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TV-Tipp des Tages: "Tatort: Alter Ego" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Tatort: Alter Ego", 23. September, 20.15 Uhr im Ersten
Dem Team der Dortmunder Mordkommission bleibt keine Zeit, ihren neuen Chef im Polizeipräsidium richtig zu begrüßen: Peter Faber und seine eigenwilligen Ermittlungsmethoden erleben sie direkt im Einsatz am Tatort.

Wenn die ARD auf dem populärste deutschen Krimisendeplatz neue Kommissare einführen will, ist das für die Autoren eine enorme Herausforderung: In mittlerweile 42 "Tatort"-Jahren ist im Grunde jede nur denkbare Konstellation schon mal ausprobiert worden. Trotzdem ist dem WDR mit dem Team aus Dortmund eine Premiere gelungen: Vier gleichwertige Kommissare gab es noch nie. Und weil seit einiger Zeit sämtliche Reihen auch ein serielles Element aufweisen, gibt es ähnlich wie zum Auftakt des "Polizeiruf" aus Rostock eine horizontale Erzählebene, die vermutlich auch in den nächsten Filmen eine wichtige Rolle spielen wird.

Vielversprechender Auftakt

Wie immer in solchen Fällen musste Autor Jürgen Werner, der für den WDR zuletzt den Doppel-"Tatort" mit den Teams aus Köln und Leipzig ("Kinderland", "Ihr Kinderlein kommet") geschrieben hat, zwei weitere Hürden nehmen: Wie führt man die Hauptfiguren ein? Und wie schafft man es, innerhalb von neunzig Minuten gleich vier Protagonisten zu charakterisieren und trotzdem noch Zeit genug für einen möglichst interessanten Krimi zu haben? Werner ist das gelungen, indem er aus diesen beiden Hürden eine macht: Er konfrontiert die Einheimischen am Tatort mit ihrem neuen Chef. Zuvor sorgt der "Tatort"-erprobte Regisseur Thomas Jauch in Parallelmontage für grimmig präsentierten Nervenkitzel: In den ersten Minuten des Films dominieren Sex und Gewalt. Später erfährt man, dass sich die jüngsten Mitglieder des Teams, Nora Delay und Daniel Kossik (Aylin Tezel, Stefan Konarske), gerade erstmals leidenschaftlich nähergekommen sind. Für die beiden älteren, Peter Faber und Martina Bönisch (Jörg Hartmann, Anna Schudt), gilt das zunächst nicht, denn Faber, der neue Chef, ist ein ähnlicher Typ wie sein Leipziger "Tatort"-Kollege Keppler (Martin Wuttke): als Analytiker brillant, aber als Mitmensch eine völlige Niete. Seine Kollegin kann sich derweil vor lauter Anrufen ihrer Kinder kaum auf die Arbeit konzentrieren.

Die fünfte Hauptrolle spielt naturgemäß der Handlungsort. Dortmund ist zwar die größte Stadt im Revier, aber nur selten Filmschauplatz. Der unvermeidliche Taubenzüchter sorgt für ein bisschen Ruhrpottfolklore, BVB-Fans dürfen nach einem Sieg im Lokalderby etwas Krach machen, und selbst die Absperrbänder der Polizei sind hier schwarzgelb. Ansonsten aber präsentiert Jauch die einstige Industriemetropole als moderne Großstadt, in der aus Zechen Denkmäler und aus Brauereien Kulturstätten geworden sind.

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Bleibt noch der Fall, bei dem sich Werner dann doch an den üblichen Krimikonventionen mit den diversen Verdächtigen orientiert: Der Mord an einem Homosexuellen wirkt zunächst wie das tragische Ende eines Eifersuchtsdramas, aber als dann auch der Freund des Toten stirbt, deutet alles darauf hin, als habe ein Schwulenfeind (Ludwig Blochberger) seinen religiös motivierten Hass ausgelebt. Am Ende ist der Mörder wie zu erwarten ein ganz anderer, und das Mit- und vor allem Gegeneinander des Ermittler-Teams ist dann doch interessanter als die Suche nach dem Täter. Trotzdem ist der Auftakt vielversprechend. Allerdings wird sich kaum verhindern lassen, dass der von Hartmann konsequent als Reizfigur verkörperte Faber zur Hauptfigur wird. Und die Dialoge von Aylin Tezel, famos in "Almanya" und entzückend als "Aschenputtel", klingen einige Male recht auswendig gelernt.