Gerta Pfeifer
wohnt und arbeitet in Wahnbeck (Niedersachsen)
Ich habe mich eigentlich schon immer in der Kirche engagiert: als Mitarbeiterin im Kindergottesdienst, im Jugendkreis und im Bibelkreis. Mit 13 Jahren hatte ich schon zwei feste Stellen als Organistin. Bis zu meinem Abitur habe ich also sonntags nie Langeweile gehabt! Während des Studiums habe ich in einer sehr lebendigen evangelischen Kirchengemeinde im Jugendchor gesungen und Kinder-Ferienwochen organisiert.
Aber irgendwann genügte mir das nicht mehr. Also ging ich vor acht Jahren in die Politik. Alle Christen sollten sich für politische Angelegenheiten stark machen. Ich denke, wir haben den Auftrag bekommen, uns für die Schöpfung und für unsere Mitmenschen einzusetzen. Und zwar nicht bloß Demos oder Unterschriftenaktionen zu organisieren, sondern aktiv mit dabei zu sein. Sich einzusetzen, und zwar nicht, um das eigene Ansehen zu polieren oder sich zu profilieren, sondern um sich für andere einzusetzen. Für die Schwächeren, die ohne Stimme sind. Und zwar "liebevoll" und nicht "über Leichen gehend". Wenn sich mehr Christen aktiv einsetzen, dann haben Intrigen, sinnlose Diskussionen - bei denen es nur um die eigene Person geht - nicht mehr so den Stellenwert.
Ich war ich stellvertretende Kreisvorsitzende und stellvertretende. Vorsitzende des Gemeindeverbandes. Für unseren Landkreis habe ich dann den Evangelischen Arbeitskreis aktiviert (das war nicht meine Erfindung - den gibt es schon bundesweit, nur eben hier nicht). Dort haben wir uns viele Jahre um Themen wie Bundeswehreneinsätze und Betreuung der Soldaten, Pflegeeinrichtungen, Pflege allgemein, Kirche und Politik sowie Sonntagsöffnungszeiten gekümmert.
Seit März diesen Jahres bin ich Kirchenmusikerin in der evangelisch-lutherischen Gemeinde "Vier Kirchen Ovelgönne". Denn die Arbeit in und für die Gemeinde ist mit genauso wichtig wie mein politisches Engagement! In beiden Bereichen leitet mich die Bibelstelle: "Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem" (Römer 12,21).
You Xie
ist Germanist, Journalist und Imbiss-Betreiber, wohnt in Bamberg, geboren in Wenchang (China, Provinz Hainan)
Ich bin in China geboren und aufgewachsen. Ich weiß also, was es heißt, in einem Land zu leben, in dem Meinungsfreiheit und Religionsfreiheit eingeschränkt sind. Aber vor allem habe ich gelernt, welch positive Auswirkungen Freiheit und christliche Werte für eine Gesellschaft bringen!
Deswegen setze ich mich als Journalist nicht nur für die Pressefreiheit vor allem in China ein (Über zehn Jahre war ich Herausgeber von "European Chinese News", seit 2006 gebe ich die Zeitschrift "Overseas Campus" heraus, außerdem bin ich Vize-Päsident des "Verbands chinesischer Journalisten in Europa"). Ich bin auch politisch aktiv – und darf deshalb nicht mehr in meine Heimat einreisen. Ich bin 1988 über Peking, die Mongolei, die Sowjetunion und die DDR nach Bamberg gekommen. Von dort aus unterstützte ich 1989 die Studentenbewegung auf dem Platz des Himmlischen Friedens. Deswegen stehe ich auf einer "Schwarzes Liste" von Menschen, denen die chinesische Regierung die Einreise verweigert.
