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TV-Tipp des Tages: "Yella" (ZDF Kultur)
TV-Tipp des Tages: "Yella", 14. November, 20.15 Uhr auf ZDF Kultur
Eine junge Frau verlässt den Osten, weil sie im Westen einen Job gefunden hat. Der Arbeitgeber entpuppt sich zwar als insolvent, doch ein junger Investor wird zum Retter und lässt sich von Yella zu einem Termin begleiten, wenn auch eher aus Gründen der Verhandlungsdramaturgie als aus echter Not.

Die Erkenntnis ist banal, aber deshalb nicht weniger richtig: Fernsehen und Kino unterscheiden sich vor allem in der Sehgewohnheit. Sieht man mal von Prestigeprojekten wie "Das Parfüm" ab, spielt es eigentlich keine große Rolle, für welches Medium hierzulande produziert wird. Aber es hat natürlich seinen Grund, warum ein Regisseur wie Christian Petzold vorrangig fürs Kino arbeitet. Er ist für praktisch alle Filme (unter anderem "Die innere Sicherheit", "Wolfsburg", "Gespenster") jeweils mehrfach ausgezeichnet worden, und das ist kein Zufall: weil er die Handlung solange mit seinen Darstellern durchgeht, bis ihre Figuren ihnen passen wie eine zweite Haut; und weil die Bilder das Ergebnis einer sorgfältigen Komposition sind.

Aus dem Team wird ein Paar

Deshalb ist der Anteil von Hans Fromm, Petzolds Kameramann seit dem ersten Film, unbedingt im selben Atemzug mit der Leistung des Regisseurs zu loben. Das Fernsehen wäre ein viel zu flüchtiges Medium, um der Bildgestaltung gerecht zu werden. Allein im Kino offenbart sich auch die Qualität von "Yella", denn die Geschichte ist so schlicht, dass man sie womöglich keines zweiten Blickes würdigen würde: Eine junge Frau (Nina Hoss) verlässt den Osten, weil sie im Westen einen Job gefunden hat. Der Arbeitgeber entpuppt sich zwar als insolvent, doch ein junger Investor (Devid Striesow) wird zum Retter und lässt sich von Yella zu einem Termin begleiten, wenn auch eher aus Gründen der Verhandlungsdramaturgie als aus echter Not. Doch Yella erweist sich dank ihrer Fähigkeit, in den Bilanzen notleidender Betriebe auf Anhieb die Schwachstellen zu entdecken, als enorme Hilfe. Aus dem Duo wird ein Team, aus dem Team ein Paar. Dass Philipp die Firmen gnadenlos über den Tisch zieht und außerdem seine Finanziers betrügt, ist ihr egal: Der junge Mann mit dem freundlichen Gesicht und den guten Manieren ist eine Heuschrecke, wie sie im Buche steht.

Wenn man genau hinschaut, wird man diverse Details entdecken, die irritieren. Beide, Yella und Philipp, wechseln beispielsweise nie die Kleidung, obwohl doch ein perfekter Auftritt in ihrem Geschäft von entscheidender Bedeutung ist. Das Hotel, in dem sie wohnen, ist menschenleer und erinnert mit seiner aseptischen Atmosphäre ohnehin an eine Pathologie. Die sparsame Kameraarbeit und der fast schon geizige Umgang mit Musik unterstreichen die Leblosigkeit der Szenerie. Und dann gibt es immer wieder Momente, die Petzold als "Todesstillen" bezeichnet, weil Yella plötzlich aus der Welt fällt. All das hat selbstredend seinen Grund, denn eigentlich endet Petzolds Film bereits mit dem Prolog: Ben (Hinnerk Schönemann), Yellas Ex-Partner sowohl beruflich wie privat, gibt vor, sie zum Bahnhof zu bringen, sie streiten, dann lenkt er den Wagen geradewegs von einer Brücke in die Elbe. Beide retten sich ans Ufer, Yella erreicht ihren Zug nach Hannover.

Der Kreis schließt sich ein erstes Mal, als Philipp der jungen Frau just in Sichtweite der Brücke von seinem Traum erzählt. Für diesen Traum wird Yella aufs Spiel setzen, was von ihrer Seele noch übrig ist. Als sich der Kreis zum zweiten Mal schließt, tut er das für immer; ähnlich wie bei "The Sixth Sense" sieht man die Geschichte vom Ende her aus völlig neuer Perspektive.

Nina Hoss, für Petzold schon als Hauptfigur maßgeblich an "Toter Mann" und vor allem "Wolfsburg" beteiligt, wurde bei der Berlinale mit einem "Silbernen Bären" als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet. Die Leistung von Devid Striesow ist nicht weniger zu würdigen. Selbst kleinste Rollen hat Petzold verschwenderisch besetzt. Barbara Auer beispielsweise hat zwei kurze Szenen, Burghart Klaußner und Christian Redl verleihen ihren Nebenfiguren großes Gewicht. Dieser Film ist ein Kunstwerk.