Trauerfeier für Mandela
Foto: dpa/Dai Kurokawa
Singen und Tanzen im Regen: Die Trauerfeier für Nelson Mandela war sehr emotional.
Abschied von Mandela: Eine Ikone für die ganze Welt
Mit einer vierstündigen Zeremonie hat die Welt am Dienstag Abschied von Nelson Mandela genommen. Im Johannesburger Stadion ehrten zahlreiche Südafrikaner sowie Delegationen aus über 90 Nationen den Freiheitskämpfer.
10.12.2013
evangelisch.de
Dominik Speck

Auf den Tag genau 20 Jahre, nachdem Mandela den Friedensnobelpreis erhalten hatte, tanzten und sangen zehntausende Trauergäste im strömenden Regen Lobeshymnen und Freiheitssongs, bevor die Zeremonie unter strengen Sicherheitsvorkehrungen mit Verspätung begann. Bunte Flaggen wehten durch das Johannesburger Fußballstadion.

Den Regen begriffen viele als gutes Omen. Einem südafrikanischen Sprichwort zufolge verheißt Regen bei einer Beerdigung Gutes: Der Tote ist im Himmel willkommen. Viele Menschen im Publikum trugen die Nationalfarben, Flaggen oder Mandela T-Shirts. Madiba, Madiba – immer wieder wurde Mandela ehrenvoll bei seinem Clan-Namen genannt.

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Es schien, als sei sich die ganze Welt einig: US-Präsident Barack Obama, Chinas Vizepräsident Li Yuanchao, Brasiliens Präsidentin Dilma Roussef und Kubas Staatschef Raúl Castro sprachen auf der Trauerfeier. Alle betonten die Verpflichtung, die Mandela der Nachwelt mit seinem friedlichen Kampf gegen Unterdrückung und für Versöhnung hinterlassen habe. Am Internationalen Tag der Menschenrechte würdigten alle die globale Bedeutung von Mandelas Vermächtnis.

Dass Obama auf dem Weg zum Podium Kubas Machthaber Castro die Hand schüttelte, ist mehr als nur eine Randnotiz. Der Geist der Versöhnung, den Mandela ausstrahlte, hier schien er noch nachzuwirken. Zum ersten Mal kam es zu einer solchen Geste. Die Beziehungen zwischen Kuba und den USA sind seit über fünfzig Jahren gespannt.

Rabbi vergleicht Mandela mit dem biblischen Josef

Fröhliche Stimmung: So gedachten die Trauergäste Nelson Mandelas.

Wenig versöhnlich dagegen der Umgang der Zuschauer mit Südafrikas amtierendem Präsidenten Jacob Zuma: Sobald er auf den Bildschirmen im Stadion zu sehen war und während seiner Rede erntete er unablässig Buhrufe. Zuma ist unbeliebt, ihm wird Korruption vorgeworfen.

Nach Angaben der südafrikanischen Regierung kam zur Trauerfeier die größte Zahl von Staatsoberhäuptern in der Geschichte zusammen. Deutschland wurde von Bundespräsident Joachim Gauck vertreten. Zuma nannte Mandela eine "Ikone für die ganze Welt". "Es gibt niemanden wie Madiba, er war ganz einzigartig", sagte er.

Bei einem interreligiösen Gebet zu Beginn der Zeremonie würdigten christliche, muslimische, jüdische und Hindu-Prediger das Wirken Mandelas. Ein Rabbi verglich den Freiheitskämpfer mit Josef, dem Sohn von Jakob. Auch Josef wurde ins Gefängnis geworden, auch Josef verzieh denen, die ihm Böses getan hatten. Mandela war Methodist.

"Nicht nur die Gefangenen befreit, sondern auch die Wärter"

In einer predigtähnlichen Ansprache würdige Obama Mandela als "Giganten der Geschichte" und "letzten großen Befreier des 20. Jahrhunderts". Mandela stehe in einer Reihe mit Abraham Lincoln, Mahatma Gandhi und Martin Luther King. "Madiba hat nicht nur die Gefangenen befreit, sondern auch die Wärter", betonte der erste schwarze Präsident der USA.

Mandela habe nicht nur eine Nation zu Gerechtigkeit geführt, sondern Milliarden Menschen rund um die Welt bewegt. "Er veränderte Gesetze, aber er veränderte auch Herzen", sagte Obama, der von seiner Frau Michelle begleitet wurde. "Ich werde niemals Mandelas Format erreichen", sagte der US-Präsident. Aber: "Mandela bewirkte, dass ich ein besserer Mensch werden wollte." Wie Mandela wurde auch Obama mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

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Auf der Ehrentribüne saßen einige Diktatoren und autoritäre Machthaber. Obama wies sie indirekt zurecht. "Es gibt viele Staatsmänner, die sich Madibas Vermächtnis auf die Fahne schreiben, aber ihr eigenes Volk unterdrücken", sagte er. Auf der Ehrentribüne saß unter anderem Simbabwes Machthaber Robert Mugabe. Ihm werden schwere Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Auch der sudanesische Staatschef Omar Hassan al-Baschir gehörte zu den Gästen. Er wird wegen Völkermords mit internationalem Haftbefehl gesucht.

Unter dem Applaus des Publikums zitierte Obama Mandelas Worte, dass er nicht nur gegen weiße Unterdrückung, sondern auch gegen schwarze Unterdrückung sei. Der Wunsch nach Freiheit für kommende Generationen habe Mandela geleitet. Deshalb sei er nach einer Amtszeit abgetreten.

"Einer, der alle überragt"

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon beschwor unter großem Jubel Mandelas Traum von einer harmonischen und gerechten Regenbogennation. "Wir werden den Regenbogen sehr bald sehen", sagte er. Mandelas langer Weg sei nun vollendet. Südafrika habe einen Helden verloren. "Die ganze Welt schließt sich diesen Gefühlen an".

Als einer der ersten Redner war Mandelas politischer Weggefährte im Anti-Apartheid-Kampf, Andrew Mlangeni (87), ans Mikrofon getreten. Madiba schaue nun von oben auf sein geliebtes Südafrika. "Es besteht gar kein Zweifel, dass er ein Lächeln im Gesicht hat, während er sein Land nun vereint sieht, ihm zu Ehren", betonte der langjährige Mithäftling Mandelas auf der Gefängnisinsel Robben Island. Mandelas Urenkelin Phumla würdigte den Ex-Präsidenten als einen, "der alle überragt."

"Dieser große Führer gehört ins Pantheon der Menschheit", sagte Brasiliens Präsidentin Dilma Roussef. Die Brasilianer trügen "mit Stolz afrikanisches Blut in ihren Adern". Auch in China werde Mandela hochverehrt, sagte der chinesische Vizepräsident Li Yuanchao. "Mandelas Geist wird ewig leben."

Der Leichnam Mandelas war nicht im Stadion aufgebahrt. Er wird in der Hauptstadt Pretoria aufgebahrt und am Sonntag im Dorf Qunu im Süden des Landes beigesetzt. Bis dahin wird Südafrika weiter trauern, begleitet von der internationalen Dankbarkeit für Mandelas Verdienste. "Wir werden dich vermissen, aber wir wissen, dass du auf uns aufpasst", hieß es auf der Trauerfeier.