Zwischen ihnen liegen Welten, doch beide vertrauen dem neuen Limburger Generalvikar Wolfgang Rösch. Es ist bezeichnend, dass sowohl der bodenständige, frühere Limburger Bischof Franz Kamphaus als auch dessen Nachfolger, der unnahbare Franz-Peter Tebartz-van Elst, den Pfarrer in wichtige Positionen hievten. Es verdeutlich, was viele seiner Weggefährten sagen: Der bisherige Wiesbadener Stadtdekan Rösch gilt als Mann des Ausgleichs, als Person, die selten aneckt.
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Kamphaus machte ihn 1997 zum Leiter des Limburger Priesterseminars, vor wenigen Wochen beförderte ihn Tebartz-van Elst auf den zweitwichtigsten Posten im Bistum. Rösch, 54, sollte Anfang 2014 Generalvikar werden. Nach der überraschenden Entscheidung von Papst Franziskus zum Bischof tritt er dieses Amt nun sofort an. Er vertritt den beurlaubten Tebartz-van Elst und verwaltet die Diözese. Am Freitag führte er erste Gespräche mit Pfarrern aus dem bedeutsamen Domkapitel, das ihn bei der Bistumsleitung unterstützen soll.
Rösch wuchs mit drei Brüdern nicht weit von Wiesbaden, im beschaulichen Erbach im Rheingau, auf. Nach dem Wehrdienst studierte er fünf Jahre Maschinenbau in Darmstadt. Während dieser Zeit reifte in ihm die Entscheidung, seinem Leben eine Wendung zu geben: Er beschloss Pfarrer zu werden und studierte Theologie in Frankfurt und Rom. Dort wurde er 1990 von Kardinal Karl Lehmann zum Priester geweiht.
"Es tut mir sehr leid, meine Pfarrei in Wiesbaden loszulassen"
Ab 1991 wirkte Rösch in verschiedenen Gemeinden des Bistum Limburgs, zuletzt in Wiesbaden. Die Entscheidung des Vatikans, dass er sein neues Amt sofort antreten soll, erreichte Rösch auf einer Pilgerreise in Spanien. "Es tut mir sehr leid, meine Pfarrei in Wiesbaden loszulassen", sagte Rösch in einem Zeitungsinterview: "Andererseits habe ich auch ein Stück Vorfreude. Ich habe Gestaltungswillen, vor allem in Situationen, die nicht ideal sind, und Spaß, mit Menschen zusammenzuarbeiten."
Im Bistum wird über Rösch meist positiv gesprochen: "Ich bin mit der Lösung, Wolfgang Rösch zum Generalvikar zu machen, sehr zufrieden", erklärt Ingeborg Schillai, die Präsidentin der Diözesanversammlung. Der Oberurseler Pfarrer Andreas Unfried bezeichnet ihn als "ruhigen, umsichtigen Seelsorger". Zudem zeichne ihn eine große Erfahrung aus. "Er ist einer der Führungsfähigen im Bistum", sagt Unfried, der als einer der ersten Pfarrer im Bistum Tebartz-van Elst öffentlich kritisierte.
"In der Ökumene ein sehr zuverlässiger Kollege"
Unfried sieht bei Rösch auch eine "Aufgeschlossenheit für soziale Themen". Der neue Generalvikar selbst sagte vor einigen Wochen, er sei ein großer Anhänger von Papst Franziskus. Dieser setzt sich intensiv für soziale Gerechtigkeit und die Nähe zu den Menschen ein. "Kirche muss offen sein", betont Rösch. Ein offener Dialog mit den Gläubigen sei wichtig.
"Prunk ist ihm mit Sicherheit fern", meint auch der evangelische Wiesbadener Pfarrer, Gerhard Müller, der ihn seit rund 30 Jahren kennt. Rösch sei "in der Ökumene ein sehr zuverlässiger Kollege", betont der Theologe. Bei gemeinsamen Aktionen der evangelischen und katholischen Kirche sei auf ihn "immer Verlass" gewesen.
Farblos, vorsichtig, aber gut vernetzt
Doch es gibt auch kritische Stimmen zu Rösch, die aber nicht öffentlich zitiert werden wollen. Er sei etwas farblos, zu vorsichtig und scheue klare Worte, auch wenn diese nötig seien. Er pflege eine "klerikale Attitüde" und sei in manchen Positionen, etwa als Leiter des Priesterseminars, nicht als "sehr aktiv aufgefallen".
Einig ist man sich aber, dass Rösch bei Priestern und pastoralen Mitarbeitern gut vernetzt ist. So wird ihm zugetraut, im krisengeschüttelten Bistum eine breite Unterstützung hinter sich zu versammeln. Dies dürfte auch für das Domkapitel gelten, dem Rösch bisher nicht angehörte. Dass er vom Vatikan zum kommissarischen Leiter des Bistums berufen wurde, war dennoch für manche eine Überraschung.