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Obdachlose sind von Kälteeinbrüchen besonders betroffen.
Konfirmanden bei der Kältehilfe: "Endlich etwas tun"
Berlin ist nicht nur die Hauptstadt der Republik, sondern auch die Hauptstadt der Kältetoten unter Obdachlosen. Darum gibt es dort seit 24 Jahren die Kältehilfe, die Obdachlose vor den Folgen des Winters schützen will. Bei der diesjährigen Eröffnung der Notunterkünfte haben auch Konfirmanden aus Bünde geholfen.

Die kalte Jahreszeit bringt Schneematsch, frühe Dämmerung und Erkältungen mit sich. Probleme, die für manche Menschen nur zweitrangig sind: Wer keine Wohnung hat, muss auf der Straße frieren, manchmal sogar erfrieren. Für diese Menschen bieten Diakonie, Caritas und das Deutsche Rote Kreuz (DRK) in Berlin die Kältehilfe an.

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Die Organisation ist ein bundesweit einmaliges System, in dem Kirchengemeinden und freie gemeinnützige Träger gemeinsam Menschen helfen. Unterstützt werden sie von Menschen, die selbst anderen helfen wollen: "Ohne die zahlreichen Ehrenamtlichen könnten wir bei Weitem nicht so viele Übernachtungsplätze anbieten", erklärt die Direktorin des Diakonischen Werks Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Susanne Kahl-Passoth. "Ihnen gilt meine tief empfundene Dankbarkeit."

Einige dieser Ehrenamtlichen kommen aus der Lydia-Gemeinde in Bünde. Am Reformationstag reisten 30 Konfirmanden, bereits konfirmierte Jugendliche und ihre Betreuer aus dem Kreis Herford nach Berlin, um in zwei Notübernachtungen und in der Wohnungslosentagesstätte "Warmer Otto" zu helfen. Aus seiner Zeit bei der Berliner Stadtmission brachte Pfarrer Sieghard Flömer die Idee dazu mit, unterstützt von der Bünder Gemeindepädagogin Ulrike Jaeger. "Ich finde es wichtig, dass die Jugendlichen erfahren, was das für Menschen sind, um die sie sonst einen Bogen machen. Sie sollen sie aber auch nicht anglotzen, sondern ihnen vielmehr etwas anbieten", erklärt Jaeger - deswegen habe sie "einen ganzen Koffer voll mit Waffeleisen" dabei.

"Endlich kann ich da mal etwas tun"

Bevor der Kältebus der Berliner Stadtmission Obdachlose von der Straße holt, besetzen ihn erst einmal neun der Konfirmanden aus Bünde. Sie warten darauf, dass sie jemand zur Notübernachtung II fährt, um dort zu putzen, Decken und Isomatten zu verteilen und die Kleiderkammer zu richten. "Ich will den obdachlosen Menschen helfen", sagt der 14-jährige Marlo auf dem Beifahrersitz. Mit in dem Bus sitzt der 15-jährige Tobias: "In den Nachrichten hört man immer wieder von Flüchtlingen und anderen Menschen, die Hilfe brauchen. Endlich kann ich da mal etwas tun!"

Konfirmanden aus Bünde legen in den Notübernachtungen der Berliner Stadtmission Isomatten bereit.

Andere Jugendliche bereiteten die Küche auf die Essensausgabe vor. So können die Gäste der Notübernachtungen vor dem Schlafengehen den Duft und den Geschmack frischer Waffeln genießen. "Das weckt bestimmt angenehme Erinnerungen und Emotionen", hofft Jaeger. Aber auch die Jugendlichen wie die 13-jährige Leonie nehmen ganz neue Eindrücke mit: "Ich finde es schön, dass es so eine Organisation gibt, die Obdachlosen Schlafplätze anbietet. Und ich möchte erleben, wie man sie unterstützt."

Seit 24 Jahren stellt die Berliner Kältehilfe im Winter zusätzliche Übernachtungsplätze zur Verfügung, damit weniger Menschen erfrieren. 284.000 Wohnungslose gibt es in Deutschland, Berlin führt die Statistik an: Nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. sind in Berlin seit 1997 elf Obdachlose erfroren. Kirchengemeinden, Diakonie, Caritas und DRK wollen daher bis zum 31. März 2014 im Durchschnitt täglich 433 Schlafplätze anbieten. In 16 Notübernachtungen und 13 Nachtcafés können sich die Obdachlosen vor der Kälte schützen. Die Kältebusse der Berliner Stadtmission und der DRK-Wärmebus werden besonders nachts unterwegs sein, um Hilfsbedürftige aufnehmen und zu Notübernachtungen bringen.

Nur ein Trophen auf dem heißen Stein

"In der vergangenen Kältehilfesaison war festzustellen, dass sich der Gesundheitszustand der Menschen, die wir nachts antrafen, im Vergleich zum Vorjahr deutlich verschlechtert hatte", sagt Hans-Joachim Fuchs, Berliner Referent für Wohlfahrtspflege des DRK. Viele Obdachlose seien nicht krankenversichert, wüssten aber auch nichts von den Möglichkeiten, die sie in Berlin haben: "Die medizinischen Versorgungsangebote für Obdachlose, in denen sie kostenlos ohne jegliche Vorbedingung versorgt werden, sind oftmals den Betroffenen nicht bekannt."

Der Johanniter-Ansprechpartner für die Kältehilfe, Andreas Braun, zeigt das Innere der Kälteambulanz.

Der DRK-Wärmebus bringt die Betroffenen daher auch in Berliner Kliniken und Krankenhäuser - oder ruft notfalls auch einen Krankenwagen. Schwere Hauterkrankungen, offene Beine, Blasenentzündungen, massive Infekte und Suchterkrankungen seien die häufigsten Krankheiten, unter denen Menschen leiden, die auf der Straße leben.

Auch die Berliner Johanniter betreibt gemeinsam mit der evangelischen Kirchengemeinde Sankt Thomas in Berlin-Kreuzberg eine Kälteambulanz. "Die ist aber auch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein", glaubt der Johanniter-Ansprechpartner für die Kältehilfe, Andreas Braun.

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Denn wer auf der Straße lebt, muss mit vielen weiteren Schwierigkeiten kämpfen, nicht nur mit der winterlichen Kälte. Das lernen auch die Konfirmanden aus Bünde, die im Speisesaal der Notunterkunft Gepäckkarten basteln.

Die Berliner Stadtmission bietet ihren Gästen auch an, ihre Habseligkeiten abzugeben. Auf der Straße müssen sie ihr Gepäck immer bewachen, damit es nicht gestohlen wird. Die Konfirmanden lernen bei ihrem Besuch eine ganz andere Welt kennen als die, die sie zuhause haben.

In der Notunterkunft der Berliner Stadtmission wischt Franziska (13) gerade den Boden. "Die Menschen können im Winter doch erfrieren", sagt sie. "Aber jeden Tag könnte ich hier bestimmt nicht arbeiten."