger Wolodimir als Metropolit der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche ab. Aber er hat schon mehrfach an den Moskauer Patriarchen Kyrill und Russlands Präsident Putin appelliert, ein Blutvergießen in der Ukraine zu verhindern.

Onphrios' Einsatz ist deshalb bemerkenswert, weil auch die Orthodoxen Kirchen in der Ukraine die politische Situation widerspiegeln. Drei große orthodoxe Hierarchien gibt es in dem Land, die größte davon ist die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (Moskauer Patriarchat). Der Zusatz ist deshalb wichtig, weil diese Kirche zwar autonom ist, aber unter der kirchenrechtlichen Hoheit des Moskauer Patriarchen Kyrill steht.

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Anders sieht es aus mit der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (Kiewer Patriarchat). Nachdem die Ukraine im August 1991 ihre Unabhängigkeit erklärt hatte, strebte auch die Orthodoxe Kirche in der Ukraine die Unabhängigkeit von der großen Mutterkirche in Russland an. Unter dem Metropoliten Filaret kam es zur Spaltung, weil der Rat der Russisch-Orthodoxen Kirche die Unabhängigkeit der Ukranischen Kirche nicht anerkennen wollte und Metropolit Filaret von allen seinen Würden und dem Priesteramt entband. Filaret weigerte sich, weihte einen neuen Bischof und erhielt die Unterstützung des damaligen Präsidenten Leonid Kravchuk, so dass seit Juni 1992 zwei Ukranisch-Orthodoxe Kirchen parallel existieren - eine autonome, die einen eigenen Metropoliten hat, aber das Moskauer Patriarchat anerkennt, und eine so genannte autokephale, deren eigener Patriarch in Kiew sitzt.

Die kleinste der drei großen orthodoxen Kirchen in der Ukraine ist die Autokephale Orthodoxe Kirche. Sie ist in der Zeit der kurzen ukrainischen Unabhängigkeit der Ukraine von 1918 bis 1920 entstanden, nach dem Anschluss der Ukraine an die Sowjetunion ausgewandert und hat in den USA überlebt, erläutert Michael Hübner, Referent für Mittel- und Osteuropa bei der EKD. Die Autokephale Orthodoxe Kirche hat eine eigenartige Besonderheit: Ihre Auslandsgemeinden gehören zum Patriarchat von Konstantinopel und sind darüber als offizielle Kirche anerkannt, die Inlandsgemeinden aber nicht.

Gemeinsamer Einsatz für den Frieden

Eine Einigung der Ukrainisch-Orthodoxen Kirchen ist bisher nicht gelungen. Immerhin arbeiten sie - unter anderem gemeinsam mit der Griechisch-Katholischen Kirche, den Baptisten und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine - im "All-Ukrainischen Rat der Kirchen und Religiösen Organisationen"  (AUCCRO) zusammen, in diesen Tagen auch für den Frieden in der Ukraine.

"Wenn es um Gewalt geht, um Opfer, um Frieden, dann stehen die Kirchen zusammen. Da dringt bei allen die Friedenspflicht hervor, der Schutz des Lebens und die Ablehnung von Gewalt", sagt Hübner, der die Haltung der ukrainischen Kirchen in diesen Tagen genau beobachtet. Politik, sagt er, spiele zumindest bei den Kirchenleitenden eine geringere Rolle als der Wunsch nach Frieden: "Geistliche aller Hierarchien und Kirchen sind mit Prozessionen und Seelsorgern schon bei den Maidan-Demonstrationen zwischen die Fronten gegangen, auch das Moskauer Patriarchat." Auch im Konflikt auf der Krim könnten die Kirchen friedenstiftend wirken. "Es ist noch ein bisschen Respekt vor dem geistlichen Amt da", sagt Hübner.

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Auch der Orthodoxie-Experte Sebastian Rimestad von der Universität Erfurt bestätigt, dass die Kirchenleitungen die Einheit der orthodoxen Christen wahren wollen, statt die politische Spaltung auch auf die Kirchenmitglieder zu übertragen. Der ukrainische Staat sei außerdem bemüht, alle drei orthodoxen Kirchen gleich zu behandeln, egal ob sie nach Moskau oder Kiew blicken.

Ein erster Schritt im gemeinsamen Einsatz der Kirchen für Frieden ist jedenfalls getan. Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill hat Metropolit Onuphrios am 2. März mit einem Brief geantwortet, in dem Kyrill schreibt: "Die Kirche nimmt weder die eine noch die andere Seite im politischen Kampf ein. Aber es ist die Pflicht der Kirche, sich um die zu kümmern, die Gewalt erleiden, die Verteidigung brauchen, deren Leben in Gefahr ist." Und weiter: "In Antwort auf Ihr Schreiben, lieber Bischof, versichere ich Ihnen und den ukrainischen Gläubigen, dass ich alles mir Mögliche tun werde, um alle zu überzeugen, die Macht haben, dass es nicht zum Tod friedlicher Menschen auf der meinem Herzen teuren ukrainischen Erde kommen darf."