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TV-Tipp des Tages: "Tatort: Großer schwarzer Vogel" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Tatort: Großer schwarzer Vogel", 9. Februar, 20.15 Uhr im Ersten
Ein Kind hat beim Spielen versehentlich einen Sprengsatz ausgelöst, ist vor Schreck die Treppe runtergefallen und an seinen Verletzungen gestorben. Der Umschlag mit der Briefbombe war an Familie Lohmann adressiert.

Das Lied wird mit keinem Wort erwähnt, aber wer es kennt, der bekommt eine Ahnung, welche Gefühle die Hauptfigur bewegen: "Komm, großer schwarzer Vogel" des vor gut zwei Jahren verstorbenen Österreichers Ludwig Hirsch ist ein ungemein trauriges Lied voller Todessehnsucht. In diesem beinahe gleichnamigen "Tatort" aus Berlin kommen die schwarzen Vögel mehrfach vor, allerdings nur am Rande; und dennoch geben sie einen deutlichen Hinweis auf eine düstere Wahrheit, die vor Jahren das Leben gleich mehrerer Menschen für immer verändert hat.

Die Briefbombe

Sie alle sind verdächtig, den Tod eines Jungen verschuldet zu haben. Das Kind hat beim Spielen versehentlich einen Sprengsatz ausgelöst, ist vor Schreck die Treppe runtergefallen und an seinen Verletzungen gestorben. Der Umschlag mit der Briefbombe war an Familie Lohmann adressiert, und damit scheint der Fall klar: Nico Lohmann (Florian Panzner) ist Moderator einer stadtbekannten Anrufsendung, in der Menschen ihr Herz ausschütten können. Neben seinen Fans hat der frühere Leistungsschwimmer allerdings auch Feinde, unter anderem einen Mann (Andreas Guenther), der seine Frau regelmäßig misshandelt hat und Lohmann beschuldigt, er trage die Schuld daran, dass sie ihn irgendwann vor die Tür gesetzt hat. Bei ihren Ermittlungen stoßen Ritter und Stark (Dominik Raacke, Boris Aljinovic) auch auf einen Unfall, der vor einigen Jahren Lohmanns Karriere beendet hat, als sein Auto auf offener Landstraße gerammt wurde. Die Fahrerin, heißt es in den Akten, sei am Lenkrad eingeschlafen; eine Version, die der verbitterte Witwer (Peter Schneider) nie geglaubt hat.

"Großer schwarzer Vogel" ist der letzte gemeinsame Fall für das Berliner Duo. Weil Raacke keine Lust auf eine Abschiedsfolge hatte und vorzeitig ausgestiegen ist, endet die Karriere von Till Ritter ohne großen Abgang; den nächsten Film wird Aljinovic allein bestreiten. Immerhin gibt es im Drehbuch von Jochen Greve (nach einer Idee von Titus Selge, Bearbeitung: Britta Stöckle) Anzeichen für eine gewisse Berufsmüdigkeit des Kommissars: Auch er gehörte zu den nächtlichen Anrufern Lohmanns. Weitaus interessanter ist allerdings das Schicksal des Moderators, der seiner Frau (Klara Manzel) ganz offenbar etwas verschweigt; unter anderem die Tatsache, dass er sich noch regelmäßig mit Henriette (Julia Koschitz) trifft, mit der er zum Zeitpunkt des Unfalls liiert war. Etwas undurchsichtig ist auch die Rolle von Lohmann senior (Hans Uwe Bauer); zumindest ist das Verhältnis zwischen Vater und Sohn ausgesprochen angespannt.

Seinen Reiz bezieht der von Alexander Dierbach sehr zurückhaltend inszenierte Krimi naturgemäß aus der Frage, wer es darauf abgesehen hat, das Glück von Lohmann und seiner Frau zu zerstören; der todbringende Umschlag war nicht die erste anonyme Post. Trotzdem konzentriert sich das Drehbuch vor allem auf die sorgfältige Zeichnung der Figuren; vordergründige Spannung entsteht nur bei einer kurzen Verfolgungsjagd. Dafür ist die Geschichte dank der diversen Dramen am Rand der Handlung in emotionaler Hinsicht umso komplexer. Kein Wunder, dass der Film melancholisch endet.