Jörg Hausendorf, Konzerngeschäftsleiter bei der Bauer Media Group in Hamburg, spricht Optimistisch zu dem Fachpublikum: Die so genannte Medienkrise sei höchstens eine der Tageszeitungen. Zeitschriften seien dagegen quicklebendig. Die Verlage müssten eben intelligente Marktforschung treiben, dem Leser sozusagen hinter die Schädelplatte schauen.
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Ein Beispiel ist die Einführung des ursprünglich us-amerikanischen Erfolgsmagazins "InTouch" auf dem deutschen Markt. Das Hochglanzheft soll den Marktführern "Bunte" (Burda) und "Gala" (Gruner + Jahr) Konkurrenz machen. Es ist Ausdruck einer Neujustierung des Bauer-Images, weniger schmuddelig und billig, mehr Hochglanz und Lifestyle. Die Bauer Media Group verzeichnete 2013 einem Umsatz von ca. 2,36 Milliarden Euro. Sie ist damit einer der wichtigsten Akteure im deutschen Zeitschriftenmarkt. Hatte Bauer im Jahr 2003 noch rund 6.000 Mitarbeiter, so waren es 10 Jahre später bereits mehr als 11.000 in 15 Ländern.
Nach wenig erfolgreichen Ausflügen auf dem Fernseh- und Radiomarkt konzentriert sich der Hamburger Verlag in Deutschland vornehmlich auf sein traditionelles Print-Kerngeschäft. Zu den Bauer-Blättern zählen die Jugendzeitschrift "Bravo", "TV-Movie", "tv14", "Auf einen Blick" und "Neue Post". Die Magdeburger "Volksstimme" zählt als einzige Tageszeitung zum Bauer-Imperium. Anders als etwa der Axel Springer Verlag, der seine Print-Titel im letzten Jahr massiv an die Funke-Gruppe verkauft hatte und nun vor allem auf Online-Angebote setzt, hat das Digitalgeschäft bei Bauer mit 4 Prozent nur einen Mini-Anteil.
"We think popular. Besonders Frauen sind unsere Zielgruppe. Wir finden für sie gute und emotionale Antworten. Gerade Leserinnen identifizieren sich mit unseren Produkten. Wir sind Aufmerksamkeitsweltmeister. Anders als Fernsehen, Hörfunk und Online muss man sich Print zu 100 Prozent widmen", erklärt der Bauer Medienmanager Jörg Hausendorf.
Gesamte "Westfälische Rundschau" geschlossen
Auch Christian Nienhaus, Geschäftsführer der Essener Funke Mediengruppe mit mehr als 1,2 Milliarden Euro Umsatz sieht hoffnungsvoll in die Print-Zukunft. Die Verlagsgruppe verlegte 2011 im In- und Ausland 27 Tageszeitungen mit einer Auflage von über 2,5 Millionen Exemplaren, 13 Wochenzeitungen, 175 Publikums- und Fachzeitschriften, 99 Anzeigenblättern und 400 Kundenzeitschriften. Neben der Stammzeitung "Westdeutsche Allgemeine Zeitung", "Neue Ruhr/ Neue Rhein Zeitung", "Westfalenpost", "Westfälische Rundschau", "Thüringer Allgemeine", "Ostthüringer Zeitung", "Thüringische Landeszeitung" und "Braunschweiger Zeitung" hält Funke noch Minderheitsbeteiligungen an Lokaltiteln wie dem "Iserlohner Kreisanzeiger und Zeitung".
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Dabei ist Nienhaus' persönliche Zukunft derzeit unsicher. Er und sein Verlag werden sich alsbald trennen - wohl auch, weil er als einziger Chefmanager gegen den massiven Aufkauf von Springer-Titeln wie "Hamburger Abendblatt", "Berliner Morgenpost" und "Hörzu" votiert hatte, mit dem sich der Verlag bei einem Kaufpreis von fast einer Milliarde Euro stark verschuldet haben dürfte. Trotz aller Beteuerungen für mehr Qualitätsjournalismus in den eigenen Blättern wurde mittlerweile die gesamte Redaktion der "Westfälischen Rundschau" geschlossen. Weitere Einsparungen sind zu befürchten.
Die bisherige Realität scheint also dem auf dem Medienkongress verbreiteten Optimismus zu widersprechen. Aber Manager Nienhaus bleibt bei seinen Aussagen: "Das Zeitungsgeschäft ist seit zwei Jahren wieder im Aufschwung. Ehemals gute Anzeigen-Kunden sind zurückgekommen, denn Print hat gigantische Reichweiten. Die Zeitung wird zunehmend zum Bildungsgut der Besserverdienenden", prophezeit der Noch-Essener Medienmanager.
"Print geht gut" - besonders bei neuen Titeln
Besonders Tageszeitungen müssten sich auf ihre größte Stärke konzentrieren, eben den lokalen und regionalen Bezug. Auch sei es nicht sinnvoll, in einer zentralen Druckerei zu produzieren, da man dann viel zu früh Redaktionsschluss machen müsse. Der Funke-Konzern verfügt derzeit über 13 eigene Druckhäuser in Essen, Hagen, Duisburg, Braunschweig, Erfurt, Gera, Wien, Klagenfurt, Salzburg, Veszprém, Skopje, Belgrad und Split. Aber man könne Synergieeffekte nutzen, etwa mit anderen Verlagen eine regionale Druckerei teilen, um diese optimal auszulasten.
Zuletzt bläst auch Stephan Schäfer aus dem Vorstand von Gruner+Jahr in das neujährliche Optimismus-Horn. "Ich kann das Print ist tot-Gerede der letzten Jahre nicht mehr hören. Wir haben hart an unserem Portfolio gearbeitet. Brigitte bis Gala, Essen und Trinken, Schöner Wohnen haben Rekordumsätze. Print geht gut", verkündet Schäfer.
Dabei sorgte gerade die Einstellung der Gruner+Jahr-Tageszeitung "Financial Times Deutschland" für große Ernüchterung. Aber Print sei eben nicht gleich Print. Gruner+Jahr habe sich auf eine qualitative und eher hochpreisige Magazinlandschaft konzentriert. Bei special interest-Heften seien Steigerungen weiterhin möglich. Immerhin 30 Prozent der Umsätze würden mit Titeln erzielt, die erst in den letzten drei Jahren gegründet wurden. Daneben gebe es auch Fortschritte in der Digitalisierung. Mit "Chefkoch" bringt der Verlag etwa seit Kurzem mit Erfolg eine neue Kochzeitschrift heraus, die vom gleichnamigen Kochportal Chefkoch.de inspiriert worden ist. Das weitere Online-Geschäft müsse sich als feste Einnahmequelle etablieren, ohne dabei jedoch konzernintern den Zeitschriften Ressourcen zu entziehen, sagt der Hamburger Medienmanager Stephan Schäfer.