Gott im Film
Foto: Universal Pict.Int.Ger./Cinetext
Gottes Wege sind unergründlich: In Evan Allmächtig gibt Gott (Morgan Freeman, rechts) höchtspersönlich Impulse.
Gottesnähe: So flimmert der Schöpfer über die Leinwand
Mit dem Verbot, sich ein Bild von Gott zu machen, tun sich Filmschaffende schwer. Autorin Birgit Roschy hat acht Filme ausgewählt, die den Schöpfer zeigen oder seine Nähe darstellen. Ganz nach der Jahreslosung: "Gott nahe zu sein ist mein Glück".

Dogma

Zwei gefallene Engel, die nach Wisconsin verbannt wurden, hoffen, durch ein theologisches Schlupfloch in den Himmel zurück zu kehren. Auf ihrer Odyssee zu einer Kirche in New Jersey mischen der 13. Apostel, stinkende Höllenmonster, und Jesus letzter Nachfahre mit. Regisseur Kevin Smith, ein bekennender Katholik, klaut in dieser verrückten Komödie mal von Woody Allen, mal von den Monty Pythons und beschäftigt sich mit dem Dogma der Unfehlbarkeit. Neben Matt Damon und Ben Affleck als Engel ist ihm besonders mit Alanis Morrissette als Göttin ein Besetzungscoup gelungen. 

 

Evan Allmächtig

Gott persönlich lädt vor der Villa von Evan eine Ladung Bauholz ab. Mit freundlichem Nachdruck und paarweise auftretenden Tieren verlangt der alte Herr von dem Abgeordneten den Bau einer Arche... In diesem Spin-Off des Erfolgsfilms "Bruce Allmächtig" wird ER erneut von Morgan Freeman im blütenweißen Anzug verkörpert. Dagegen nähert sich Steve Carrell nicht nur optisch dem biblischen Noah an. 175 Millionen Dollar verschlang diese Komödie, die sich an Gläubige und an Öko-Bewusste wendet, mit ihren Slapstick-Späßen aber vor allem kleinen Zuschauern Freude macht.

 

Jesus liebt mich

In der metaphysischen Romanze von Florian David Fitz kommt der Messias auf die Erde, um nachzuschauen, wie es den Irdischen geht: denn das jüngste Gericht steht vor der Tür. Als der Heiland der chaotischen Maria begegnet, hat er ein Déjà-vu. Ähnelt sie nicht, bis auf die Nase, Maria Magdalena? Neben Erzengel Gabriel und Beelzebub taucht in diesem burlesken Budenzauber auch der Allmächtige auf. Michael Gwisdek spielt einen sympathischen, aber angesichts allzumenschlicher Schwächen auch überforderten Gott.

 

Schwestern

Was treibt eine junge Frau dazu, ihr Leben Gott zu widmen? Die Antwort gibt dieses subtile Familiendrama, einer der besten deutschen Filme des vergangenen Jahres, mittels poetischer Umwege. Als sich die Einkleidungszeremonie von Novizin Kati verzögert, überbrücken die angereisten Verwandten die Pause mit einem Picknick. In der bukolischen Idylle rund um das Kloster hat jeder sein existentielles Erweckungserlebnis. Fern von penetranter Missionierung entdeckt dieses verwunschene Kammerspiel im Profanen das Sakrale.

 

Time Bandits

Sechs Zwerge reisen mit einem kleinen Jungen durch Zeitlöcher in verschiedene Epochen, um Schätze zu stehlen. Auf ihrer Diebestour begegnen sie Agamemnon, Robin Hood und Napoleon. Doch das "personifizierte Böse" ist der Truppe ebenso auf den Fersen wie "das Oberste Wesen", ein Bürokrat im Nadelstreifenanzug. Die Fantasy-Komödie von Terry Gilliam, in der auch andere Monty-Pythons-Komiker mitwirken, ist ein schräger Verschnitt aus Geschichte, Komödie und Theologie - und einer der wenigen Kultfilme, die ihren Namen verdienen.

 

Die zehn Gebote

Gott manifestiert sich in Blitzen, Feuerschrift und brennenden Dornbüschen in diesem Monumentalepos von 1956, in dem mit einem damals unerhörten Aufwand das Leben von Moses erzählt wurde. Ein Hollywood-"Schinken" der Superlative: unter anderem dirigierte Regisseur Cecil B. DeMille 14.000 Statisten und 15.000 Tiere, um den Auszug der Israeliten aus Ägypten ins Gelobte Land darzustellen. Biblisch nicht besonders korrekt, besticht das Werk aber noch heute durch sein "Mehr ist mehr"-Prinzip im Hinblick auf Pathos und Effekte.

 

Die letzte Versuchung Christi

In Martin Scorseses Epos wird Gottes Sohn als einfacher Mensch dargestellt, der mit seiner Bestimmung hadert und seine Jünger verwirrt. Am Kreuz erliegt er zunächst der teuflischen Versuchung, sich in ein anderes Leben zu träumen, in dem er mit seiner Jugendliebe Maria Magdalena eine Familie gründet und Gott einen guten Mann sein lässt. Scorseses eindrückliche Verfilmung des Romans von Nikos Kazantzakis, mit Willem Dafoe als Jesus Christus, Harvey Keitel als Judas und der Musiker John Lurie als Pontius Pilatus, war der Skandalfilm des Jahres 1988 und löste gewalttätige Proteste wegen Blasphemie aus.

 

Die Geschichte vom Brandner Kaspar

In dieser Verfilmung eines bayerischen Volksstücks gibt Franz Xaver Kroetz einen knorrigen Wilderer im 19. Jahrhundert, der dem "Boanlkramer" mittels gezinkter Karten ein paar Extra- Lebensjahre abluchst. Sakra! Michael "Bully" Herbig spielt mit viel Spaß an der Freud' den grantigen Sensenmann, sein oberster Chef taucht in dieser metaphysischen Heimatkomödie allerdings nicht persönlich auf. Doch Regisseur Joseph Vilsmaier macht unmissverständlich klar, dass Gott ein Bayer ist – und das Paradies ein himmlischer Biergarten.