Der Klassiker "Ein Herz und eine Krone" von William Wyler ist eine der schönsten romantischen Komödien überhaupt. Die Handlung ist so gut, dass sie auch heute noch funktionieren würde; sieht man davon ab, dass eine Prinzessin im Zeitalter der totalen Mediatisierung keine fünf Minuten lang unerkannt durch Rom schlendern könnte. Autorin Birgit Maiwald hat ihr Drehbuch zu "Herztöne" daher in einem wichtigen Punkt verändert. Es gibt zwar auch hier die Königstochter und ihren bürgerlichen Geliebten (in Wylers Film Gregory Peck und Audrey Hepburn), aber damit enden die Parallelen eigentlich auch.
Sackgasse
Zentrale Figur ist eine junge Journalistin (Jennifer Ulrich), die als Kind davon träumte, Prinzessin zu werden. Nun arbeitet sie immerhin für eine Zeitschrift, die voll und ganz den Schönen und Reichen gewidmet ist. Aber Lissies Karriere steckt in einer Sackgasse: Sie hat es zwar zur persönlichen Assistentin der Chefredakteurin (Andrea Sawatzki) gebracht, doch die spricht ihr den journalistischen Killerinstinkt ab. Das ändert sich, als sich der Fremde (Pasquale Aleardi), mit dem Lissie eine stürmischen Nacht verbracht hat, als Paul Ingwersen, Verlobter der dänischen Thronfolgerin (Mirjam Weichselbraun), entpuppt. Kurzerhand presst sie ihm ein Exklusivinterview ab, aber ihre begeisterte Chefin will mehr: Lissie soll das Tagebuch des Brautpaars schreiben. Dummerweise hat sie sich in den schmucken Reedersohn, der mit der Heirat auch die väterliche Firma retten will, verliebt; und das ist keineswegs die einzige Konsequenz der fruchtbaren Nacht.
Sven Bohse inszeniert die Geschichte mit viel Tempo, Witz und vor allem Charme. Jennifer Ulrich, bekannt geworden durch "Die Welle" und einer der wenigen Gründe, die für einen Besuch des Vampirfilms "Wir sind die Nacht" sprachen, spielt die zwischen Liebe und Karriere hin und hergerissene Journalistin mit angemessener Hingabe, viel Herz und einem komödiantischen Talent, dessen Stärke gerade in der Zurückhaltung liegt. Andrea Sawatzki, grell geschminkt und immer knapp vor der Parodie, trumpft da ganz anders auf und stellt mit ihrem Haifischgrinsen sogar die von Meryl Streep verkörperte Chefredakteurin in "Der Teufel trägt Prada" in den Schatten.
Tilmann P. Gangloff, Diplom-Journalist und regelmäßiges Mitglied der Jury für den Grimme-Preis, schreibt freiberuflich unter anderem für das Portal evangelisch.de täglich TV-Tipps und setzt sich auch für "epd medien" mit dem Fernsehen auseinander. Auszeichnung: 2023 Bert-Donnepp-Preis - Deutscher Preis für Medienpublizistik (des Vereins der Freunde des Adolf-Grimme-Preises).
Mit Pasquale Aleardi als Frauenschwarm liegt man ohnehin immer richtig, aber auch die Frau an seiner Seite ist treffend besetzt: Mirjam Weichselbraun setzt in ihrer Nebenrolle einige Akzente und beeindruckt nicht zuletzt durch einen sehr glaubwürdigen dänischen Akzent. Alle Darsteller profitieren zudem von wunderbaren Dialogen; gerade Sawatzki darf einige böse Sachen sagen. Davon abgesehen erfreut der Film immer wieder durch eine große Liebe zum Detail, zumal sich die Handlung einige Male ganz anders als erwartet entwickelt.