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TV-Tipp: "Der Kommissar und das Meer: In einer dunklen Nacht" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Der Kommissar und das Meer: In einer dunklen Nacht", 15. Februar, 20.15 Uhr im Zweiten

Der Auftakt des Films weckt allerdings die Neugier: Ein offenbar verzweifelter Mann stößt düstere Drohungen aus, erledigt einen letzten Anruf und setzt sich gleichzeitig eine Pistole an den Kopf. Weil er nur einen Anrufbeantworter erreicht hat, werden seine letzten Momente mitgeschnitten. Die Polizei entdeckt später mehrere Einschusslöcher in dem Zimmer, so dass Kommissar Robert Anders (Sittler) zu der trockenen Erkenntnis kommt, für einen Selbstmord seien entschieden zu viele Schüsse gefallen.

Ein tödlicher Nachbarschaftsstreit?

Der Knüller folgt trotzdem erst gegen Ende, wenn sich rausstellt, wer den Toten tatsächlich auf dem Gewissen hat. Bis dahin präsentiert das Drehbuch (Henriette Piper und Regisseur Anno Saul) im Gegensatz zu manchem "Tatort" immerhin eine Handvoll Verdächtiger, die tatsächlich nachvollziehbare Motive für die Tat gehabt hätten. Allerdings rächt sich wieder mal die Sparsamkeit des ZDF: Mit Ausnahme von Anders, dem deutschstämmigen Kommissar auf Gotland, sowie seinem Assistenten (Andy Gätjen) werden sämtliche Figuren von Einheimischen verkörpert, so dass man eine Weile braucht, um den diversen Namen die richtigen Gesichter zuzuordnen.

Das ändert nichts an der cleveren Konstruktion der Geschichte. Zunächst deuten sämtliche Indizien auf einen tödlichen Nachbarschaftsstreit: Offenbar ist der Tote dem Zorn des Nerzfarmers Kent Norén (Dag Malmberg) zum Opfer gefallen. Dessen Versuch, einen Überfall durch militante Tierschützer vorzutäuschen und auf diese Weise die Spuren zu verwischen, durchschaut Anders recht schnell. Offenbar hat Norén die Leiche des ermordeten Nachbarn, mit dem er sich wegen eines nicht zustande gekommenen Grundstückskaufs zerstritten hat, im Häcksler zerkleinert und an seine Tiere verfüttert. Als sich der Nerzfarmer im Gefängnis das Leben nimmt, scheint der Fall klar. Aber warum ist die Tatwaffe bei einem stadtbekannten Fußballtrainer (Tobias Hjelm) aufgetaucht, dessen Frau angeblich ein Verhältnis mit dem Opfer hatte?

Zum Miträtseln eignet sich "In einer dunklen Nacht" also ganz wunderbar. Außerdem baut das Drehbuch immer wieder kleiner Cliffhängerchen ein. Dafür ist meistens Kriminaltechnikerin Ewa Svensson (Inger Nilsson) zuständig, die Kommissare und Zuschauer mit Sätzen wie "Jetzt ratet mal, wessen Fingerabdrücke ich gefunden habe" ködert; die Antwort gibt’s dann nach dem Szenenwechsel. Ohnehin wird die Handlung Film mehrfach durch den Schnitt weitererzählt. Die Bildgestaltung (Wedigo von Schultzendorff) ist jedoch ausgesprochen unauffällig, und wer Schwedenkrimis auch wegen der Landschaftsaufnahmen schätzt, kommt diesmal kaum auf seine Kosten. Dafür passt die Musik (Florian Tessloff) ganz ausgezeichnet zu den Bildern, ohne sich je in den Vordergrund zu drängen. In erster Linie lebt "In einer dunklen Nacht" also von der ungewöhnlichen Geschichte: Während Beziehungstaten im Fernsehkrimi meist aus Eifersucht oder Hass begangen werden, ist das Mordmotiv diesmal Liebe.