Nicht kleckern, sondern klotzen: 2014 wird ein Fernsehjahr der Superlative, denn die TV-Sender liefern sich eine wahre Materialschlacht um die Gunst des wählerisch gewordenen Publikums. Ganz oben auf der Liste der TV-Spektakel steht dabei die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien von 12. Juni bis 13. Juli, und mit den Olympischen Winterspielen im russischen Sotschi im Februar gibt es ein zweites sportliches Großereignis. Beide werden von ARD und ZDF übertragen.
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Zudem sind der 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs und 25 Jahre Mauerfall für die Programmplaner ein willkommener Anlass zu Großprojekten wie dem ZDF-Thriller "Sarajevo", der aufwändigen Tragikomödie "Bornholmer Straße" (ARD) oder der ARD-Mammut-Doku "Der große Krieg".
2014 buhlen die Sender auch wieder mit XXL-Filmen um Aufmerksamkeit – namhafte Besetzung inklusive: Sat.1 hat die Affäre um Ex-Bundespräsident Christian Wulff verfilmt ("Der Rücktritt" mit Kai Wiesinger), die ARD beleuchtet Themen wie "Die Spiegel-Affäre", "Das Ende der Geduld" (mit Martina Gedeck) nach dem Bestseller der Berliner Jugendrichterin Kirsten Heisig oder "Die Auserwählten" (mit Ulrich Tukur) über den Missbrauch an der Odenwaldschule.
Ebenfalls im Ersten dreht sich das Drama "Der blinde Fleck" um das Oktoberfest-Attentat 1980, und ein Film mit Katja Riemann behandelt das brandheiße Thema Steuerhinterziehung. Opulente Kostümstreifen dürfen nicht fehlen, ob es nun das Mittelalterepos "Die Pilgerin" (ZDF) ist, "Götz von Berlichingen" (RTL) mit Henning Baum als Reichsritter, "Der Clan. Die Geschichte der Familie Wagner" mit Iris Berben (ZDF) oder das Historiendrama "Die Hebamme" (Sat.1). Das Motto lautet stets: Darf es ein bisschen mehr sein?
Daniela Katzenberger als Fernsehermittlerin
Für die Sender geht es darum, die Abwanderung gerade jüngerer Zuschauer zu anderen Medien zu verhindern – oder sie zu den eigenen Mediatheken und Internetangeboten zu lenken. Bestens funktionierte das zuletzt beim "Tatort": Til Schweigers erster Einsatz als Ermittler, den im Fernsehen 12,6 Millionen Zuschauer sahen, wurde in der ARD-Mediathek mehr als eine Million Mal abgerufen.
In der Krimireihe, die 2013 Quotenrekorde purzeln ließ, dreht sich 2014 das Ermittlerkarussell weiter. So löst Joachim Kól seine letzten beiden Fälle als Kommissar in Frankfurt, und auch Dominic Raacke und Boris Aljinovic nehmen als Berliner Ermittler ihren Hut. Dafür startet der neue Franken-"Tatort" mit Dagmar Manzel, Frank-Markus Barwasser und Fabian Hinrichs, der SWR bastelt an einen Event-"Tatort" aus Freiburg mit Heike Makatsch, und Til Schweiger ist zum zweiten Mal als Kommissar aus Hamburg zu sehen.
Die "Tatorte" bleiben natürlich nicht die einzigen Vertreter ihrer Art. Sat.1 plant die Krimiserie "Josephine Klick" mit Diana Amft, und das ZDF holt nicht nur den Klassiker "Ein Fall für zwei" zurück, sondern startet auch neue Krimireihen nach den Bestsellern von Martha Grimes ("Inspektor Jury"), Jan Seghers (Ermittler Marthaler) und Nele Neuhaus (Taunuskrimis). Die ARD bastelt unter anderem an "Heiter bis tödlich"-Serien aus München und Bochum für den Vorabend und lässt allen Ernstes die Pfälzer Blondine Daniela Katzenberger als Ermittlerin Kriminalfälle lösen. Spätestens an dieser Stelle muss man sich fragen, ob das Genre nicht allmählich überstrapaziert wird.
30 Jahre RTL und Sat.1
Der gehobene Humor hat es wie üblich schwer. Immerhin wird die schräge NDR-Reihe "Der Tatortreiniger" mit Bjarne Mädel fortgesetzt, und Olli Dittrich liefert neue TV-Parodien. Nach seiner Persiflage aufs Frühstücksfernsehen nimmt er im Ersten bald Promi- oder Politmagazine auf die Schippe. Weniger zu lachen gibt es 2014 womöglich für die Privatsender.
RTL und Sat.1 werden zwar beide 30 Jahre alt und dürfen sich selber feiern, doch die Fußball-WM bei ARD und ZDF wird ihnen im Sommer das Leben schwer machen. Bitter gerade für RTL, dessen Zugpferde wie "DSDS", "Supertalent" oder "Wer wird Millionär?" zuletzt lahmten. Branchenkenner glauben immerhin, dass die für Herbst bei RTL geplante neue Musikcastingshow "Rising Star" ein Hit werden könnte.
Für einige Moderatoren dürfte 2014 zu einem einschneidenden Jahr werden. Etwa für Reinhold Beckmann, der seine ARD-Talkshow aufgibt. Oder für Jörg Pilawa, weil er vom ZDF zur ARD zurückkehrt und sich dort beweisen muss. Nicht zuletzt wird es auch ein spannendes Jahr für Thomas Gottschalk. RTL hofft auf ihn als Zuschauermagnet. Der ewige Sonnyboy moderiert für die Kölner unter anderem die neue Showreihe "Klassentreffen" und ein Special über die Popgruppe Abba. Für seinen Nachfolger bei "Wetten, dass..?" wird es ebenfalls ein entscheidendes Jahr: Markus Lanz muss zeigen, ob er die Kritik aus dem vergangenen Jahr mit Qualität und Quoten entkräften kann.