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TV-Tipp des Tages: "Komasaufen" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Komasaufen", 30. Oktober, 20.15 Uhr im Ersten
Der Film erzählt die Geschichte des 15jährigen Lukas, dessen Mutter einen neuen Lebensgefährten hat, mit dem der Junge aber nicht klar kommt. Falsche Freunde und die Verwirrung der ersten Liebe führen zu immer exzessiverem Alkoholkonsum.

Der plakative Titel könnte abschreckend wirken, aber er ist als denkbar kürzeste Inhaltsangabe quasi Programm dieses Films: Es geht um Jugendliche, die sich bis zur Besinnungslosigkeit betrinken und erst im Krankenhaus wieder zu sich kommen. Die Handlung ist allerdings deutlich differenzierter, immerhin stammt das Drehbuch von Bernd Böhlich ("Der Mond und andere Liebhaber"). Der Grimme-Preisträger erzählt die Geschichte des 15jährigen Lukas, dessen Mutter (Aglaia Szyszkowitz) einen neuen Lebensgefährten (Oliver Mommsen) hat, mit dem der Junge aber nicht klar kommt. Falsche Freunde und die Verwirrung der ersten Liebe führen zu immer exzessiverem Alkoholkonsum. Der totale Absturz ereilt allerdings nicht Lukas, sondern Sylvia (Anna-Lena Klenke), das Mädchen, in das er sich verliebt hat; eine heilsame Erfahrung ist das Erlebnis trotzdem.

Alle Beteiligten machen Fehler

Selbst wenn Oliver Mommsen den "Stiefvater" Karsten nicht gerade als Sympathieträger verkörpert: Schlichte Schuldzuweisungen haben Böhlich und Regisseur Bodo Fürneisen klugerweise vermieden. Alle Beteiligten machen Fehler, vor allem Lukas selbst, der es nicht schafft, nein zu sagen, als der Wortführer der Clique ihn zum Trinken überredet. Der von Markus Quentin in seiner ersten Hauptrolle ausgesprochen glaubwürdig verkörperte Junge ist ohnehin alles andere als ein typisches Problemkind. Als sich zur üblichen Unordnung der Pubertätsjahre auch noch anderer Ärger gesellt, ist er einfach überfordert.

Auch sonst bemühen sich Buch und Regie erfolgreich, nahe liegende Klischees zu vermeiden. Lukas’ Mutter und sein leiblicher Vater (Kai Scheve) zum Beispiel pflegen einen zivilisierten Umgang miteinander; der eher Ich-bezogene Karsten ("Das Leben ist nicht nur Party") findet zwar keinen Zugang zu Lukas, gibt sich aber immerhin Mühe. Mommsen verkörpert diesen auf den Erfolg fixierten neuen Lebensgefährten der Mutter durchaus differenziert. Ähnlich gut geführt wie Quentin, der sogar die schwierigen Szenen als Betrunkener überzeugend meistert, ist Anna-Lena Klenke als trinkender Teenager. Auch ihre Rolle ist nicht einfach; Sylvia ist in der zehnten Woche schwanger, trinkt aber trotzdem weiter. Es war ziemlich mutig von Fürneisen, für diese Rollen keine vergleichsweise erfahrenen älteren Schauspieler zu engagieren. Gerade bei den Nebenfiguren haben allerdings nicht alle Jugendlichen das nötige Talent.

Davon abgesehen ist "Komasaufen" jedoch ein Film, der zumal wegen seines Verzichts auf Moralpredigten auch junge Zuschauer ansprechen könnte, zumal Quentins kantenloses Spiel umgehend dazu einlädt, sich mit ihm zu identifizieren. Realistisch ist auch die hilflose Reaktion der Eltern, die nach Lukas’ erstem Absturz aus allen Wolken fallen. Trotz einiger mal rührender, mal schockierender Ereignisse am Rande inszeniert Fürneisen das Drama fast nüchtern. Der Film ist thematisch zwar ähnlich lebensnah und aktuell wie "Homevideo", erreicht aber dennoch nicht ganz dessen Intensität.

Trotzdem ist "Komasaufen" ein wichtiges Werk, und im Gegensatz zum deprimierenden Schluss von "Homevideo" gönnen Böhlich und Fürneisen ihrem Publikum einen Hoffnungsschimmer. Ein Auftritt der Band "Luxuslärm", die zuvor schon die Plakatkampagne "bunt statt blau" unterstützt hat, soll dazu beitragen, dass der Film möglichst viele junge Zuschauer erreicht.