Ich bin evangelischer Christ. Also solcher trage ich soziale Verantwortung. In meiner Familie spielte der Daoismus eine große Rolle. Daoisten schauen vor allem nach innen, Christen aber nach außen. Vor meiner Abreise nach Deutschland hat mir mein Vater einen Aufgabe erteilt: "Sohn, sieh und lerne, wieso Europa so hervorragende Politiker wie Adenauer und de Gaulle hervorgebracht hat. Und warum nach dem Zweiten Weltkrieg eine Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich möglich war, China und Japan aber seit Jahrzehnten Feinde sind."
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Ich bin zu dem Schluss gekommen: Das Christentum spielt dabei eine entscheidende Rolle und hat die Versöhnung zwischen den europäischen Ländern möglich gemacht. Denn sie alle glauben an denselben Gott. Und Gott ist Versöhnung. Ich denke auch, dass das Christentum bei der demokratischen Entwicklung geholfen hat. Wären nur fünf Prozent der Chinesen Christen, ich denke, es würde sich eine große moralische und geistliche Kraft entfalten und die Bevölkerung sich rasend schnell entwickeln, hin zur Freiheit, zur bürgernahen Gesellschaft, zum Mehr-Parteien-System, zu einem unabhängigen Justizsystem.
Mein Motto ist – frei nach John F. Kennedy: "Frage nicht, was deine neue Heimat für dich tun kann, sondern was du für deine neue Heimat tun kannst." Also bin ich in der Bamberger CSU aktiv und kandidiere im nächsten Jahr für den Stadtrat. Denn ich kam mit leeren Händen in meine neue Heimat, jetzt hat meine Familie alles, was wir uns erträumt haben. Deshalb möchte ich etwas zurückgeben. Denn auch in Deutschland braucht es zum Beispiel mehr Zeit und Geld für Schulen und Altenheime. Gemäß der Bibelstelle "Alles ist erlaubt, aber nicht alles ist nützlich; alles ist erlaubt, aber nicht alles erbaut." (1. Korinther 10,23)
Joachim S. Müller
ist Mitglied der Piratenpartei, evangelikaler Christ und Diplom-Informatiker (FH), sowie Mitbegründer der Gruppe "Christen in der Piratenpartei"
Zum christlichen Glauben bin ich mit fünf Jahren gekommen. Und gefühlt bin ich seitdem auch in meiner jeweiligen Kirchengemeinde aktiv, mit langsam wachsender Verantwortung. Ich wüsste gar nicht genau zu trennen, ab wann Beteiligung politisch genannt werden sollte, und wann nicht.
In den verschiedenen Gemeinden, bei denen ich Mitglied war, habe ich seit 1989 mitgearbeitet. Seit 1998 in der Freien Christengemeinde Darmstadt, die dem Bund Freier Pfingstgemeinden angehört. Ich sehe es als wichtig an, Kindern das Evangelium nahe zu bringen. Außerdem kann ich da meine Gaben gut einbringen.
Mein Gefühl der Verantwortung für Menschen und Umwelt basiert auf meinem Glauben und war mit verantwortlich dafür, auch politisch aktiv zu werden. Somit beteilige ich mich schon lange am öffentlichen Leben, parteipolitisch aktiv seit 2009, formal eingetreten in die Piratenpartei bin ich erst 2011.
Mein Engagement liegt stark auf dem kommunalpolitischen Bereich, da ich mich mit den Ereignissen meiner Heimatstadt auseinandersetze und auch beteiligen will. Darüber hinaus bin ich landes- und bundesweit schon mehrfach als Fotograf tätig gewesen, was in der Partei gerne angenommen wurde.
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Sehr viel stärker ist mein Engagement in Sozialen Medien, allen voran Twitter, wo ich mich bundesweit mit vielen Piraten vernetzt habe und rege an Diskussionen beteiligt bin.
Ich habe die "Christen in der Piratenpartei" mitgegründet. "Nachhaltiges, gemeinschaftliches, soziales und gewaltfreies Handeln in Eigenverantwortung als ethischer Grundsatz, zusammengehalten durch das Prinzip der Wahrung der Menschenwürde und des Friedens." lautet einer meiner Leitsätze. So wie jeder Pirat durch seine Weltanschauung beeinflusst wird, so wollen auch wir unseren Glauben nicht an der Garderobe abgeben, wenn wir uns politisch in der Piratenpartei beteiligen.
