Auf der Weltklimakonferenz in Warschau haben Wissenschaftler vor der weiteren ungebremsten Nutzung der Kohle gewarnt. Auch emissionsarme Kohlekraftwerke böten im Kampf gegen die Erderwärmung keine Lösung, hieß es in einer Erklärung von 27 Klimaforschern. Derweil begann parallel zur Klimakonferenz am Montag ein Gipfel der Kohlebranche in der polnischen Hauptstadt. Zum Protest besetzten Greenpeace-Aktivisten das Dach des polnischen Wirtschaftsministeriums und entrollten ein Transparent mit der Botschaft: "Wer regiert Polen? Die Kohleindustrie oder das Volk?"
###mehr-artikel###Das Gastgeberland der UN-Klimakonferenz setzt bei seiner Energiegewinnung massiv auf Kohle und gilt als Bremser in der internationalen Klimapolitik. Das Land plant den Bau weiterer Kohlekraftwerke. In der Erklärung der Forscher hieß es, Kohlekraftwerke ohne Technologien zur unterirdischen CO2-Speicherung (CCS) würden die Atmosphäre weiter deutlich erhitzen. Die Weltgemeinschaft werde ihr Ziel verfehlen, die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius zu beschränken.
"Alternativen bezahlbar"
"Es gibt bereits Alternativen zu fossilen Energieträgern, die verfügbar und erschwinglich sind", sagte der niederländische Klimaforscher Bert Metz. Die Kohleindustrie müsse nun den Beweis führen, dass Kohlekraftwerke mit CCS-Technologie mit erneuerbaren Energieträgern konkurrieren könnten. Umweltschützer lehnen CCS ab, weil sie unkalkulierbare Risiken durch die CO2-Speicherung im Boden befürchten.
Auf dem umstrittenen Treffen der Weltkohleorganisation appellierte die Chefin des UN-Klimasekretariats, Christiana Figueres, an die Unternehmen, ihrer Verantwortung für den Klimaschutz gerecht werden. Die Branche müsse sich grundlegend ändern. Energieunternehmen, die bislang einseitig auf Kohle gesetzt hätten, müssten sich auch im Bereich der erneuerbaren Energien engagieren.
Vertrag soll ab 2020 gelten
Beim Klimagipfel wird über einen neuen Klimaschutzvertrag verhandelt, der 2015 vereinbart werden und 2020 in Kraft treten soll. Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) wird am Mittwoch auf der Konferenz erwartet. Aus Kreisen der deutschen Delegation hieß es, die Erwartungen der Staaten lägen nach der ersten Woche noch weit auseinander. Es gebe weiter einen "Grundkonflikt" darüber, inwieweit die Klimaschutz-Verpflichtungen von Industrie- und Entwicklungsländern vergleichbar sein sollten. Die armen Staaten knüpften Zugeständnisse bei der Senkung ihrer Treibhausgase an Finanz-Zusagen der Industriestaaten.
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Der Leiter der philippinischen Delegation, Yeb Saño, rief im epd-Gespräch die die Industrieländer auf, ihre Hilfszusagen für arme Staaten aufzustocken. Was bislang auf dem Tisch liege, reiche nicht aus. Erneut betonte er, dass der Klimawandel Katastrophen wie den verheerenden Taifun "Haiyan" in seiner Heimat mit auslösten. "Wenn wir erst warten, bis die Zusammenhänge hundertprozentig wissenschaftlich erforscht sind, werden viele weitere Menschen sterben."
Laut einem Länder-Ranking der Entwicklungsorganisation Germanwatch liegen Dänemark, Großbritannien und Portugal beim Klimaschutz vorn. Deutschland dagegen rutschte in der Studie vom achten auf den neunten Platz ab. Kritisiert wurden unter anderem Verzögerungen bei der Energiewende. Ein Lichtblick seien hingegen die verstärkten Klimaschutz-Anstrengungen Chinas, des weltweit größten Kohlendioxid-Produzenten.