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TV-Tipp des Tages: "The Blacklist" (RTL)
TV-Tipp des Tages: "The Blacklist", 21. Januar, 20.15 Uhr auf RTL
Kein Wunder, dass deutsche Regisseure und Produzenten angesichts amerikanischer Serien vor Neid erblassen: "The Blacklist", im Auftrag des US-Senders NBC entstanden, sieht aus wie eine Kinoproduktion. Einen derartigen Aufwand kann sich hierzulande allenfalls Til Schweiger erlauben.

Letztlich aber müssen auch die optisch eindrucksvollsten Serien durch ihre Geschichte überzeugen, und die ist ausgesprochen reizvoll: Ex-Agent Raymond Reddington, vom FBI seit zehn Jahren als Verräter gesucht, ist bereit, mit dem Geheimdienst zusammenzuarbeiten. Sein Angebot ist die titelgebende "Blacklist": Er will korrupte Politiker, Spione und Terroristen ans Messer liefern, die das FBI gar nicht auf seiner Fahndungsliste hat, weil es von ihren Verbrechen bislang nichts wusste. Seine Bedingung: Er ist nur dann zur Zusammenarbeit bereit, wenn die junge Agentin Liz Keen als Kontaktperson fungiert.

Ein Charisma wie Hannibal the Cannibal

Die Konstellation erinnert naturgemäß an "Das Schweigen der Lämmer", zumal James Spader den Gangster ähnlich charismatisch anlegt wie einst Anthony Hopkins den gruseligen Hannibal Lecter. Auch Reddington ist seinen Mitspielern intellektuell weit überlegen und dem FBI stets mindestens zwei Schritte voraus. Der Reiz der Serie liegt daher nicht zuletzt in der Frage, was er mit seinem Angebot bezweckt, denn einen offensichtlichen Nutzen zieht er aus der Kooperation nicht; und selbstredend fragt man sich die ganze Zeit, auf welcher Seite er denn steht.

Spader, Kinostar der späten Achtziger, feierte vor zehn Jahren vor allem dank der TV-Serie "Boston Legal" ein triumphales Comeback. Obwohl Reddington mit seiner Mischung aus Süffisanz und Überheblichkeit eine alles andere als positive Figur ist, gelingt es dem Schauspieler, Sympathie für diesen Teufel zu wecken. Kein Wunder, dass Serienpartnerin Megan Boone da nicht ganz mithalten kann. Allerdings ist ihre Mädchenhaftigkeit auch Teil der Rolle, denn das attraktive Erscheinungsbild von Agentin Keen trägt entscheidend dazu bei, dass man sie leicht unterschätzt.

Den Reiz der von Jon Bokenkamp erdachten Geschichte liegt aber vor allem in der Komplexität der einzelnen Episoden; und in der Tatsache, dass nicht nur das FBI, sondern auch das Publikum Reddingtons Brillanz ausgeliefert ist. Zum Auftakt verrät er die geplante Entführung einer Generalstochter. Liz kann das Mädchen zwar in Sicherheit bringen, aber genau dies entpuppt sich als Teil des Plans. Als das Kind im Zoo von Washington wieder auftaucht, trägt es eine Bombe am Körper. Zusätzlich zur zentralen Handlung der einzelnen Folgen legt Bokenkamp eine Vielzahl weiterer Spuren, denn alle wichtigen Figuren haben ihre dunklen Geheimnisse. Folge eins zum Beispiel endet damit, dass Liz durch Zufall eine Kiste entdeckt, die ihren harmlosen Mann in ganz neuem Licht erscheinen lässt.

Und so bietet "The Blacklist" alles, was eine Serie braucht, damit man der nächsten Folge mit Ungeduld entgegensieht: eine Geschichte mit vielen Rätseln, eine gute Mischung aus gelungenen Action- und anspruchsvollen Dialogszenen sowie einen sehenswerten Hauptdarsteller. Dass man Spader gern zuhört, hat auch mit der Qualität seiner deutschen Stimme zu tun: Gesprochen wird er wie schon in "Boston Legal" und den meisten seiner Kinofilme von Benjamin Völz, einem der besten deutschen Synchronschauspieler, der auch Keanu Reeves und Matthew McConaughey spricht.