Der Bundesadler in lila
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Lila ist die Farbe der EKD. In der neuen Bundesregierung sitzen überzeugte evangelische Christen.
Die Protestanten in der neuen Regierung
Am Dienstag soll die neue Bundesregierung vereidigt werden. In ihm stellen Protestanten die Mehrheit. Neun der vorgesehenen Minister gehören der evangelischen Kirche an, manche engagieren sich in kirchlichen Gremien. Ein Blick ins neue Kabinett.
16.12.2013
evangelisch.de
Dominik Speck

Die künftige Familienministerin Manuela Schwesig.

Familienministerin wird eine Frau, die sich als Erwachsene hat taufen lassen: Manuela Schwesig. Die SPD-Politikerin aus Mecklenburg-Vorpommern ließ sich vor drei Jahren im Schweriner Dom gemeinsam mit ihrem Mann und ihrem damals zweijährigen Sohn taufen und gehört seither zur Mecklenburgischen Landeskirche (heute Teil der Nordkirche). Schwesig wuchs konfessionslos in Brandenburg auf, ihre Familie hatte keinen Bezug zur Kirche. Erst nach der Wende habe sie die Möglichkeit gehabt, Kirche kennenzulernen, betonte Schwesig in einem Interview. Ausschlaggebend für ihren Kircheneintritt war die Geburt ihres Sohnes, sagte Schwesig einmal. Nun bete sie jeden Morgen, verriet sie dem Hamburger Abendblatt.

Drei von neun evangelischen Ministern engagieren sich in Laiengremien der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD): Zurück im Amt des Außenministers ist Frank-Walter Steinmeier (SPD), ein reformierter Christ. Der 57-Jährige wurde erst vor kurzem zum Präsidenten des Kirchentags 2019 in Dortmund gewählt. Die aktuelle Legislaturperiode läuft bis 2017. Ebenfalls im Kirchentags-Präsidium sitzt Thomas de Maizière. Der CDU-Politiker kehrt vom Verteidigungsministerium in sein früheres Amt als Innenminister zurück.

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Der bisherige CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe wird Gesundheitsminister. Der Rheinländer ist Mitglied in der Synode der EKD, bis vor vier Jahren saß er auch noch im Rat der EKD. Als Minister für Gesundheit und Pflege wird Gröhe auch mit Fragen der Sterbehilfe zu tun haben. Beihilfe zum Suizid lehnt er strikt ab und vertritt damit eine Position der Kirchen.

Peter Tauber, Gröhes designierter Nachfolger als CDU-Generalsekretär, ist zwar bislang auch in Kirchenkreisen weitgehend unbekannt. Der Bundestagabgeordnete aus Hessen sagte bei seiner Vorstellung im Konrad-Adenauer-Haus aber immerhin gleich zu Beginn, dass er gläubiger evangelischer Christ sei. ###mehr-info###Auf seiner Homepage nennt er Martin Luther als seinen "Held der Geschichte". Merkel will mit der Benennung des 39-Jährigen als Generalsekretär ein Zeichen an die jüngere Generation der CDU setzen, die sich sowohl bei der Postenbesetzung als auch bei den politischen Inhalten übergangen sieht.

Als Staatsminister steht Steinmeier im Auswärtigen Amt ein Landessynodaler zur Seite: Michael Roth (SPD) sitzt seit neun Jahren im Kirchenparlament von Kurhessen-Waldeck. Der Bundestagsabgeordnete ist außerdem Mitglied in der Kammer für Öffentliche Verantwortung der EKD.

Prominenteste Protestantin im Kabinett ist wohl Bundeskanzlerin Angela Merkel selbst. Die CDU-Chefin wuchs als Pfarrerstochter in Ostdeutschland auf. Auch Ursula von der Leyen (CDU), die vom Arbeitsministerium als erste Frau an die Spitze des Bundesverteidigungsministeriums wechselt, ist evangelisch. Sie gehört zur hannoverschen Landeskirche und war 2008 Schirmherrin des evangelikalen Jugend-Kongress Christival.

Cornelia Füllkrug-Weitzel., Chefin von Brot für die Welt.

Hans-Peter Friedrich (CSU) ist nach eigenem Bekunden "überzeugter Lutheraner". Er wechselt vom Innen- ins Landwirtschaftsressort. Johanna Wanka (CDU), weiterhin Bildungsministerin, Wolfgang Schäuble (CDU), weiterhin Finanzminister und Sigmar Gabriel (Wirtschaft/Energie, SPD) sind ebenfalls evangelisch. Gabriel nannte sich einmal einen "gestandenen Lutheraner".

Sie ging am Ende leer aus: Cornelia Füllkrug-Weitzel (parteilos). Die Pfarrerin und Direktorin von Brot für die Welt/Diakonie Katastrophenhilfe war im Kompetenzteam von SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück für die Entwicklungspolitik zuständig. Nun geht das Entwicklungsministerium an den CSU-Politiker Gerd Müller. Füllkrug-Weitzel zählte schon direkt nach der Wahl nicht zu den potentiellen SPDlern, die dafür genannt wurden.