Wir sind so etwas wie Vermittler zwischen den Welten. Wir sprechen die Sprache der Christen und die der Piraten. Wenn die Zwei aneinander vorbei diskutieren, würde wir da gerne weiterhelfen. Ich vertrete die Meinung, dass Staat und Kirche unbedingt getrennt sein müssen. "Die" Kirche sollte ihre Moral selbst verbreiten, nicht der Staat. Die Kirche und wir Christen müssen das vorleben! Wir Christen sollten uns alle an einem gemeinsamen Ideal orientieren: Jesus Christus.
Weil er etwas so Tiefes in meiner Persönlichkeit ist, steckt immer auch etwas von meinem Glauben in meiner politisches Arbeit. Die Bibelstelle, die mich klar anspricht und ermutigt ist "Suchet der Stadt Bestes." (Jeremia 29,7)
Dr. Dorothee Schlegel (MdB)
aus Billigheim (Neckar-Odenwald-Kreis, Baden-Württemberg) ist Bundestagsabgeordnete (SPD) und Mitgründerin des Arbeitskreises "Christen in der SPD"
Ich begann mich politisch aktiv zu engagieren, als ich 1980 während meiner Diakonenausbildung das erste Mal bewusst in der früheren DDR war und mich wie dann später auch in meiner Diplomarbeit mit den beiden Staaten und ihrem jeweiligen Verhältnis zur Kirche auseinandergesetzt habe. Seitdem habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, nicht zu jammern, zu klagen oder passiv zu sein, sondern aktiv unsere Gemeinschaft und Gesellschaft mitzugestalten. Mein Glaube hat mich mit dazu bewogen, in die Politik einzutreten, und ich verstehe ihn als Kraft, die mich befähigt, zusammen mit anderen Politikgestaltenden, mich für eine bessere Gesellschaft aktiv zu engagieren. Nach meiner Ausbildung zur Diakonin war ich zehn Jahre hauptamtliche Jugendreferentin und Gemeindediakonin, später Vertretungsreligionspädagogin. Seit fünf Jahren bin ich nun Prädikantin.
Mit den Werten meiner Partei, der SPD - für die ich seit dieser Legislaturperiode im Bundestag sitze -, sich für Friede und Versöhnung, Freiheit, Gleichberechtigung, Gerechtigkeit und die Würde aller Menschen in unserer Gesellschaft einzusetzen, identifiziere ich mich, und das verbindet mich mit allen SPD-Mitgliedern. Diese Werte hochzuhalten, leite ich aus meinem christlichen Glauben ab.
"In einem jeglichen erzeigen sich die Gaben des Geistes zum allgemeinen Nutzen. Dies aber alles wirkt derselbe eine Geist und teilt einem jeglichen seines zu, nach dem er will." (1. Kor. 12,7+11) ist die Bibelstelle, die mich bei meiner politischen Arbeit leitet.
Als mein Vorbild sehe ich Jesus Christus. Denn er achtete die Menschen gleich - Frauen und Männer, Kinder und Erwachsene, Arme und Reiche, Gläubige und Nichtgläubige, In- und Ausländer, Gesunde und Kranke. Ich verstehe mich als Fürsprecherin für diejenigen, die sich nicht laut äußern können oder wollen (Kinder, Jugendliche, Arme, Alte, Behinderte, Benachteiligte, Diskriminierte, Migranten).
Als Frau in der Kirche und Politik fordere ich ein, dass Frauen nicht nur die Hälfte des Himmels, sondern auch der Erde zusteht.
(Von allen vier Protagonisten haben wir via Facebook erfahren. Dort wurden sie uns auf einen redaktions-Aufruf hin von anderen Lesern vorgeschlagen. Vielen Dank dafür!)