Als Vizepräsidentin im Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) leitet Bosse-Huber dann die Hauptabteilung "Ökumene und Auslandsarbeit". Von Schindehütte übernimmt die Theologin, die bisher Vizepräses der rheinischen Kirche war, auch die Leitung des Amtes der Union Evangelischer Kirchen. Die Amtseinführung von Bosse-Huber und die Verabschiedung Schindehüttes nahm in einem Gottesdienst der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider vor.
"Schatz des Protestantismus"
In ihrer Predigt über Psalm 24 sagte die neue Auslandsbischöfin, Liturgie sei Reichtum. Sie mache "einen besonderen Schatz des Protestantismus sichtbar und hörbar: das Priestertum aller Getauften". Worte und Taten, Frömmigkeit und Engagement gehörten zusammen. Bosse-Huber griff auch das Stichwort der "billigen Gnade" auf. "Billige Gnade lässt Menschen ungetröstet und hoffnungslos zurück", sagte die Theologin. Es falle nicht immer leicht, billige Gnade von teurer Gnade zu unterscheiden.
Als Auslandsbischöfin ist Bosse-Huber zuständig für die rund 130 mit der EKD verbundenen deutschsprachigen Auslandsgemeinden, die Kontakte zu den internationalen ökumenischen Organisationen sowie die Beziehungen zu den Partnerkirchen. Die Auslandsarbeit und Ökumene wurde 1986 in das EKD-Kirchenamt in Hannover eingegliedert. Zuvor hatte das Kirchliche Außenamt der EKD seinen Sitz in Frankfurt am Main. Dessen erster Präsident war von 1945 bis 1956 der Theologe Martin Niemöller, der in Personalunion hessen-nassauischer Kirchenpräsident war. Danach waren Adolf Wischmann, Heinz Joachim Held und Rolf Koppe evangelische Auslandsbischöfe.
"Theologische Leidenschaft"
Der Vorsitzende der Vollkonferenz der Union Evangelischer Kirchen, der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad, würdigte Schindehüttes "theologische Leidenschaft, Freude und kommunikative Energie".
###mehr-artikel###Nach dessen Überzeugung brauchten die unterschiedlichen Prägungen in der evangelischen Kirche einander. "Geschwisterliche Vielfalt, einander ergänzende, korrigierende und bereichernde Pluralität, ist kein Mangel, sondern gehört zum Wesen der Kirchengemeinschaft und ist in gewisser Weise Voraussetzung lebendiger Einheit", sagte Schad.
Er warb für eine Einheit, die nicht Gleichmacherei bedeute, sondern in der Unterschiedlichkeit der konfessionellen Prägungen den Reichtum der Gaben Gottes entdecke. Die konfessionellen Bünde hätten ihren Auftrag nicht neben, sondern in der EKD zu erfüllen, argumentierte der Kirchenpräsident. Von Bosse-Huber wünsche er sich, dass sie mit ihrem Wirken für unierten Kirchen zeigen könne, dass die Vielfalt von Bekenntnistraditionen der Einheit der Kirche produktiv diene, sagte Schad.