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TV-Tipp des Tages: "Reiff für die Insel – Neubeginn" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Reiff für die Insel – Neubeginn", 27. April, 20.15 Uhr im Ersten
Nach der Trennung von ihrem untreuen Freund braucht Katharina Reiff dringend einen Tapetenwechsel. Gemeinsam mit ihrer 16-jährigen Tochter Nele fährt sie zu ihrer Mutter Marianne, die auf einer kleinen Nordseeinsel lebt.

Die Mafia ist auch nicht mehr, was sie mal war. Das könnte allerdings auch daran liegen, dass man die beiden Kerle, die auf der Nordseeinsel Föhr für allerlei Unruhe sorgen, bestenfalls für die "Men in Black" halten könnte; aber eigentlich sehen sie eher aus wie die "Blues Brothers. Erst später zeigt sich, dass der Hintergrund der Herren weit weniger verbrecherisch ist; und das ist bei weitem nicht die einzige Überraschung dieser jederzeit vergnüglichen und ebenso leisen wie leichtfüßigen Komödie. Dabei beginnt die Geschichte (Martin Pristl, Marcus Hertneck) wie viele andere dieser Art: Die Berliner Anwaltsgehilfin Katharina (Tanja Wedhorn) hat ihren Chef und Geliebten mit der Praktikantin erwischt und nimmt sich gemeinsam mit Tochter Nele (Lotte Flack) eine Auszeit auf Föhr, ihrer Heimat.

Ein Croupier auf der Flucht

Da Katharina stets zur Stelle ist, wenn jemand Hilfe braucht, besteht sie auf dem Weg zur Nordsee darauf, einen ziellos flüchtigen Anhalter (Tim Bergmann) mitzunehmen. Neles Proteste verhallen folgenlos; die fast erwachsene junge Frau hat dank der schlechten Erfahrungen ihrer Mutter ein spürbar gestörtes Verhältnis zu Männern. Nach einigem Hin und Her offenbart der angebliche Herr Schmidtz den Grund für seine Flucht: Er ist Croupier und hat rausgefunden, dass sein Casino der Mafia gehört und der Geldwäsche dient. Die Erkenntnis hat ihm nicht nur einen Streifschuss, sondern auch die Verfolgung durch die Blues Brothers eingebracht.

Mindestens so hübsch wie die spitzzüngigen Dialoge (gerade für Nele) und die diversen überraschenden Wendungen der Geschichte sind die Charaktere. Die Insulaner wirken zwar allesamt etwas wunderlich, haben ihr Herz aller Kauzigkeit zum Trotz aber selbstredend auf dem rechten Fleck. Das gilt vor allem für den Inselpolizisten Thies, den Jan-Gregor Kremp wunderbar entspannt verkörpert. Allein diese Figur ist immer wieder für verblüffende Einfälle des Autorenduos gut; das reicht vom eindrucksvollen Auftritt als Rock-Sänger bis zur radikalen Ernüchterungsmethode. Nett ist auch die Idee mit der Geburtstagsparty: Die Insulaner teilen Thies der Reihe nach mit, sie könnten leider nicht zu seiner Feier kommen, und er wird nicht müde zu erwidern, er habe ohnehin nichts geplant; und dann sind alle da, als ihn sein Vater (Dietrich Hollinderbäumer) unter einem Vorwand in die Strandbar lockt.

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Geschickt ist auch die Tarnung der Geschichte als Romanze: Natürlich übt der attraktive Herr Schmidtz eine große Anziehung auf Katharina aus, und auch Thies hegt noch unübersehbar Gefühle für die einstige Jugendfreundin. Eine rundum gelungene, genau im richtigen Tempo (Regie: Anno Saul) inszenierte Komödie, in der die junge Lotte Flack (zuletzt im doppelten Oster-"Tatort" aus Köln und Leipzig als Entführungsopfer) nach ihren Titelrollen in "Dornröschen" und "Die Päpstin" erneut ihr großes Talent beweist.