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TV-Tipp des Tages: "Schmidt - Chaos auf Rezept" (RTL)
TV-Tipp des Tages: "Schmidt - Chaos auf Rezept", 6. Februar, 21.15 Uhr auf RTL
Schmidt - nur zufällig tragen beide den gleichen Namen: Kiez-Arzt Dr. Adam Schmidt (Lucas Gregorowicz) und seine Chefin Dr. Eva Schmidt (Julia Hartmann). Er lässig, smart und ziemlich unangepasst - sie aus gutem Haus, ehrgeizig und mit eigener Praxis.

Was haben Ärzte und Lehrer miteinander gemeinsam? Sie sind in erster Linie Sozialarbeiter, vernichten eine Menge Alkohol und lernen dauernd schöne Frauen kennen; zumindest in der Serienwelt von RTL. Aber so lange das so abwechslungs- und einfallsreich abläuft wie in "Der Lehrer" und "Schmidt – Chaos auf Rezept", ist das völlig in Ordnung.

Wie schon "Der Lehrer" mit Hendrik Duryn, so ist auch die neue zunächst achtteilige Produktion mit Lukas Gregorowicz im Vergleich zur schon nach einer Staffel wieder eingestellten Serie "Doc Meets Dorf" ein Schritt zurück: frisch, frech und flott, aber nicht gerade experimentierfreudig. Trotzdem sind die einzelnen Episoden ungemein kurzweilig. Die Geschichten mögen jede für sich nicht sonderlich originell sein, aber das fällt nicht weiter auf, weil die Autoren ihren Helden auf gleich mehreren Handlungsebenen agieren lassen. Die Umsetzung ist dank der stilistischen Vielfalt erfolgreich um Liebe zum Detail bemüht, ohne aus dem Rahmen zu fallen. Unterm Strich jedoch lebt "Schmidt" wie "Der Lehrer" vor allem vom Hauptdarsteller.

Kreuzberger Kiez-Doktor mit "street-credibility"

Natürlich wäre es unfair, Lukas Gregorowicz auf "Lammbock" (2001) zu reduzieren, doch in der Kifferkomödie war er einfach richtig gut. Auch die Titelfigur der neuen RTL-Serie ist wie geschaffen für den Schauspieler: Als Kreuzberger Kiez-Doktor bringt er ebenso wie Hendrik Duryn die nötige Glaubwürdigkeit (neudeutsch "street-credibility") mit. Davon abgesehen beherrscht Schmidt zwar sein Handwerk, ist im Herzen aber in den Teenagerjahren stecken geblieben. Dass er so chaotisch wirkt, liegt allerdings vor allem am Kontrast zur zweiten Hauptfigur: Die ausgesprochen attraktive Namensvetterin Eva Schmidt (Julia Hartmann) ist eine Hausärztin wie aus dem Bilderbuch und hat Schmidt in ihre Praxis aufgenommen.

Die Chefin ist ausgerechnet mit einem systemkonformen Sportarzt (Florian Jahr) liiert, auf den Schmidt schon mal eine teure Prostituierte (Sophia Thomalla) ansetzt, damit Eva die beiden in flagranti erwischt: Er hasst den Nebenbuhler, weil er mal für dessen Schlamperei den Kopf hinhalten musste und gefeuert wurde; außerdem ist er heimlich in Eva verknallt. Die Kollegin hält ihn zwar auf Distanz, aber ihr imponiert, dass Adams unkonventionelle Ideen oft verblüffend gut funktionieren.

Auch stilistisch ist "Schmidt" bemerkenswert vielfältig. Schon der Vorspann, eine Kombination aus Realfilm und Zeichentrick, ist liebevoll gestaltet. Die visuellen Effekte passen immer prima zur Geschichte: Bei der hoffnungslos für Schmidt schwärmenden Sprechstundenhilfe Britta (Jil Funke) werden die Augen schon mal durch zwei Herzen ersetzt, und hin und wieder sorgen Balken an den Bildrändern dafür, dass die Serie wie ein Cinemascope-Film aussieht. Zu den akustischen Akzenten gehören ein dezentes "Wusch" bei Gesten oder Wischblenden, und wenn Schmidt den boxenden Deutschtürken freundschaftlich in den Magen knufft, klingt das wie ein Schwinger aus einer Western-Komödie mit Terence Hill und Bud Spencer.

Die Musikauswahl macht ebenfalls Spaß, zumal die Songs gern ironisch eingesetzt werden.

Aus Zuschauersicht dürfte jedoch der Handlungsreichtum das beste Argument für die Serie sein: weil die Autoren in jeder Episode gleich mehrere Geschichten erzählen, die anderswo einzeln für eine komplette Folge reichen würden. Bei den beiden Schmidts ist einfach immer was los.