Katholische Christen bekommen ein neues Gesangbuch. Das alte "Gotteslob" war rund 40 Jahre in Gebrauch. In dieser Zeit haben sich nicht nur die Gesellschaft und die Sprache verändert, sagt der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann, Vorsitzender der Gesangbuch-Kommission der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. Viele Themen werden ganz anders gewichtet als noch Ende der 60er Jahre, etwa die Frage nach Leid, Tod und Trauer oder auch Umweltthemen. Hofmann: Das künftige "Gotteslob" soll dem Rechnung tragen.
Am Ersten Advent ist es soweit: Das neue "Gotteslob" wird am 1. Dezember in einem Teil der Gemeinden in Deutschland eingeführt. Das ZDF überträgt dazu ab 9.30 Uhr einen Gottesdienst live aus dem Freiburger Münster.
Mehr als 10 Jahre in Arbeit
Dem neuen "Gotteslob" gingen Vorarbeiten von mehr als zehn Jahren voraus. Neben Bischöfen und Beratern waren daran rund 100 Fachleute für Liturgie, Kirchenmusik, Pastoral, Bibelexegese, Dogmatik und Spiritualität beteiligt. Das Gesangbuch ist in beiden großen Kirchen neben der Bibel die wichtigste Sammlung christlicher Texte. Das Evangelische Gesangbuch erschien zuletzt 1995 in neuer Bearbeitung. Es enthält auch Lieder katholischer Dichter.
###mehr-info###Ebenso findet sich im römisch-katholischen "Gotteslob" evangelisches Liedgut, die Hälfte der Gesänge ist mit einem "ö" für "ökumenisch" gekennzeichnet. "Das Evangelische ist hier kein Feindgebiet mehr, sondern ein selbstverständlicher Bereich des Katholischen. Nichts mehr richtet sich aggressiv gegen die Protestanten", schreibt der Mainzer Literaturhistoriker Hermann Kurzke in einem Beitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung": "Ein Mariengebet von Martin Luther wird abgedruckt, das so innig ist, dass kein Gedanke an Konfessionalität mehr aufkommt", lobt Kurzke, der dem Kuratorium der Stiftung Gesangbucharchiv angehört.
Vor dem Neuerscheinen mussten allerdings Probleme beim Druck der insgesamt rund vier Millionen Exemplare ausgeräumt werden. In einigen der 27 deutschen Diözesen hatte es Beschwerden über die Papierqualität des neuen Gesangbuchs gegeben. Die Texte seien vielfach nicht lesbar, hieß es. Die Schwierigkeiten, die sich durch die Verwendung einer weiteren Papiersorte ergeben hatten, seien nun zwischen der Druckerei C.H. Beck, den betroffenen Diözesan-Verlagen sowie dem Verband der Diözesen Deutschlands ausgeräumt worden, teilte die Bischofskonferenz Ende November mit. Bis spätestens Juli 2014 sollen alle Exemplare ausgeliefert werden.
Viele neue Lieder
Das überarbeitete Gebets- und Gesangbuch für Gottesdienste und den privaten Gebrauch wird herausgegeben von der Deutschen Bischofskonferenz, der Österreichischen Bischofskonferenz und dem Bischof von Bozen-Brixen (Südtirol). An dem Gemeinschaftswerk beteiligten sich insgesamt 37 Diözesen. Da es in den Bistümern unterschiedliche Traditionen gibt, wird auch das neue "Gotteslob" aus einem gemeinsamen Stammteil und diözesanen Eigenteilen bestehen.
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Von den etwa 270 Liedern des alten Gebet- und Gesangbuchs wurden gut die Hälfte ins neue "Gotteslob" übernommen, sagt Bischof Hofmann. Fehlen werden künftig jene Lieder, die in den vergangenen fast 38 Jahren nur wenig Akzeptanz in den Gemeinden fanden. Ergänzt wurde das bisherige Liedgut hingegen um neue Gesänge, die vermisst wurden. Es bleiben aber auch Lieder aus dem 16. Jahrhundert oder noch ältere erhalten. Hofmann: "Wenn Inhalte aus anderen Jahrhunderten stammen, sind sie wegen ihres 'Alters' nicht automatisch schlecht oder als überholt zu bewerten."
Psalme und Gesänge fürs Glaubensleben
Das mit dem Segen des Vatikan erschienene Buch sei eine Art "Proviantpaket" fürs Glaubensleben, sagt Bischof Hofmann. Es enthält Vorlagen für die Feier in Familien und in kleineren Gemeinschaften wie etwa Gebetskreisen - unter anderem gibt es auch ein Hausgebet für Verstorbene. Die Psalmen, Gesänge und Litaneien geben alle Epochen und Stile wieder, von der Gregorianik bis zum Neuen Geistlichen Lied.
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Auch an eine App wurde gedacht, über die sich vor allem junge Menschen Lieder und Gebete auf ihrem Handy anzeigen lassen könnten. Jedoch gebe es hier urheberrechtliche Bestimmungen, die einen kostenlosen Zugriff auf Inhalte des neuen "Gotteslobs" erschweren oder gar unmöglich machen, teilt die Bischofskonferenz mit: "Daher kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch keine Antwort gegeben werden, welche Bereiche und Inhalte des 'Gotteslobs' über die neuen Medien abgerufen werden können."