Tausende von Polen, Ukrainern, Franzosen, Rumänen, Italienern oder Deutschen pilgern bei strömendem Dauerregen in die großen Messehallen in Straßburg, insgesamt sind knapp 50 Nationen vertreten. Während einige nach Verpflegung Ausschau halten, bereiten sich andere schon auf die gemeinsamen Abendgebete vor und proben meditative Gesänge.
Derweil versorgt die 25-jährige Studentin Gabriela Fritze aus Wien die ersten ankommenden Journalisten mit Informationen in mehreren Sprachen. Sie ist eine von insgesamt rund 1.500 Helfern und Helferinnen - ehrenamtlich, "weil ich von dem spirituellen Geist des Treffens überzeugt bin", sagt sie.
Auch bei Frère Benoit und Frère David herrscht Hochbetrieb. Unermüdlich geben die beiden Brüder der Communauté de Taizé Auskunft, weisen die Helfenden ein und an. Mit dem Knopf im Ohr gibt Frère Benoit gleich in mehreren Sprachen vor, was im nächsten Augenblick zwischen Messegelände und dem Straßburger Münster in der Innenstadt passieren muss.
Eine logistische Herausforderung
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Überhaupt ist das erste grenzüberschreitende Taizé-Jugendtreffen eine logistische Herausforderung, schließlich verbringen die Teilnehmer jeden Vormittag bei einer Familie im Elsass oder im badischen Ortenaukreis. Mehr als 200 Busse pendeln mehrmals am Tag zwischen den jeweiligen gastgebenden Kirchengemeinden und der elsässischen Hauptstadt. So auch am Sonntag: Nach den Gottesdiensten in den 210 Gastkirchengemeinden kommen die Teilnehmenden am Mittag wieder in die französische Gastgeberstadt, um sich tagsüber mit Themen wie Arbeitslosigkeit, Menschenrechte, Gerechtigkeit, Ökumene und Mission auszutauschen.
Knapp zwei Tage lang waren die Ukrainerinnen Anna, Ludmilla und Marianna unterwegs, um beim Jugendtreffen dabei zu sein. "Wir sind für Europa und wollen nach Europa", betonen die jungen Frauen aus Kiew und Umgebung. Und erklären so auch ihr Engagement in den vergangenen Wochen bei den Demonstrationen auf dem Maidan-Platz in der ukrainischen Hauptstadt. "Wir gehen dort hin, um für die Ukraine zu beten", sagt Ludmilla.
Alle Teilnehmer haben eine Bleibe gefunden
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Alle Teilnehmer hätten eine Bleibe für die viertägige Großveranstaltung gefunden, sagt der Prior der Taizé-Gemeinschaft, Frère Alois, und wertet dies als ein Zeichen der Hoffnung. Christen sollten seiner nach Ansicht Freundschaft und Gemeinschaft stiften und vertiefen. Die Menschen stünden vor großen Herausforderungen wie Arbeitslosigkeit, sozialer Not, einer wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich und der Zerstörung der Umwelt, sagt Frère Alois.
"Durch den Heiligen Geist fordert Christus uns auf, den Geist der Rivalität abzulegen, durch den nur Gegensätze und Ungerechtigkeiten verstärkt werden", betont er. Der in Stuttgart aufgewachsene katholische Theologe mit gebürtigem Namen Alois Löser leitet die Gemeinschaft seit dem Attentat auf den Taizé-Gründer Roger Schutz. Er war im Alter von 90 Jahren im August 2005 durch eine psychisch kranke junge Frau beim Abendgebet mit Messerstichen getötet worden. Er galt als einer der großen spirituellen Persönlichkeiten des Christentums.