Der US-Amerikaner Paul Walker bekommt den "Right Livelihood Award", gerne auch Alternativer Nobelpreis genannt, inmitten der Bemühungen um die Vernichtung von Syriens Giftgas-Vorräten als "einer der effektivsten Wegbereiter für die Abschaffung von Chemiewaffen", schreibt die Right-Livelihood-Award-Stiftung in ihrer Begründung.
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Damit ähnelt die Entscheidung der Stockholmer Jury der des Osloer Nobelkomitees: Den Friedensnobelpreis erhielt in diesem Jahr bekanntlich die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW). Oft geht der Alternative Nobelpreis demonstrativ auf Distanz zum Friedensnobelpreis, in diesem Jahr jedoch standen die Träger des Alternativen Nobelpreises schon vor dem Friedenspreis fest.
Außerdem werden in diesem Jahr der kongolesische Arzt Denis Mukwege, der Schweizer Agrarforscher Hans Herren und der palästinensische Menschenrechtler Raji Sourani ausgezeichnet. Die Preisträger teilen sich das Preisgeld in Höhe von zwei Millionen Schwedischen Kronen (ca. 230.000 Euro), das von privaten Spendern finanziert wird. Der Alternative Nobelpreis heißt offiziell "Right Livelihood Award" und wurde 1980 von dem Deutsch-Schweden Jakob von Uexküll ins Leben gerufen.
"Die Preisträger zeigen, dass wir das Wissen und die Werkzeuge haben, um Massenvernichtungswaffen zu zerstören, Respekt für Menschenrechte zu sichern, um den Krieg gegen Frauen im Ostkongo zu beenden und die Welt mit organischer Landwirtschaft zu ernähren", betonte Ole von Uexküll, Direktor der Stiftung. "Die Welt sollte nicht mit Problemen leben, von denen wir wissen, wie wir sie lösen können."
Paul Walker erhält den Preis "für seinen unermüdlichen Einsatz, um die Welt von chemischen Waffen zu befreien". Er setzt sich beim Internationalen Grünen Kreuz für die Umsetzung der Konvention zum Verbot von Chemiewaffen ein. Durch seinen Einsatz seien Zehntausende Tonnen chemischer Waffen aus sechs nationalen Arsenalen sicher vernichtet worden, lobte die Stiftung. Das Grüne Kreuz engagiert sich weltweit gegen Kriege und Konflikte.
Seit langem bemüht sich Walker um den Beitritt weiterer Länder zu dem Pakt. Die Konvention wird gegenwärtig von 190 Staaten getragen, Syrien ist seit Oktober Mitglied.Dass immer mehr Staaten der Konvention beigetreten sind, sei zu einem Großteil auch Walkers Verdienst, lobte die Jury. Walker sagte, er sei froh, dass die Vernichtung der letzten Chemiewaffen auf der Welt nun wieder stark im öffentlichen Fokus stehe. Syriens Beitritt zur Konvention nannte er einen historischen Schritt.
Der Palästinenser Raji Sourani wird "für sein beharrliches Engagement für Menschenrechte und Rechtstaatlichkeit unter extrem schwierigen Bedingungen" geehrt. Der Anwalt erhält den Preis, weil er sich "furchtlos und vorurteilsfrei für die Menschenrechte in Palästina und der arabischen Welt" einsetzt - und das seit 37 Jahren.
Im Gazastreifen dokumentiert Surani Menschenrechtsverletzungen, vertritt Opfer und bildet inzwischen auch syrische Juristen aus. Die Stiftung lobte Souranis Eintreten für Gewaltlosigkeit in einer Welt voller Gewalt. Sourani sagte, dies sei der wichtigste Preis, den er je im Leben bekommen habe. "Der Zeitpunkt der Auszeichnung für jemanden aus dem Gazastreifen hat eine besondere Bedeutung in den schweren Zeiten, da wir vernachlässigt unter einer Blockade leben."
Denis Mukwege engagiert sich für vergewaltigte Frauen in seiner Heimat, der Demokratischen Republik Kongo. In einem Krankenhaus in Süd-Kivu behandelt der Gynäkologe unermüdlich Opfer sexueller Kriegsgewalt. Seit Jahren setzt er sich öffentlich dafür ein, deren Peiniger zur Rechenschaft zu ziehen und bringt sich damit in große Gefahr. Auch ein Attentat auf ihn, bei dem statt Mukwege einer seiner Mitarbeiter starb, brachte ihn nicht dazu, aufzuhören.
Über 40.000 Vergewaltigungsopfer sollen in Mukweges Krankenhaus inzwischen behandelt worden sein. Die Stiftung betonte, dass Mukweges ganzheitlicher Ansatz den Frauen und Mädchen neben medizinscher Behandlung auch ein soziales Netzwerk biete.
Der Agrarforscher Hans Herren rettete mit einem biologischen Programm zur Schädlingsbekämpfung in Afrika laut der Stiftung "Millionen von Menschen das Leben". Mit seiner Schweizer Biovision-Stiftung hilft Herren Landwirten, Hunger, Armut und Krankheit durch Bio-Landbau zu bekämpfen. Für ihn sei der Preis Anerkennung und Motivation, sagte Herren. Das Preisgeld werde er für seine Projekte im ökologischen Landbau nutzen, zum Beispiel in Senegal.
Die Right-Livelihood-Award-Stiftung wird die Preisverleihung am Montag, 2. Dezember, ab 16 Uhr live im Internet streamen.