Als Ende November die Diakonie wie in jedem Jahr einen Adventskranz an den Bundestag übergab, war Hermann Gröhe als einziger Polit-Promi neben Bundestagsvizepräsident Peter Hintze (CDU) gekommen. "Stern über Bethlehem" sang der CDU-Generalsekretär kräftig mit. Wenn Kirche und Staat, Geistliche und Politiker aufeinandertreffen und ihr Verhältnis diskutieren, ist Gröhe in der Regel in erster Reihe dabei, hört aufmerksam zu, redet mit. Nun wird der 52-jährige Protestant Gesundheitsminister.
###mehr-artikel###Gröhe stammt aus dem Rheinland und ist seit 1977 Mitglied der CDU. Als 22-Jähriger wurde er Bundesvorsitzender der Jungen Union. Seit 1994 sitzt der Jurist im Bundestag. Er gilt als Vertrauter von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). 2008 hatte sie ihn als Staatsminister ins Bundeskanzleramt geholt. Seit 2009 war Gröhe Generalsekretär der Partei und in dieser Funktion maßgeblich an den Koalitonsverhandlungen mit der SPD beteiligt.
Seit vielen Jahren engagiert sich Gröhe in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Er gehört der EKD-Synode an - und nahm sich ungeachtet der zeitraubenden Koalitionsverhandlungen auch in diesem Jahr die Zeit, Anfang November zumindest für einige Stunden an der Jahrestagung des Kirchenparlaments in Düsseldorf teilzunehmen. Von 1997 bis 2009 war er Mitglied im Rat der EKD. Gröhe, der verheiratet ist und vier Kinder hat, steht für ein konservatives Verständnis christlicher Werte.
Ärztliche Versorgung in ländlichen Gebieten
Im Bereich der Gesundheits- und Pflegepolitik, den Gröhe in der großen Koalition nun managen soll, hat er sich bislang nicht besonders hervorgetan. Zu seinen Aufgaben in den nächsten vier Jahren gehören gemäß Koalitionsvertrag unter anderem, für eine bessere ärztliche Versorgung in ländlichen Gebieten zu sorgen, ein Gesetz zur Korruption in Gesundheitswesen zu formulieren und die Herausforderungen in der Pflege anzupacken.
Als Minister für Gesundheit und Pflege könnte sich Gröhe auch erneut für eine Strafbarkeit der Suizidbeihilfe einsetzen, die von der schwarz-gelben Koalition nicht mehr umgesetzt wurde. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) wollte nur Formen der Hilfe zur Sterbehilfe unter Strafe stellen, mit denen Geld verdient wird. Die Union will dagegen alle Formen der Beihilfe zum Suizid ahnden. Dies verlangten auch die Kirchen - und Gröhe stand dabei fest an deren Seite. Für ein entsprechendes Gesetz wäre allerdings das Jusrizressort zuständig, das künftig von der SPD geführt wird.