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Studenten im Containerdorf
Sie sollen die Wohnungsnot von Studierenden lindern: Mobile Container aus Stahlblech werden in Freiburg in einem Pilotprojekt getestet. In Berlin soll bald ein Dorf aus 400 umgebauten Überseecontainern jungen Leuten ein Zuhause bieten.
25.01.2014
epd
Sebastian Stoll

Das Wohnumfeld von Philipp Stumper ist etwas gewöhnungsbedürftig, das muss er selbst zugeben: Zieht der Student der Zahnmedizin morgens den Vorhang des Fensters zu Seite, wird er von Baustellenfahrzeugen begrüßt. In Sichtweite sind grasüberwachsene Gleise und eine Tankstelle. Sein Vorgarten besteht aus Schottersteinen, darum gebaut sind vier graue containerförmige Blöcke. "Man muss sich natürlich erst mal daran gewöhnen, dass man zu viert auf einer Brachfläche lebt."

###mehr-artikel###Stumper ist 23 Jahre alt, er studiert an der Universität Freiburg - und er hatte dasselbe Problem wie viele andere Studenten in Deutschland: "Es war für mich unglaublich schwer, eine passende und bezahlbare Wohnung zu finden." Im Moment ist Stumper eine Art Test-Wohner: Die containerförmigen Bauten, die er gemeinsam mit drei Kommilitonen bewohnt, hat ein Unternehmen in das Nichts in der Nähe der Freiburger Universitätsklinik gestellt.

Vollausstattung zu bezahlbaren Preisen

"Wir wollen hier beweisen, dass unsere Entwicklung funktioniert", sagt Frank Gremmelspacher, Marketing-Chef der Firma Kramer. Geht es nach ihm, gibt es bald in vielen Universitätsstädten ganze Dörfer aus solchen Blöcken.

Student Philipp Stumper in Freiburg vor seinem mobilen Wohncontainer

Eigentlich hat das Unternehmen vor allem Erfahrung im Bau von Kühlräumen, in denen Gastwirte Lebensmittel lagern. Irgendwann hatte man die Idee, dass man statt Schweinefleisch in so einem Raum auch Studenten unterbringen kann, wenn man die Ausstattung entsprechend verändert. Mit dieser verlockenden Geschäftsidee ließe sich auch die Wohnungsnot von Studenten etwas lindern.

Die Module haben eine Größe von 18 bis 22 Quadratmetern, sie bestehen aus einheitlichen Stahlblech- und Kunststoffschaumteilen und wiegen 3,5 Tonnen. Damit kann man sie auch ohne Lkw transportieren. "Wir wenden uns mit den Einheiten vor allem an öffentliche Institutionen wie Städte oder Studentenwerke", sagt Gremmelspacher. "Man kann mit ihnen brachliegende Flächen im Bedarfsfall schnell bebauen und die Module ebenso schnell wieder abbauen." Das Freiburger Studentenwerk habe bereits großes Interesse gezeigt, sich aber noch nicht festgelegt.

Dusche, Küche, Dunstabzugshaube - Philipp Stumper hat in seinem Zuhause mehr Komfort als manch anderer Student. Mit den 350 Euro, die die Firma Kramer ihren Kunden als Mietpreis vorschlägt, würde er zudem eine vergleichsweise günstige Kaltmiete zahlen.

Günstiger Wohnraum dringend gesucht

Das Pilotprojekt in Freiburg ist nicht das einzige Vorhaben dieser Art. Im Berliner Stadtteil Plänterwald plant der Investor Jörg Duske den Bau eines Studentendorfes aus gleich 400 umgebauten Überseecontainern. Das Großprojekt unterscheidet sich von dem Vorhaben der Firma Kramer auch dadurch, dass in Freiburg die Quader aus Fertigbauteilen selbst montiert werden. Beide Projekte beweisen aber, dass es offenbar einen Markt gibt.

Philipp Stumper wird bald schon nicht mehr dabei sein. Viel Miete zahlen muss er als Tester nicht, das ist das Privileg, das er genießt - aber nur bis Juni, dann läuft der Vertrag aus. Es gefalle ihm hier sehr gut, sagt er, aber ein weiteres Mal würde er ein solches Projekt nicht wagen. Wenn auch aus ganz persönlichen Gründen: "Ich habe gemerkt, dass ich nicht so gut alleine leben kann. Ich brauche einfach jemanden, der mir mal ein bisschen Druck macht, damit ich die Küche aufräume."