Darstellung der 23. Sitzung des Konzils
Foto: epd / akg-images / André Held
Vor 450 Jahren endete das Konzil von Trient (1545-1563), mit dem die katholische Kirche auf die Reformation reagierte (Darstellung der 23. Sitzung des Konzils in der Kathedrale S.Vigilio am 15. Juli 1563, Ö?l-Gemälde aus dem 16. Jh, Tizian zugeschrieben).
Das Konzil von Trient: Kompromisslos gegen Protestanten
Das Konzil von Trient bildete den Startschuss für eine Erneuerung der katholischen Kirche nach der Reformation. In theologischen Fragen gingen die Teilnehmer des Konzils allerdings keinen Schritt auf die Protestanten zu.
04.12.2013
epd
Nils Sandrisser

Für Wolfgang Huber sind Katholiken und Protestanten Zwillingsgeschwister. Rein formell ist die katholische Kirche zwar viel älter. Aber für den ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland hat auch die römische Kirche ihre heutige Gestalt erst im 16. Jahrhundert angenommen - genau wie die protestantischen Kirchen. Was für die einen die Thesen Luthers oder die Schriften Calvins waren, das war für die Altgläubigen das Konzil von Trient - nämlich nach Hubers Worten der Versuch, "auf die in ihrer Entstehung eng mit der Reformation verbundene moderne Welt zu reagieren." Am 4. Dezember 1563, vor 450 Jahren, ging das Konzil in der Kathedrale von Trient in Norditalien zu Ende.

Schon bevor Papst Paul III. 1545 das Konzil einberief, war vielen Menschen klar, dass es so wie bisher in der katholischen Kirche nicht weitergehen konnte. Kaiser Karl V. wünschte sich, den Streit mit den Protestanten zu entschärfen. Er brauchte die Unterstützung der protestantischen Reichsfürsten in den Kriegen gegen die Franzosen und die Osmanen. Der Papst dagegen wollte vor allem die Unterschiede seiner Kirche zu den Protestanten klarstellen und so das eigene Profil schärfen. Die Protestanten wünschten sich, dass die Katholiken in theologischen Fragen auf sie zukämen und endlich gegen die Missstände vorgingen, die sie schon lange anprangerten.

Bildungslücken bei den Geistlichen

Vor allem gegen den verbreiteten Ablasshandel hatte Martin Luther von Anfang an gewettert. Der Reformator wollte nicht glauben, dass es möglich sei, sich von einer Strafe im Fegefeuer einfach freizukaufen, wie dies die Ablassprediger behaupteten - zumal die hohe Geistlichkeit dieses Geld dann für eigene Zwecke einsetzte.

###mehr-artikel###Außerdem stießen sich viele Menschen am Amtsverständnis kirchlicher Würdenträger: Es war damals nicht ungewöhnlich, dass Bischöfe ihr Bistum oder Priester ihre Pfarrei nie betraten. Darüber hinaus offenbarten viele Geistliche eine erschreckende Unkenntnis über religiöse Themen. In den Niederlanden etwa zählten diese Bildungslücken zu den Gründen für den Erfolg der Reformierten.

Die Wünsche an das Konzil waren nicht leicht unter einen Hut zu bringen. Schon Trient als Ort war ein Kompromiss zwischen Kaiser und Papst: Karl V. hatte sich einen Ort auf dem Boden des Heiligen Römischen Reichs gewünscht, der Papst dagegen wollte möglichst nahe an der Kurie beraten lassen. Trient in Südtirol erfüllte beide Anforderungen. Zwischendurch, als der schwelende Streit zwischen Kaiser und Papst zu scharf wurde, wich das Konzil nach Bologna im Kirchenstaat aus.

Keine Chance auf Verständigung mit den Protestanten

Lange verhandelten die Abgesandten über die Inhalte - weder Papst Paul III. noch dessen Nachfolger Julius III. und Marcellus II. erlebten das Ende des Konzils. Immer wieder wurde es durch jahrelange Sitzungspausen unterbrochen. Erst Pius IV. konnte in der Bulle "Benedictus Dei" die Ergebnisse der Verhandlungen bestätigen.

Die Protestanten waren dem Konzil gleich gänzlich fern geblieben - obwohl Papst Paul III. Redefreiheit garantiert hatte. Wer also in den Augen der römischen Kirche Ketzerisches vertrat, wurde damit nicht automatisch zum Kandidaten für den Scheiterhaufen. Allerdings hätten die Protestanten sich dem Urteil des Konzils beugen müssen. "Martin Luther hatte bereits 1537 in seinen Schmalkaldischen Artikeln niedergeschrieben, was aus seiner Sicht nicht verhandelbar war", erklärt Martin Bräuer vom Konfessionskundlichen Institut im hessischen Bensheim. Die Protestanten hätten so gut wie keine Chancen auf eine Verständigung mit den Katholiken gesehen.

Die Ergebnisse des Konzils bedeuteten dann auch weniger einen Schritt zur Versöhnung. Im Gegenteil, die Katholiken bestätigten überwiegend noch einmal, was die Konfessionen trennte. Nicht die Gnade Gottes allein, wie die Protestanten behaupteten, könne die Gläubigen erlösen. Katholiken könnten auch durch gute Werke zu ihrem Seelenheil beitragen. Der Ablass war also weiterhin möglich.

Ausgangspunkt der Gegenreformation

Auch beim Offenbarungsverständnis gab es keine Kompromisse: Nicht durch die Bibel allein spricht Gott zu den Menschen, bekräftigte das Konzil. Auch die Konzilsbeschlüsse und Lehrentscheidungen des Papstes hätten quasi-göttliche Geltungskraft. Die Protestanten dagegen wollten nur die Heilige Schrift als Grundlage ihres Glaubens anerkennen.

Im Inneren der katholischen Kirche nahmen die Altgläubigen allerdings Neuordnungen vor - so umfassend, dass Kirchenhistoriker von einer "nachtridentinischen Ära" sprechen. "Tridentum" war der römische Name für die Stadt Trient gewesen. Das Konzil wurde zum Ausgangspunkt der Gegenreformation. Der Handel mit dem Ablass etwa wurde abgeschafft. Auch sollten die Geistlichen besser ausgebildet werden. In Priesterseminaren sollten sie sich künftig auf ihre Aufgaben vorbereiten. Außerdem wurden Bischöfe und Pfarrer dazu verpflichtet, an ihren Dienstsitzen auch zu wohnen.

Die Kirchenspaltung konnte das Tridentinum nicht mehr rückgängig machen, dazu waren die neuen Bekenntnisse in der Bevölkerung des nördlichen Europa schon zu verwurzelt. Der Kirchenhistoriker und Konzil-Experte Hubert Jedin (1900-1980), der einen katholisch geprägten Standpunkt vertrat, schrieb: "Das Konzil kam gerade noch zurecht, um von den romanischen Ländern ähnliches Unheil abzuwenden. Für die nordischen Länder kam es zu spät."