Foto: epd/Norbert Neetz
Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm
Bedford-Strohm warnt Kirche vor Abschottung
Bayerischer Landesbischof: Dürfen uns nicht aus der Öffentlichkeit zurückziehen
Bayerns Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm rückt in die Führung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) auf. Am Dienstag wurde er in den 15 Mitglieder zählenden Rat der EKD gewählt - und gilt als Kandidat für den Vorsitz ab 2015. "Die Spekulationen amüsieren mich in der Regel", sagte der 53-Jährige dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Rande der Synodentagung in Düsseldorf. In dem Gespräch äußerte er sich auch über das EKD-Familienpapier, das Reformationsjubiläum 2017 und das von den Kirchen geplante Sozialwort.
12.11.2013
epd
Rainer Clos und Karsten Frerichs

Herr Landesbischof, Sie sind für zwei Jahre in den EKD-Rat gewählt worden. Was wollen Sie in dem Leitungsgremium erreichen?

Bedford-Strohm: Ich werde mich in die Arbeit einfügen. Als neues Ratsmitglied habe ich nicht vor, alles umzuwerfen.

###mehr-artikel###Was steht konkret an?

Bedford-Strohm: Wir haben eine ganze Reihe von Aufgaben. Dazu gehört zum Beispiel, die Debatte um das Familienpapier fruchtbar werden zu lassen. Wir wollen deutlich machen, was es heißt, verbindlich nach dem Leitbild von Ehe und Familien miteinander zu leben, ohne andere Lebensgemeinschaften abzuwerten. Es würde im Widerspruch zum christlichen Glauben stehen, wenn man etwa die Lebensabschnittspartnerschaft zum Programm erhebt. Man muss ohne Vorbehalt Ja sagen zum anderen Menschen. Dass eine Partnerschaft dann scheitern kann, erfahren viele Menschen schmerzlich. Aber das ist nicht die Normalität.

Welche anderen Themen liegen Ihnen am Herzen?

Bedford-Strohm: Ein ganz wichtiges Thema ist das Reformationsjubiläum 2017. Mir liegt sehr daran, dass wir den 500. Jahrestag des Thesenanschlags durch Martin Luther nicht als Heldengedenken feiern. Auch eine protestantische Selbstbespiegelung wäre unangemessen. Wir müssen das Datum nutzen als Christusfest, ganz im Sinne Martin Luthers.

Auch für Katholiken?

Bedford-Strohm: Ja natürlich: Wir wollen nicht gegen, sondern mit den Katholiken feiern.

"Jesus Christus hat die ganze Welt mit Gott versöhnt. Auch im säkularen Raum wirkt Gott."

Die Säkularisierung schreitet voran, die Kirchenmitgliedszahlen sinken. Wie sollte die Kirche darauf reagieren?

Bedford-Strohm: Auf keinen Fall mit Abschottung und Rückzug aus der Öffentlichkeit. Im Gegenteil: Jesus Christus hat die ganze Welt mit Gott versöhnt. Auch im säkularen Raum wirkt Gott. Ich scheue das Gespräch mit kirchenfernen Menschen nicht, sondern möchte hören, warum sie sich von der Kirche entfernt haben. Nur so können wir lernen und uns als Kirche verändern.

###mehr-links###Sie gelten als netzaffin, nutzen soziale Netzwerke rege. Kann das Internet die Kirche verändern?

Bedford-Strohm: Das Internet vermag Vorgänge durcheinanderzubringen und ermöglicht direkte Kommunikation. Mir macht es große Freude, auf diesem Weg mit Menschen außerhalb der kirchlichen Räume in Kontakt zu kommen. Und ich wünsche mir, dass sich meine Kirche für die digitale Welt noch stärker öffnet.

Und die Gefahren?

Bedford-Strohm: Die Gefahren muss man sehen und bedenken, aber sie rechtfertigen keine Gleichgültigkeit oder gar grundlegende Ablehnung gegenüber Facebook, Twitter und anderen sozialen Netzwerken. Die Datenschutzprobleme sind im Zusammenhang mit der NSA-Affäre deutlich auf den Tisch gekommen. Gerade heute morgen habe ich mich, statt eine vertrauliche Mail zu schicken, lieber zu einem Vieraugengespräch verabredet.

"Mit der Sozialinitiative wollen wir eine breite Debatte in Gang setzen."

Sie arbeiten an einem neuen Papier von katholischer und evangelischer Kirche zur sozialen Lage mit. Was ist zu erwarten?

Bedford-Strohm: Vermutlich werden wir die Sozialinitiative Anfang nächsten Jahres veröffentlichen. Ziel ist es, im Sinne öffentlicher Theologie auf christlicher Grundlage die Probleme und Herausforderungen unserer Zeit zu erfassen und damit Orienitierung zu geben. Damit wollen wir eine breite Debatte in Gang setzen, statt gleich etwas Abschließendes zu verkünden. Worin die Diskussion mündet, die zu großen Teilen auch im Internet geführt werden soll, wird man sehen.

Sie gelten auch über die 2015 endende Ratsperiode hinaus als Kandidat für Führungsaufgaben in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Wie gehen Sie damit um?

Bedford-Strohm: Die Spekulationen amüsieren mich in der Regel. Ich schaue nicht so weit. Ich bin für zwei Jahre gewählt, und wir haben jetzt einen Ratsvorsitzenden, der uns sehr gut führt, und eine ganze Reihe hervorragender Leitender Geistlicher, die in der Zukunft Führungsaufgaben übernehmen können. Die neue EKD-Synode ab 2015 wird dann die richtigen Entscheidungen treffen.