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TV-Tipp des Tages: "Weiter als der Ozean" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Weiter als der Ozean", 19. Februar, 20.15 Uhr im Ersten
Eigentlich wollten Judith und ihr Freund gemeinsam nach Berlin ziehen, aber nun hockt die junge Psychotherapeutin ganz allein in einer viel zu großen Wohnung in der fremden Stadt; Christian hat sich eine Auszeit von der Beziehung genommen.

Im Gegensatz zu existenziellen Dramen wie "Im Netz" oder "Arnies Welt", die Regisseurin Isabel Kleefeld bislang für den WDR gedreht hat, erzählt die Grimme-Preisträgerin in "Weiter als der Ozean" eine ganz einfache Geschichte: Eigentlich wollten Judith (Rosalie Thomass) und ihr Freund gemeinsam nach Berlin ziehen, aber nun hockt die junge Psychotherapeutin für Kinder und Jugendliche ganz allein in einer viel zu großen Wohnung in der fremden Stadt; Christian (Golo Euler) hat sich eine Auszeit von der Beziehung genommen. Später wird er das bereuen, aber da hat sich die Welt für Judith längst weitergedreht.

Unausgepackte Kartons

Beate Langmaack, auch sie Grimme-Preisträgerin (für ihre Drehbücher zu den "Polizeiruf"-Krimis mit Hübchen und Steimle), steht ohnehin für anspruchsvolle Dramen; zu den bekanntesten zählen der Hospizfilm "Blaubeerblau" oder "Guten Morgen, Herr Grothe" (ihr zweiter Grimme-Preis). Vor gut zehn Jahren haben die beiden Frauen schon mal zusammengearbeitet, und selbstredend war auch das Teenagerdrama "Königskinder" alles andere als Zeitvertreibfernsehen. Davon kann auch bei "Weiter als der Ozean" keine Rede sein, selbst wenn einige Entwürfe auf den ersten Blick schlicht anmuten: Judiths unbehaust wirkende Wohnung mit den unausgepackten Kartons ist eine unübersehbare Metapher für den Zustand ihres Seelenlebens, und dem Buckelwal, dessen Irrweg durch die Nordsee ein willkommenes Thema fürs Sommerloch ist, geht es nicht anders als ihr; auch ihn hat in eine Welt verschlagen, die nicht die Seine ist. Gleichzeitig hat der "falsch abgebogene" Wal aber auch entscheidenden Anteil daran, dass Judith dank des Meeresbiologen Martin (Robert Gwisdek) am Ende mit sich, der Stadt und dem Leben versöhnt ist.

Von einer Romanze kann man trotzdem nicht sprechen: Das potenzielle Liebespaar hat gerade mal drei kurze gemeinsame Szenen, schließlich arbeitet Martin fürs Ozeaneum in Stralsund. Dass sie sich überhaupt kennen lernen, hat Judith einem ihrer Patienten zu verdanken. Die Arbeit mit den Kindern steht ohnehin im Mittelpunkt des Films. Die Probleme sind quasi Standardfälle: Linus ist hyperaktiv, der kleine Konrad macht noch ins Bett, weil er spürt, dass sich seine Eltern entfremdet haben, und die halbwüchsige Nele tanzt ihrer Mutter auf der Nase rum. Dank Langmaacks sorgfältiger Vorarbeit und Kleefelds Umsetzung wirken die Herausforderungen aber nicht klischeehaft, zumal die zwar unerfahrene, aber umso idealistischere Judith die jeweiligen Nüsse mit Beharrlichkeit, Charme und unkonventionellen Ideen zu knacken versucht, was ihrem Chef (Götz Schubert) nicht immer gefällt.

"Weiter als der Ozean" ist zwar alles andere als spektakulär, aber ungemein sorgfältig inszeniert; die Kamera ist zudem recht agil unterwegs (Bildgestaltung: Alexander Fischerkoesen). Trotzdem wirkt der Film vergleichsweise bescheiden; abgesehen von den Begegnungen mit den nur bedingt kooperativen Eltern (unter anderem Hans-Jochen Wagner als Linus’ unsympathischem Vater) gibt es praktisch keine aufregenden Momente. Dass man der episodisch erzählten Handlung dennoch gern folgt, ist in erster Linie der Hauptdarstellerin zu verdanken: Rosalie Thomass verleiht der Figur gerade auch dank ihrer Fähigkeit, große Gefühle mit kleinen Gesten zu spielen, viel Tiefgründigkeit. Die drei Kinder sind ganz herausragend geführt, sie agieren völlig glaubwürdig, und die Walgesänge sind sehr schön in die Musik (Florian van Volxem, Sven Rossenbach) integriert.