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TV-Tipp des Tages: "Schimanski: Loverboy" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Schimanski: Loverboy", 10. November, 20.15 Uhr im Ersten
Der Film widmet sich einem besonders widerwärtigen Phänomen: Mädchen verlieben sich Hals über Kopf in einen charmanten, attraktiven jungen Mann, dem sie schließlich derart hörig werden, dass sie sich alles gefallen lassen und sogar für ihn auf den Strich gehen; morgens Mathe, nachmittags Hure.

Jürgen Werner greift in seinem Drehbuch zum neuen "Schimanski"-Film ein Thema auf, mit dem er sich schon im Frühjahr 2012 bei seinem Doppel-"Tatort" für MDR und WDR befasst hat: Es geht um jugendliche Ausreißerinnen, die in der Prostitution enden. "Loverboy" heißt der Film, weil sich Werner einem besonders widerwärtigen Phänomen widmet, dem auch hierzulande immer mehr Mädchen zum Opfer fallen. Sie verlieben sich Hals über Kopf in einen charmanten, attraktiven jungen Mann, dem sie schließlich derart hörig werden, dass sie sich alles gefallen lassen und sogar für ihn auf den Strich gehen; morgens Mathe, nachmittags Hure. Am Ende werden sie von dem Kerl an einen Zuhälterring verkauft.

Endstation Rotterdam

Das Thema wäre auch als Stoff für einen „Tatort“ geeignet. Werners Hauptfigur ist jedoch keiner der gewohnten Sonntagskommissare, sondern der alte Duisburger Haudegen Schimanski (Götz George), der immer noch mit der Tür ins Haus fällt und selbstredend nach wie vor seine proletarische Attitüde pflegt („Gibt’s auch Bier?“). Außerdem hat er gegenüber der Polizei den Vorteil, ohne bürokratischen Aufwand mal eben nach Rotterdam fahren zu können, denn dort enden die Mädchen, die in Duisburg "angelernt" werden. Davon abgesehen weckt das Wiedersehen mit Horst Schimanski aber auch gemischte Gefühle. Seit 1997 schlüpft Götz George nun schon alle paar Jahre in die Jacke des legendären Ruhrpottrüpels. Den Mythos, der die Figur umweht, hat der Zahn der Zeit schon vor längerem beschädigt. Schimanski weiß selbst, dass er längst im Rentenalter ist.

Verfolgungsjagden muss er Jüngeren überlassen, bei Prügeleien zieht er regelmäßig den Kürzeren. Das hindert ihn allerdings nicht daran, immer wieder mit dem Kopf durch die Wand zu wollen, was ihn einerseits sympathisch macht, zumal es den Film um ungewohnte Comedy-Elemente bereichert; andererseits ist es auf Dauer jedoch ebenso unglaubwürdig wie die Tatsache, dass der mittlerweile fast 73 Jahre alte Holländer Chiem van Houweninge immer noch für die Duisburger Kripo arbeiten soll und bis heute nicht besser deutsch spricht als in den Achtzigern, als er und Schimanski noch Kollegen waren.

Nett ist hingegen die Idee, dass "Hänschen" zu Beginn des Films wegen seiner Verdienste um die deutsch-holländischen Beziehungen zum Ritter geschlagen wird. Das führt nicht nur zu allerlei Frotzeleien, sondern schließlich auch zu der Erkenntnis, dass der wahre Ritter selbstredend Rentner Schimanski ist. Der wird von einer einstigen Unterweltgröße (Marek Wlodarczyk) um Hilfe gebeten.

Jessica (Muriel Wimmer), die Tochter des Gangsters, ist einem "Loverboy" (Vladimir Burlakov) in die Hände gefallen; Schimanski soll das 14jährige Mädchen zu seiner Mutter (Nina Kronjäger) zurückbringen. Gleichzeitig sucht die Polizei nach dem Mörder eines Zuhälters. Da auch der ein "Loverboy" war, gehören die beiden Fälle natürlich zusammen; auch wenn es eine Weile dauert, bis Schimanski dämmert, welche Rolle die ehrenamtliche Sozialarbeitern Susanne (Anna Loos) in dem Fall spielt.