Foto: Thinkstock/Koovar/O. Kovach
Papierblumen am Altar symbolisieren die persönlichen Wünsche der Ägypter und Deutschen während des ZDF-Gottesdienstes.
ZDF-Gottesdienst: Sehnsüchte von Ägyptern und Deutschen
Aufstände, politische Verfolgung und nun eine neue Verfassung mit mehr Rechten für Christen: Ägypten ist ein Land im Umbruch. Der ZDF-Fernsehgottesdient am kommenden Sonntag stellt das Land in den Mittelpunkt. Er soll auf den Weltgebetstag hinweisen, der dieses Jahr am 7. März gefeiert wird und von Frauen aus Ägypten vorbereitet wurde.
24.01.2014
evangelisch.de
Verena Horeis

Die Weltgebetstagsbewegung christlicher Frauen gibt es nach eigenen Angaben seit über 100 Jahren. Heute feiern Frauen, Männer und Kinder in über 170 Ländern jährlich am ersten Freitag im März den Weltgebetstag. Dieses Mal steht er unter dem Motto "Wasserströme in der Wüste". Dahinter steht die Vision, dass alle Menschen in Ägypten - Christen und Muslime - erleben sollen, dass sich Frieden und Gerechtigkeit Bahn brechen, wie Wasserströme in der Wüste! (vgl. Jesaja 41,18ff.)

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Auch das Thema des Gottesdienstes leitet sich von einem Text aus der Weltgebetstagsordnung her, die traditionell von Frauen aus dem jeweiligen Land vorbereitet wird. Es lautet "Durst nach Leben". Der ZDF-Fernsehgottesdienst aus der Christuskirche in Hamburg-Othmarschen wird von Pfarrerin Andrea Busse gehalten. Sie hat gemeinsam mit ihrem Mann Axel Matyba über sechs Jahre lang in Kairo gelebt und als Pfarrerin gearbeitet.

Alltagsgeschichten von eigenen Sehnsüchten

Bei den Gottesdienstvorbereitungen haben die Beteiligten in den vorgeschlagenen Texten der Weltgebetstagsordnung nach Elementen gesucht, die deutsche und ägyptische Frauen verbinden, erzählt Busse. Dabei ist die Vorbereitungsgruppe auf eine Bibelstelle gestoßen, in der Jesus verspricht "wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt". (Johannes 4,14) Der "Durst nach Leben" gelte für beide Nationen gleichermaßen, so die Pfarrerin.

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Das wird auch im Gottesdienst deutlich. Dort werden vier Ägypter und Deutsche in von ihnen selbst geschriebenen kleinen Texten erzählen, wonach sie sich sehnen, was also ihren "Durst nach Leben" stillen würde. Eine Ägypterin aus der Koptischen Gemeinde in Hamburg beispielsweise wünscht sich mehr Gerechtigkeit in ihrem Land - dass die Menschen dort genug Essen und Arbeit haben. Ein anderer Ägypter wünscht sich, dass Muslime und Christen in Frieden miteinander leben können. Eine Ehrenamtliche aus der Gemeinde sehnt sich nach Freude in ihrem Alltag und auch eine Konfirmandin wird ihre Geschichten erzählen und den Gottesdienstbesuchern und Fernsehzuschauern damit Impulse zum Nachdenken geben.

In ihrer Predigt wird Busse dann von ihren eigenen Erfahrungen in Ägypten berichten. Sie und ihr Mann erlebten unter anderem direkt mit, wie die Ägypter während des "Arabischen Frühlings" für mehr Freiheit kämpften. Während ihrer Zeit dort hat Andrea Busse auch in einer internationalen Weltgebetstaggruppe mitgearbeitet und so eine persönliche Beziehung zu dem Land aufgebaut. Daher freut sie sich besonders, dass sie in diesem Gottesdienst predigen darf.

Papierblumen erblühen während der Predigt

Zufällig passt der Gottesdienst zu Ägypten auch gut zum EKD-Jahresthema der Lutherdekade "Reformation und Politik". Schließlich sei Ägypten ein Land, in dem aktuell sehr viel passiere, sagt Busse. Durch die Schilderungen der Ägypter während des Gottesdienstes greife dieser die politische Situation in dem Land auf. Die Ägypterin wird erzählen, welch hohes Gut es ist, die eigene Meinung offen äußern zu können und wie wichtig Frauenrechte sind.

Innenraum der Hamburger Christuskirche

Auch der interreligiöse Dialog sei interessant und wichtig, sagt Pfarrerin Busse. Ägypten hat beispielsweise gerade eine neue Verfassung verabschiedet, die den dortigen Christen zumindest auf dem Papier mehr Rechte zubilligt. Busse sagt, sie habe den Eindruck, Christen hofften nun, dass sich ihre Situation durch die neue Verfassung verbessern werde. Viele ihrer Bekannten dort seien jedenfalls schon sehr erleichtert gewesen über die Absetzung Mursis. Nun gelte es abzuwarten, wie sich die Realität entwickle. Es sei unter anderem spannend weiter zu beobachten, welche Rolle beispielsweise die Religion im arabischen Raum spiele.

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Doch der Gottesdienst beschäftigt sich vor allem mit den Sehnsüchten der Menschen: Um diese zu veranschaulichen, werden während Busses Predigt symbolisch Blumen erblühen: Die vier Personen, die ihre Wünsche vortragen, haben jeweils eine Papierblume gefaltet und ihren persönlichen Wunsch darauf geschrieben. Sie werden diese während der Predigt ins Wasser stellen, sodass das Papier sich vollsaugt und sich die Blumen dadurch entfalten. Pfarrerin Busse findet das Bild ein gelungenes Symbol für den "Durst nach Leben" einerseits und die "Wasserströme in der Wüste" andererseits, um die der Weltgebetstag bittet.