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Statt Familienfest: Cocktail auf Bora Bora
Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Singles, nicht mehr allein zu sein. Die Anmeldungen bei Partnerportalen nehmen zu. Doch andererseits haben Alleinstehende viel weniger Familienstress zum Fest.
18.12.2013
epd
Christiane Ried

Carsten Renner (Name geändert) freut sich auf Weihnachten. Sämtliche Familienmitglieder sind zwar über ganz Deutschland verstreut, eine Partnerin hat er derzeit auch nicht. Doch statt an den besinnlichen Tagen über das Alleinsein nachzubrüten, genießt der 41-Jährige aus Augsburg die dreitägige Auszeit. "Ich werde endlich in aller Ruhe ein paar Bücher lesen, mich in die Badewanne legen oder Langlaufen gehen", sagt der Personalmanager. An Heiligabend werde er vielleicht mit Freunden in einen Irish Pub gehen oder zu Hause mit ihnen Feuerzangenbowle machen.

Über ein Weihnachten oder Silvester zu zweit würde er sich aber schon mal wieder freuen, gibt er schließlich zu. Nach einer fast zehnjährigen Beziehung ist er seit 2010 allein, das Single-Leben habe er in manchen Momenten satt. "Vor allem dann, wenn man sich an Silvester um Mitternacht um den Hals fällt und sich ein gutes Neues Jahr wünscht. Da hängen erst immer die Pärchen zusammen, da fühle ich mich schon wie das fünfte Rad am Wagen."

Die "heile Familie" ist eine Illusion

Wiebke Neberich, Pressesprecherin von eDarling, einer der größten Partnerbörsen in Deutschland, kennt solche Geschichten nur zu gut. "Es wird sicherlich Singles geben, die froh sind, keine familiären Verpflichtungen zu haben und so das Weihnachtsfest mit einem Cocktail auf Bora Bora begehen zu können." Aber für die meisten Singles bergen die freien Tage in Kombination mit dem Familienfest "einige Belastungsmomente". Ihnen werde so richtig bewusst, dass sie keinen Partner haben. Viele Singles reagierten dann genervt oder traurig. Rund um Weihnachten stiegt daher die Zahl der Anmeldungen bei eDarling enorm an.

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Alleinstehende, für die Weihnachten eher eine Belastung ist, sollten sich deswegen gut auf die Feiertage vorbereiten, rät Neberich. Wie möchten Sie die Tage gestalten? Überlegen Sie sich ihr eigenes Weihnachtsritual. Beschenken Sie einen Menschen, der Ihnen besonders wichtig ist. Verreisen Sie. Sehen Sie sich alle Folgen Ihrer Lieblingsserie an oder lesen Sie ein Buch.

Der Leiter der evangelischen Telefonseelsorge München, Jürgen Arlt, erklärt, dass das Bild der "heilen Familie" an Weihnachten oftmals nur eine Illusion sei. Wer etwa durch die kalten Straßen laufe und von dort aus in die weihnachtlich geschmückte Wohnungen schaue, denke oft, dort sei alles heil. Das rufe nicht selten Frust hervor, nicht nur bei Singles. Dabei vergäßen viele, dass es gerade an Weihnachten wegen einer zu großen Erwartungshaltung häufig Streit in Familien gebe, sagt Arlt.

"Ich will in erster Linie meine Ruhe haben"

Tamara Kaiser (Name geändert), seit zwei Jahren Single, ist froh, dass sie sich keine Gedanken über Familie machen muss. "Ich und meine Schwester fahren zu meinen Eltern, wir feiern dann zu viert Weihnachten. Das war's." Sie sehe mit Grausen, dass befreundete Pärchen jedes Jahr über die Frage nachgrübelten, an welchem Feiertag sie Eltern, Schwiegereltern, Onkels, Tanten und "sonstige Schwippschwager" besuchen sollen. "Auf so einen Stress habe ich keinen Bock, ich will in erster Linie meine Ruhe haben", sagt die 27-jährige Nürnberger Studentin.

Wie Carsten Renner hat aber auch Tamara in bestimmten Momenten das Single-Dasein satt. Sie würde gern einmal Hand in Hand über einen Weihnachtsmarkt spazieren. Vor allem will sie die alljährliche Frage ihrer "indiskreten Tante", ob sie denn nun endlich einen Mann gefunden habe, mit "Ja, wusstest du das etwa nicht?" beantworten. "Der würden die Augen aus dem Kopf fallen", lacht Tamara. Die Abrechnung mit ihrer Tante ist aber erst mal aufs nächste Jahr verschoben. Denn heuer verbringt sie Weihnachten und Silvester mit einer Single-Freundin in Australien.