Orkantief Xaver erreicht die deutsche Nordseeküste. Das Seenotrettungsboot "Bernhard Gruben" macht am 05.12.2013 vor der Nordseeinsel Norderney (Niedersachsen) eine Kontrollfahrt.
Foto: dpa/Frank Kahl
Das Seenotrettungsboot "Bernhard Gruben" bei einer Kontrollfahrt vor Norderney am 5. Dezember 2013. Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) überprüft mit diesen Fahrten, welche Folgen Orkan Xaver vor der Nordseeküste hat.
Der Sturm kommt: Xaver legt Kirchenkreise lahm
Der Nikolaussturm Xaver trifft auch die Kirchengemeinden im Norden. Während die ostfriesischen Inseln schon mittendrin stecken, bereiten sich die Küstengemeinden auf die Ankunft des Windes vor: Im Sprengel Ostfriesland und im Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln, den zwei nördlichsten Kirchenkreisen der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers, hat der Sturm den Alltag lahmgelegt.

"Ich zähle meine Dachziegel", scherzt Jörg Meyer-Möllmann, Superintendent im Kirchenkreis Cuxhaven-Hadeln. Denn vor nicht einmal zwei Monaten, am 28. Oktober, fegte bereits Sturm Christian durch den Kirchenkreis und beschädigte auch das Dach der Kirche St. Severin in Otterndorf.

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Xaver soll noch stärker werden. Dachziegel sind da noch die kleinste Sorge, sagt Meyer-Möllmann: "Man ist schrecklich ausgeliefert, man kann es sich nicht vorstellen. Man geht auf die Deichkrone und hat das Gefühl, man wird weggeweht." Seine Gedanken und Gebete gelten den Menschen, die im Sturm ausharren müssen, auch den Seeleuten, die Xaver auf ihren Schiffen aushalten müssen.

Seit dem Nachmittag dürfen große Schiffe nicht mehr in die Elbe einfahren, weil der Sturm sie aus der Fahrrinne drücken könnte. Die Menschen bleiben zu Hause: "Heute abend hätte eine Beiratssitzung der Telefonseelsorge Niederelbe stattfinden sollen, zum Teil mit Anfahrtswegen von 70 km. Das haben wir natürlich abgesagt", berichtet Meyer-Möllmann: "Unter diesen Bedingungen kann man nichts erzwingen, das geht gar nicht."

Schulfrei im ganzen Norden

Auch in Ostfriesland legt der Sturm den Alltag lahm. Eine Beiratssitzung der Jugendbildungsstätte in Asel wurde abgesagt, bestätigt die Sprecherin des Sprengels Hannegreth Grundmann. Die Menschen bleiben zuhause, soweit es geht. Im Kirchenkreis Emden-Leer blieben auch die Kindertagesstätten zu, wie auch die Schulen im ganzen Norden. Der Nikolaustag wird ebenfalls schulfrei sein.

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Viel tun gegen den Sturm können die Menschen nicht. "Auf dem Friedhof wurde nachgesehen, ob nichts herumsteht, was wegfliegen könnte. Alle Fenster der kirchlichen Gebäude wurden geschlossen", berichtet Pastor Sven Grundmann aus der Evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Holtland in der Nähe von Leer.

Die Gemeinden hoffen, dass die Schäden gering bleiben. Superintendent Meyer-Möllmann erzählt, dass der Kirchenkreis nach den jüngsten Stürmen extra "Baumgelder" in den Haushalt einplanen musste. Mit diesem Geld werden die alten Bäume in den Kirchhöfen beschnitten, bevor Stürme wie Kyrill, Christian und Xaver die dicken Äste in Kirchenfenster oder auf Autodächer wehen. "So eine große Eiche zu beschneiden, das kann sich eine einzelne Kirchengemeinde gar nicht mehr leisten."

Der vierte Orkan in dieser Sturmsaison

Der Superintendent hofft, dass alle Kirchtürme noch stehen, wenn Xaver vorbeigezogen ist. Gerade die hohen Kirchtürme, die in den Seekarten noch immer als Navigationshilfe eingetragen sind, müssen dem extremen Wind standhalten.

Sturm Xaver wird in der Nacht zum Nikolaustag seine volle Kraft entfalten. Er ist der vierte Sturm mit Orkanniveau in Deutschland in dieser Saison. 2012/13 waren es insgesamt fünf, 2011/12 sogar zehn. Vorgänger-Orkan Christian sorgte im Oktober für umgestürzte Bäume, abgedeckte Dächer und abgetragene Sandstrände. Der Deutsche Wetterdienst warnte vor Sturmfluten und Orkan-Böen mit bis zu 140 km/h an der Küste, für fast ganz Deutschland gilt eine Unwetterwarnung.