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TV-Tipp des Tages: "Vater Mutter Mörder" (3sat)
TV-Tipp des Tages: "Vater Mutter Mörder", 5. März, 20.15 auf 3sat
Im Rahmen des Themenabends "Amok" wiederholt 3sat ein intensives Elterndrama, das beschreibt, wie Kinder zu Killern werden.

Wenn Kinder töten, betrachten sich ihre Eltern automatisch als Mittäter. Natürlich waren sie an der Tat nicht beteiligt, sie haben weder abgedrückt noch zugestochen. Aber sie haben den Mörder großgezogen, und daher fragen sie sich, was sie falsch gemacht haben. Bei jugendlichen Straftätern aus "gutem Hause" ist die Fallhöhe naturgemäß noch größer. In diesem Drama mit dem plakativen, aber treffenden Titel "Vater Mutter Mörder" geht Niki Stein (Buch und Regie) genau solchen Fragen nach. Er erzählt die Geschichte konsequent aus Sicht des schockierten Vaters (Heino Ferch), der zunächst jeden Kontakt zum Sohn abbricht; als könne er sich auf diese Weise auch jeder Verantwortung entledigen.

Die Schuldfrage

Auf den ersten Blick ereignet sich die Tat tatsächlich wie aus heiterem Himmel. Stein verstärkt den Effekt noch, indem er seine Hauptfigur, den Fotojournalisten Tom Wesnik, zum Tatort eilen lässt, um Fotos zu schießen. Zu seinem Entsetzen erfährt er von der Polizei, dass sein Sohn Lukas (Merlin Rose) gemeinsam mit einem Freund die Eltern einer Mitschülerin (Liv Lisa Fries) erschossen hat. Natürlich wehren sich Tom und vor allem seine Frau Esther (Silke Bodenbender) gegen die Vorstellung und hoffen, dass Lukas bloß Mittäter war, doch die kriminaltechnische Untersuchung ergibt zweifelsfrei: Er hat erst die beiden Erwachsenen und dann den Freund ermordet; ein Suizidversuch ist fehlgeschlagen.

In kriminalistischer Hinsicht ist die Schuldfrage also alsbald geklärt; aber nicht im moralischen Sinn. Wesnik entdeckt in Lukas Sachen zwar diverse Hinweise, die ins Klischee jugendlicher Gewalttäter passen, darunter Killerspiele auf dem Computer oder gezeichnete Gewaltfantasien, und natürlich fühlt er sich schon allein deshalb mitschuldig, weil ihm die Tatwaffe gehört. Aber eine eindeutige und monokausale Erklärung findet er nicht, und die bleibt der Film auch konsequent schuldig: weil es sie nicht gibt. Schon allein deshalb ist "Vater Mutter Mörder" ein mutiger Stoff, zumal Stein bei der Umsetzung des Dramas auf jegliche Krimikonvention verzichtet hat; Ermittler und Staatsanwältin sind bloß Randfiguren. Eine größere Rolle spielt allein die Anwältin (Katharina Wackernagel), weil sie gewissermaßen die moralische Instanz einnimmt und Wesnik klar macht, dass Lukas auch als Mörder trotzdem sein Sohn bleibt: Als der Fotograf brutale Zeichnungen seines Sohnes findet, erklärt er den Jungen kurzerhand für unzurechnungsfähig. Fassungslos erfährt er, dass Lukas unter Wahnvorstellungen litt und daher auch bei einem Jugendpsychiater (Jan-Gregor Kremp) in Behandlung war. Weil Wesnik als Fotograf viel unterwegs ist, hat er das schlicht nicht mitbekommen.

Steins Stammkameramann Arthur W. Ahrweiler hat gerade die Dialogszenen überwiegend mit Handkamera gedreht, was die ständigen Streitgespräche zwischen Tom und Esther Wesnik, deren Distanz durch die Tat des Sohnes auf einen Schlag sichtbar wird, sehr lebensnah und glaubwürdig erscheinen lässt. Der Hass der Dorfbewohner oder die Momente im Gerichtssaal wirken daher trotz ihrer Intensität fast schon wie Nebenschauplätze.