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TV-Tipp des Tages: "Eine Hand wäscht die andere" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Eine Hand wäscht die andere", 22. Januar, 20.15 Uhr im Ersten
Ulrich Noethen spielt in "Eine Hand wäscht" den durch und durch korrupten, aber ausgesprochen sympathischen Betriebsprüfer Chlodwig Pullmann.

Wo Josefine drauf steht, kann man bedenkenlos einschalten. Leider taucht der Name der von Lothar Kurzawa und Volker Einrauch vor exakt 30 Jahren gegründeten Produktionsfirma in der Regel erst im Abspann auf, aber oft schreiben die beiden Produzenten auch die Drehbücher. Werden ihre Vorlagen von Hermine Huntgeburth ("Neue Vahr Süd") inszeniert – sie ist seit 1987 Teil des Josefine-Teams -, gehören die Filme mit zum Besten, was ein TV-Jahr zu bieten hat; erst recht,  wenn Ulrich Noethen mit von der Partie ist.

Josefine-Trio bleibt seinem Anspruch treu

Für "Der Boxer und die Friseuse" zum Beispiel gab’s 2004 den Deutschen Fernsehpreis. Auch mit "Eine Hand wäscht" die andere ist das Josefine-Trio seinem Anspruch treu geblieben: Die Geschichte des durch und durch korrupten, aber ausgesprochen sympathischen Betriebsprüfers Chlodwig Pullmann ist eine wunderbar doppelbödige Komödie mit originellen Figuren, großartigen Schauspielern und ausgefeilten Dialogen.

Dabei ist schon allein die Wahl des Helden gewagt. Dass man bereit ist, sich mit dem bestechlichen norddeutschen Finanzbeamten zu identifizieren, liegt naturgemäß auch an der Art, wie Noethen den Mann verkörpert: Pullmann betrachtet sich selbst keineswegs als Kriminellen, sondern eher als Wohltäter, der seinen Teil dazu beiträgt, dass die Steuerzahler ein gutes Verhältnis zur Behörde haben. Die Hauptfigur allein würde den Film vermutlich schon tragen, aber interessant wird die ganze Sache durch zwei Gegenentwürfe: Ausgerechnet Pullmanns Frau Jenny (Steffi Kühnert) hat eine Bürgerinitiative zur Wahl eines Antikorruptionsbeauftragten in die Welt gerufen; und nach dem Tod des Abteilungsleiters wird nicht etwa Chlodwig neuer Chef, sondern ein junger Mann aus der Landeshauptstadt, der ausgesprochen allergisch auf jeden Anflug von Bestechlichkeit reagiert.

Ein Beamter namens Kronibus

Alexander Scheer, dem Namen nach den meisten Zuschauern vermutlich völlig unbekannt, hatte gerade in einigen Filmen von Manfred Stelzer herausragende Auftritte ("Brennendes Herz"). Er spielt den Finanzbeamten mit dem schönen Namen Jakob Kronibus, dem seine Korrektheit die Strafversetzung nach Stade eingebracht hat, als peniblen, aber nicht unsympathischen Erbsenzähler. In einer anderen personellen Konstellation könne man ihn durchaus mögen, aber der Platz im Zuschauerherzen ist ja schon an Chlodwig vergeben.

Der wiederum muss um seine Ehe kämpfen, als Jenny ihm auf die Schliche kommt, zumal sich rausstellt, dass er gemeinsam mit dem windigen Bürgermeister (Waldemar Kobus) schuld daran ist, dass sie ihr Geschäft schließen musste. Für Chlodwig bleibt nur die Flucht nacht vorn: Er wird zum Paulus und bewirbt sich um das Amt des Antikorruptionsbeauftragten.

Rings um die Hauptrollen haben Einrauch und Kurzawa viele ähnlich liebevoll ausgedachte Nebenfiguren gruppiert, allen voran Jennys geistig behinderten Bruder Johnny, den Peter Lohmeyer, auch ein Stammspieler Huntgeburths, sehr witzig verkörpert, ohne ihn je bloßzustellen; typisch für die Sorgfalt der Produktion sind die kleinen Geräusche, mit denen Johnnys Freundschaftsgesten unterlegt sind. Interessant ist auch der frühreife Pullmann junior (Kristo Ferkic), der seinen Vater in Sachen krimineller Energie fast in den Schatten stellt. Mit allen Figuren und ihren Darstellern sollte es unbedingt ein Wiedersehen geben, denn das offene Ende der Geschichte schreit geradezu nach einer Fortsetzung.