Geldwolke
Foto: photocase/MMchen
Internet, lass Geld regnen! Crowdfunding ist eine Möglichkeit der Finanzierung
Crowdfunding: Habt ihr alle mal 'nen Euro?
Wenn der Groschen von Oma nicht reicht und die Bank keinen Kredit gibt – dann muss eben die breite Masse ran. Statt einen großen Betrag von einem großen Geldgeber zu bekommen, geben viele Online-Spender kleinere Beiträge. Und schon steht die Finanzierung für das Projekt, den nächsten Urlaub oder die Albumproduktion: Crowdfunding.

Es ist eine Variante des Sich-Geld-Besorgens, die erst um das Jahr 2006 aufkam. Musiker können beispielsweise auf Artist Share für ihre Musik werben und um Geld für die Aufnahme eines Albums bitten. Dafür stellen sie einige Lieder online und hoffen, dass sie gefällt, die Fans mehr hören wollen und bereit sind, dafür in Vorleistung zu gehen. Bekommt eine Band genügend Geld zusammen, kann sie davon ins Studio und eine professionelle Platte aufnehmen – ohne kapitalistische Plattenfirma im Rücken, die sich einmischen könnte in Texte, Sound und Image der Band. Als Gegenleistung bekommen die Fans exklusive Einblicke ins Studio oder Updates, wie die Albumproduktion läuft. Das Endprodukt gibt es meist kostengünstig nur als Download.

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Auf die "Nische" Journalismus hat sich "Krautreporter" spezialisiert. "Krautreporter sorgt dafür, dass Journalismus nicht am Geld scheitert," heißt es auf der Webseite der von Sebastian Esser gegründeten Plattform. "Journalismus-Crowdfunding ermöglicht Storys, die wichtig sind, die aber niemand finanziert. Für manche journalistischen Projekte haben Medienunternehmen einfach kein Geld mehr. An deren Stelle treten bei Krautreporter viele freiwillige Unterstützer."

Gelungene Beispiele dafür sind "Jung und naiv“ von Thilo Jung und seinen YouTube-Videos "Politik für Desinteressierte“. Jung wollte 2.000 Euro, bekam 6.000 Euro zusammen – ohne viel Aufwand und Kosten für Marketing. Dirk von Gehlen, Redakteur und Autor, wollte für sein Buchprojekt anfangs 5.000 Euro. Am Ende stand auf seinem Konto bei startnext über 14.000 Euro.  

Jeder gibt, so viel er kann

Wichtig bei allen Projekten: die Crowd. Also Unterstützer, die an die Idee glauben, obwohl sie das Endprodukt gar nicht kennen und trotzdem bereit sind, für die Umsetzung Geld auszugeben. Eine bedeutende Rolle spielen die sozialen Medien, also Facebook und Twitter. Wer einigermaßen berühmt ist und ein solides Netzwerk oder viele Online-Freunde aufweisen kann, hat es leichter. Es gilt in jedem Fall, Werbung zu machen, für sein Projekt zu trommeln.

Jeder Unterstützer beteiligt sich mit einem Betrag unterschiedlicher Höhe, je nach Einkommen oder wie sehr das jeweilige Projekt interessiert. Ein- oder zweistellige Eurobeträge sind die Regel, anderen Unterstützern ist ein Projekt auch mal tausende Euros wert.

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Gescheitert ist der Journalist und Moderator Daniel Bröckerhoff mit seiner Web-Doku-Serie st­­_ry: 42.000 Euro auf einmal waren wohl zu viel. Welche Lehren er aus seinem Scheitern gezogen hat, hat Bröckerhoff in seinem Blog aufgeschrieben.

Ein aktuelles Beispiel gelungenen Crowdfundings ist „Stromberg“, der Kinofilm zur gleichnamigen Fernsehserie mit Christoph Maria Herbst. Innerhalb einer Woche sammelte die Produktionsfirma eine Million Euro - ein Drittel der Gesamtkosten. Insgesamt hatten sich am Ende 3.300 Menschen beteiligt, im Schnitt mit 330 Euro. Das Minimum lag bei 50 Euro, maximal konnten 1.000 Euro gespendet werden.

Dank Crowdfunding ins Kino?

Diese Woche kommt der Streifen in die Kinos, als erste große Kinoproduktion in Deutschland, die der Zuschauer teilweise selbst finanziert hat. Eine großartige Marketing-Idee. Schließlich kann jeder Unterstützer behaupten, dass das, was er auf der Kinoleinwand zu sehen ist, auch zu einem kleinen Teil ihm zu verdanken ist. Die "Crowd", die den Streifen unterstützt hat, bekommt einen Anteil der Einnahmen, die der Film an den Kinokassen einspielt.

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Auf "Wohltätiges Online-Shopping" setzen die Macher von "Gynny". Registriert man auf der Plattform sein Projekt, können Unterstützer bei ihren Online-Einkäufen einen gewissen Prozentsatz - zwischen fünf und zehn Prozent - des Gesamtbetrags spenden, ohne Aufpreis.  Möglich machen das sogenannte Kickbacks, also Zuschüsse, die Online-Shops ihren Werbepartnern zahlen. 20 Prozent davon behält "Gynny" für sich, macht im Gegenzug Facebook-Werbung für die einzelnen Projekte. Das ist Spenden ganz einfach gemacht. Dabei geht es nicht (nur) um wohltätige Projekte, sondern auch um ganz profane Dinge wie Geld für den nächsten Urlaub. Die Frage, weshalb man auf das Paar Schuhe nicht verzichtet und stattdessen den gesamten Betrag an das Herzensprojekt überweist, bleibt offen.