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TV-Tipp des Tages: "Der Geruch von Erde" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Der Geruch von Erde", 17. Januar, 20.15 im Ersten
Das Motiv ist bekannt: Eine junge Frau kehrt in ihre Heimat aufs Land zurück, begegnet ihrer Jugendliebe und verliebt sich neu in den Exfreund.

Das Muster ist derart bekannt, dass es vermutlich selbst das Stammpublikum des Freitagsfilms im "Ersten" nicht mehr hinterm Ofen hervor und auf die Couch lockt: Junge Frau kehrt in ihre Heimat aufs Land zurück, um dem Vater unter die Arme zu greifen, begegnet ihrer Jugendliebe und verliebt sich neu; erst in die Scholle, dann in den Exfreund. "Der Geruch von Erde" passt aber nur auf den ersten Blick ins Bild. Schauplatz und Figuren mögen dem gewohnten Schema entsprechen, doch ansonsten lässt sich die Umsetzung dieses romantischen Bauerndramas kaum mit den gewohnten Heimatfilmen vergleichen.

Stereotype - aber gut gespielt

Der Film ist daher ein ausgezeichnete Beispiel dafür, wie man solche Geschichten erzählen kann, ohne dass sich Buch (Andreas Pflüger, Anne Kathrin Schulze) und Regie (Marcus Ulbricht) abgedroschener Klischees bedienen müssen, und das, obwohl die Handlung sattsam bekannt ist: Ellen (Maria Simon), promovierte Agrarwissenschaftlerin, hat einst mit dem Vater (Rudolf Kowalski) gebrochen. Als der Alte, der Arbeit längst nicht mehr gewachsen, einen Herzinfarkt hat, kehrt sie ins Allgäu zurück. Der Hof ist heruntergekommen und mit 70.000 Euro verschuldet.

Ellen, die eine bahnbrechende Formel für natürlichen Dünger entwickelt hat, räumt erst mal auf und entwickelt einen Plan, wie man die Schulden abbauen und den Betrieb auf ökologische Landwirtschaft umstellen könnte; dazu müsste allerdings das Milchvieh verkauft werden. Vater Anton, der ein reaktionäres Frauenbild hat und seiner Tochter nicht zutraut, bleibt jedoch uneinsichtig. Als Ellen gemeinsam mit Schwester Leonie (Annika Kuhl) über seinen Kopf hinweg handelt, bricht ihm dies prompt das Herz.

Praktisch kein einziges der Handlungsdetails ist wirklich neu, zumal es mit Jugendfreund Felix (Sebastian Bezzel) auch die obligate Liebesgeschichte gibt: Ausgerechnet Bankerin Karin (Muriel Baumeister), die Anton mit der Kreditrückforderung die Schlinge um den Hals legt, hatte sich einst zwischen das Paar gedrängt. Wirklich stereotyp ist in der Umsetzung aber nur die Beziehung zwischen den beiden zunächst zerstrittenen Schwestern, die sich bei jeder Begegnung angiften. Auch diese Szenen sind jedoch vorzüglich gespielt, zumal Maria Simon die Hauptfigur vom Lande mit ihrer frugalen Attraktivität ohnehin ausgesprochen glaubwürdig verkörpert. Man nimmt ihr nicht nur die Wissenschaftlerin ab, sondern traut ihr auch zu, als Frau auf dem Hof ihren Mann zu stehen, was sie zudem tatkräftig unter Beweis stellt.

Der Film ist ohnehin treffend besetzt. Bezzel wird zwar nicht weiter gefordert, passt aber prima zu seiner Rolle. Gleiches gilt für Rudolf Kowalski als starrköpfigen konservativen Landwirt. Kameramann Ludwig Franz zeigt, dass auch ein modernes Heimatdrama nicht auf prachtvolle Landschafts- und Himmelsbilder verzichten muss; erst recht, wenn die sparsam instrumentalisierte Musik (Mario Lauer) für die passende akustische Untermalung sorgt.