Foto: epd-Bild/Studiocanal/Murray Close
Filmkritik der Woche: "Die Tribute von Panem – Catching Fire"
Brot und Spiele, zweite Runde: Es herrscht wieder Aufruhr im Staate Panem: In der Verfilmung des zweiten Teils der "Hunger Games"-Trilogie von Suzanne Collins muss die 16-jährige Katniss noch einmal in die Arena - zu einem Spiel auf Leben und Tod.
20.11.2013
epd
Lasse Holler

Die Machtverhältnisse im postapokalyptischen Staat Panem sind klar verteilt: Von der dekadenten Hauptstadt Kapitol aus beherrscht ein totalitäres Regime die zwölf verarmten Distrikte mit eiserner Hand. Karge Städte, düstere Winterlandschaften und Soldaten in weißen Uniformen dominieren die Szenerie. Wie im ersten Teil der "Tribute von Panem" in ganzer Grausamkeit vorgeführt, zwingt die Regierung die zwölf Distrikte, jedes Jahr jeweils einen Jungen und ein Mädchen als "Tribute" zu einem perversen Spiel auf Leben und Tod in eine künstlich geschaffene TV-Kampfarena zu schicken. Als strahlende Sieger traten im ersten Teil Katniss Everdeen (Jennifer Lawrence) und Peeta Mellark (Josh Hutcherson) hervor, allerdings war ihr Triumph nicht ganz im Sinne der Herrschenden.

In zweiten Teil "Catching Fire" wird eine weitere Tradition vorgestellt: Alle 25 Jahre finden die "Hunger Games" in einer Variante statt, die gebührend an die Niederschlagung einer Rebellion vor 75 Jahren erinnern soll. Und mithilfe einer neuen Regel plant Präsident Snow (Donald Sutherland), den in den Distrikten brodelnden Aufständen den Wind aus den Segeln zu nehmen: Die Champions vergangener Jahrgänge aus allen Distrikten müssen in die Arena zurückkehren, um erneut gegeneinander ums Überleben zu kämpfen.

Die Botschaft ans Volk scheint deutlich: Nicht einmal die Stärksten können dem Kapitol das Wasser reichen, sondern werden gezwungen, sich vor den live übertragenden Fernsehkameras gegenseitig zu töten. So finden sich auch die beiden Vorjahressieger Katniss und Peeta abermals in der Arena wieder, um ihr Leben zu verteidigen.

Katniss bekommt die Konsequenzen ihres furiosen Auftretens in der "Hunger Games"-Arena zu spüren: Durch ihr impulsives und aufsässiges Handeln ist sie zur Symbolfigur einer neuen Rebellion herangewachsen - und deshalb längst als das eigentliche Opfer im aktuellen mörderischen Spiel vorgesehen. Jennifer Lawrence spielt die Protagonistin wieder als ein einfaches, natürliches Mädchen, das immer ein wenig verloren anmutet und sich seiner Kraft als Anführerin bis zuletzt nie bewusst scheint.

Aktuelle Brisanz

Vor dem Hintergrund der NSA-Abhörmethoden oder der Unterdrückung sozialer Bewegungen in vielen Teilen der Welt erhält der Film eine überraschend aktuelle Brisanz. Die Szenen von martialischen Polizeiaufmärschen und der brutalen Niederschlagung von aufkeimenden Protesten erinnern oft erschreckend an die Bilder, die uns zuletzt von den Protestbewegungen aus der Türkei oder Brasilien erreichten.

USA 2013; Regie: Francis Lawrence. Buch: Simon Beaufoy. Mit: Jennifer Lawrence, Liam Hemsworth, Josh Hutcherson, Elisabeth Banks, Woody Harrelson, Donald Sutherland. Länge: 146 Minuten. FSK: ab 12 Jahre.