Der gebürtige Lüneburger, der zum 1. Juni in den Ruhestand geht, prägt seit mehr als 15 Jahren von Karlsruhe aus die Kirche. Er bezeichnet es als "Privileg, Bischof dieser Landeskirche zu sein". Nach dem Studium der Theologie in Göttingen und Heidelberg stand er im badischen Sandhausen erstmals auf der Kanzel. Und so wie ein Pfarrer seine Ortsgemeinde führe, so leite er die Landeskirche, erläutert er sein Amtsverständnis.
Der Umwelt zuliebe mit dem Fahrrad zur Arbeit
Seine große Stärke ist der direkte Draht zu den Menschen, Jungen und Alten, Protestanten oder Katholiken, Zweifelnden und Glaubenden. Sein großes Thema ist die Nachhaltigkeit: in kirchlichen Strukturfragen, in der Medienarbeit und vor allem in der Umweltpolitik. Kürzlich berief Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) den badischen Bischof in den Beirat für nachhaltige Entwicklung. Nach der Atom-Katastrophe von Fukushima vertrat Fischer die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) in der Ethik-Kommission der Bundesregierung zur sicheren Energieversorgung.
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Wichtig ist ihm die Bewahrung der Schöpfung. "Wir können die ökonomischen und ökologischen Lasten, die wir hinterlassen, nicht den nachfolgenden Generationen überlassen", sagt Fischer. Enttäuscht hat ihn daher der Koalitionsvertrag der Bundesregierung, was die Energiepolitik angeht. Schließlich sei die Reduzierung von Kohlendioxid-Emissionen und der Erderwärmung eine "Überlebensfrage der Menschheit und der gesamten Schöpfung". Das setzt er auch selbst um. Er legt kurze Dienstwege mit dem Fahrrad zurück und nutzt wann immer möglich Straßenbahnen und Züge. Selbstverständlich ist es für den Theologen dabei, in der zweiten Klasse zu sitzen.
Mildes Klima und guter Wein erfreuen den Bischof
Bereits vor seinem Amtsantritt am 1. April 1998 hatte Fischer eine gerechtere Einkommensverteilung auch in der Landeskirche und eine Begrenzung von höheren Einkommen gefordert. Dies wurde auch schnell umgesetzt - zuerst bei seinem eigenen Bischofsgehalt. Wichtig ist ihm die Generationengerechtigkeit auch innerhalb der Kirche.
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An Baden schätzt der Landesbischof nicht nur das milde Klima und den Wein, sondern auch die liberal geprägten Menschen. Bundesweit einzigartig ist auch das ökumenische Klima. Fischer formuliert es so: "In Baden gehen die ökumenischen Uhren anders." Dies zeigt auch die gute Zusammenarbeit mit Erzbischof Robert Zollitsch aus Freiburg. Neben einer 2004 verabschiedeten "Charta Oecumenica" zu ökumenischen Gemeindepartnerschaften ist auch der konfessionell-kooperative Religionsunterricht in Baden-Württemberg gemeinsam entwickelt worden.
Zu den Höhepunkten in der Schlussphase seiner Amtszeit rechnet Fischer das intensive Erleben und Feiern der Ökumene beim europäischen Taizé-Treffen am Jahreswechsel in Straßburg: "Wir brauchen solche Tankstellen des Glaubens."
Traktorführerschein statt Ruhestand
Auch auf gesamtkirchlicher Ebene ist Fischer engagiert. Bis November 2013 hatte er zehn Jahre den Vorsitz im Präsidium der Union Evangelischer Kirchen inne. Überdies gehört er dem Rat der EKD an. Ab 2004 leitete Fischer den Verwaltungsrat des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP). Ende 2012 wurde er zum Vorsitzenden des neu konstituierten Aufsichtsrates des GEP gewählt.
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Privat verwirklicht der Vater dreier erwachsener Töchter und fünffache Großvater sein Projekt Großfamilie. Zusammen mit seiner Frau lebt er auf dem Reiterhof einer Tochter und ihrer Familie. Und hilft in seiner Freizeit dort kräftig mit. In seinem Ruhestand will er deshalb auch den Traktorführerschein machen.
Fischer liebt die Kirchenmusik und spielt gerne Gitarre oder Posaune. "Musik ist für viele Menschen das wichtigste Fenster zum Glauben", ist der Fischer überzeugt, der gerne bei klassischer Musik entspannt. Für Ausgleich an langen Sitzungstagen sorgt das morgendliche Joggen und regelmäßiges Wandern. Der Sonntag des EKD-Medienbischofs klingt oft mit dem "Tatort" aus.