Foto: dpa/Jamal Nasrallah
Ein syrischer Junge steht im Flüchtlingslager Zattari nahe der jordanischen Stadt Mafraq am Zaun. Jordanien ist das Land, in dem die meisten syrischen Flüchtlinge vorerst Unterkunft gefunden haben.
Kirchen fordern Aufnahme von mehr Syrern in Deutschland
Vom Besuch syrischer Flüchtlinge in Jordanien senden Spitzenvertreter der christlichen Kirchen in Deutschland eine klare Botschaft nach Hause: Hierzulande sollten deutlich mehr Leidtragende des Bürgerkriegs aufgenommen werden.

###mehr-artikel###

Die christlichen Kirchen appellieren an die Bundesregierung, mehr syrische Flüchtlinge in Deutschland aufzunehmen. "5.000 ist keine Zahl, auf die man stolz sein könnte", sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Nikolaus Schneider, am Samstag bei einem Besuch des Flüchtlingslagers Al-Husni im Norden des syrischen Nachbarlandes Jordanien. Der stellvertretende Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Hildesheims Bischof Norbert Trelle, schlug vor, die im Aufnahmeprogramm vorgesehene Zahl auf 10.000 zu verdoppeln.

Angesichts des Engagements unter anderem in Jordanien, wo derzeit mehr als eine halbe Million Syrer Zuflucht gefunden haben, sei die Debatte in Deutschland "nahezu peinlich", sagte Trelle, der zusammen mit Schneider bis Sonntag Hilfsprojekte insbesondere der kirchlichen Organisationen Caritas International und Diakonie Katastrophenhilfe besucht. Schneider sprach angesichts des geplanten Kontingents für die Aufnahme in Deutschland von einer "sehr kleinmütigen Hilfe".

"Ich habe großen Respekt vor den Menschen in Jordanien", sagte der oberste Repräsentant der deutschen Protestanten. Selbstlos hätten sie zum Teil ihnen fremde Menschen aus dem Nachbarland in ihren Wohnungen aufgenommen. Bischof Trelle erklärte, entscheidend sei in der aktuellen Lage, den Menschen Zuwendung und Hilfe zu geben, anstatt zu versuchen, die Schuldigen für den seit zweieinhalb Jahre andauernden syrischen Bürgerkrieg auszumachen.

"Wir beten für Sie"

2,6 Millionen Menschen haben seit Beginn des Syrien-Konfliktes ihre Heimat verlassen und sind vor allem in die Nachbarländer geflohen. In Syrien selbst sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen etwa 4,2 Millionen auf der Flucht, 100.000 Menschen starben in dem Bürgerkrieg.

"Sie sind nicht vergessen", sagte Schneider beim Besuch in Al-Husni vor rund 25 Frauen, die in einem von der deutschen Diakonie Katastrophenhilfe unterstützten Zentrum betreut werden: "Wir beten für Sie." Das Camp Al-Husni, rund 25 Kilometer von der syrischen Grenzen entfernt, wurde 1967 für palästinensische Flüchtlinge errichtet. Unter den rund 30.000 Einwohnern sind etwa 400 syrische Familien.