Im dritten Wahlgang hatte Pastor Christoph Meyns es geschafft: Der 51-Jährige wurde zum Nachfolger des Braunschweiger Landesbischofs Friedrich Weber gewählt. Auch mit einem launigen Vergleich aus der Pferdewelt war es ihm bei seiner Vorstellung gelungen, die Kirchenparlamentarier für sich zu gewinnen. "Sie kriegen keinen lahmen Gaul oder einen Esel", sagte der Nordfriese. Vielmehr zeichne er sich als "Schleswiger Kaltblut" aus.
###mehr-artikel###Dem ehemals landwirtschaftlichen Arbeitstier werde Lernwilligkeit und gute Umgänglichkeit, eine hohe Zugleistung und Wendigkeit sowie Ausdauer und Genügsamkeit nachgesagt: "Es ist unkompliziert und ruhig im Umgang, leichtfuttrig und robust", erläuterte Meyns unter dem Lachen der 49 Kirchenparlamentarier. Ausdauer bewies Meyns auch bei den drei Wahlgängen, die sich bis zum späten Nachmittag hinzogen. Mit 32 Stimmen wurde er schließlich an die Spitze der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig gewählt.
Sein Mitkandidat, Superintendent Ralph Charbonnier (51) aus Burgdorf bei Hannover, erhielt 16 Stimmen. Der dritte Bewerber, Superintendent Andreas Lange (49) aus dem lippischen Lemgo, war nach dem zweiten Wahlgang im Kirchenparlament ausgeschieden. Meyns dankte den Synodalen nach seiner Wahl sichtlich bewegt für ihr Vertrauen. "Ich bitte alle darum, mich kritisch zu begleiten", sagte der künftige Landesbischof. Er wird im Juni 2014 in sein Amt eingeführt. Er freue sich darauf, die Kirche zwischen Harz und Heide dann "so richtig kennenzulernen".
Eine wesentliche Aufgabe der nächsten Jahre sieht Meyns in den Strukturproblemen der Landeskirche. Dazu gehörten schwierige Themen wie der Abbau von Personalstellen, Kirchenkreisfusionen und Kostensenkungen in der kirchlichen Verwaltung. Diese Prozesse würden "viel Zeit, Kraft und Geld kosten". Die Mühe lohne sich jedoch. "Mit Veränderungsprozessen kenne ich mich aus", sagt der Theologe. In der nordelbischen Kirche gestaltete er seit 2007 Reformen mit, bei denen die Zukunft von Ortsgemeinden, die Arbeit von Diensten und Werken und die Verwaltung auf den Prüfstand gestellt wurden. Diese Veränderungen von kirchlichen Organisationen waren der Ansporn für seine Doktorarbeit über "Management als Mittel der Kirchenreform", die er im vergangenen Januar abschloss. Sein Fazit: "Betriebswirtschaftliche Ansätze sind nur bedingt geeignet, um kirchliche Probleme zu lösen." Das religiöse Bedürfnis von Menschen sei nicht rein betriebswirtschaftlich zu erfassen.
Gemischte Gefühle des Gewählten
Landesbischof Friedrich Weber sagte, mit Meyns werde eine Kontinuität gewahrt, die die Kirche angesichts der anstehenden Reformen dringend benötige. "Wir müssen Kooperationen pflegen", gab der 64-Jährige seinem Nachfolger mit auf den Weg. "Eigenständig zu bleiben, reicht nicht aus." Kurz nach der Wahl hat Meyns noch gemischte Gefühle. Ein wenig hätten ihn die Ereignisse der vergangenen Wochen überrollt. "Vor sieben Jahren war ich noch einfacher Landpastor", sagt er mit einem Lachen.
###mehr-links###Nach seinem Theologiestudium in Kiel und Tübingen und einem Auslandsjahr in Papua-Neuginea arbeitete Meyns von 1992 an als Gemeindepastor in Nordfriesland. Nebenberuflich ließ er sich zum Gemeindeberater weiterbilden. Denn schon zu dieser Zeit spürte er, wie Sparmaßnahmen die Kirche veränderten. Wichtig ist ihm auch, dass er als Bischof noch genügend Zeit für seine große Leidenschaft, die Musik findet. Der begeisterte Hobbymusiker sieht zwischen Kirche und Musik viele Parallelen. "Kirche ist wie Jazzmusik. Jazz ist immer zur Hälfte Struktur, zur Hälfte Freiheit."