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TV-Tipp des Tages: "Tatort: Türkischer Honig" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Tatort: Türkischer Honig", 1. Januar, 20.15 Uhr im Ersten
Saalfeld hat eine Halbschwester, Julia, die sich mit ihr treffen möchte und dann vor ihren Augen entführt wird. Als kurz drauf in der Nachbarschaft ein türkischer Geldverleiher erstochen wird, ermitteln die Kommissarin und ihr Kollege Keppler.

Zu den sehenswertesten "Tatort"-Beiträgen aus Leipzig gehörten die Fälle, die Eva Saalfeld (Simone Thomalla) besonders nahe gingen. Am besten und auch am erschütterndsten in dieser Hinsicht war "Nasse Sachen" (2011), als die Hauptkommissarin ihren angeblich seit drei Jahrzehnten toten Vater verhaften musste. "Türkischer Honig" setzt diese Episode in gewisser Weise fort, und auch diesmal hat das Drehbuch (Andreas Pflüger) einen Knüller zu bieten: Saalfeld hat eine Halbschwester, Julia (Josefine Preuß), die sich mit ihr treffen möchte und dann vor ihren Augen entführt wird. Als kurz drauf in der Nachbarschaft ein türkischer Geldverleiher erstochen wird, müssen die Kommissarin und ihr Kollege Keppler (Martin Wuttke) in eine Welt eintauchen, die ihnen völlig fremd ist. Julia ist zur Hälfte Türkin und außerdem die große Liebe von Barbesitzer Ersoy Günes (Denis Moschitto), dem Sohn des Mordopfers, aber Ersoy musste sich auf Druck des Vaters entscheiden: für Julia oder für die Familie.

Perfider Plan

Natürlich gehören der Mord und die Entführung zusammen, sie sind beide Teil eines perfiden, wenn auch eher durch Zufall geglückten Plans; aber das finden Saalfeld und Keppler erst viel später raus. Die Undurchschaubarkeit der Geschichte würde normalerweise völlig reichen, um den Film aus dem "Tatort"-Durchschnitt herauszuheben. Hier kommt noch die familiäre Dimension hinzu, zumal Eva Saalfeld ihren Vater Horst (Günter Junghans) im Gefängnis aufsuchen muss: Anscheinend gehört Julias Entführer zu seinen früheren Schergen. Als die junge Frau schließlich wieder freikommt, fallen die Begegnungen der beiden Schwestern vorrangig lautstark aus, weil sie völlig unterschiedliche Meinungen von Horst Saalfeld haben.

Für eine dritte Spannungsebene sorgt schließlich das sorgfältig gestaltete und inszenierte Miteinander der Ermittler (Regie: Christine Hartmann), aber auch die Dialoge zwischen dem Kommissars-Duo und den Verdächtigen. Besonders reizvoll ist dabei der doppelte Boden, mit dem manche Momente funktionieren. In diesen Augenblicken profitiert der Film davon, dass Autor Pflüger schon einige Male für den "Tatort" aus Leipzig aktiv war. Richtig gut geschrieben und gespielt sind zum Beispiel die Szenen von Keppler und Günes, zumal der Barbesitzer zwar ein Großmaul, aber dank Moschittos Spielweise sehr lässig und durchaus sympathisch ist. Und wenn man weiß, dass der auch hier betont unleidliche Keppler sonst nur Taxi und Straßenbahn fährt, ist es um so verblüffender, ihn gutgelaunt am Steuer von Günes’ Ford Mustang zu sehen.

Endlich darf auch der ansonsten chronisch unterforderte Maxim Mehmet als Kriminaltechniker Menzel mehr als bloß Stichwörter geben. Sehenswert ist "Türkischer Honig" darüber hinaus auch wegen der sorgfältigen Kameraarbeit von Jakub Bejnarowicz, und das Komponistentrio Fabian Römer, Manuel Römer und Matthias Hildebrand-Gonzalez hat eine überaus hörenswerte orientalisch beeinflusste Musik geschrieben.