Foto: dpa/Rainer Jensen
Günther Jauch diskutierte am Sonntag mit seinen Gästen über Kirchenfinanzen.
"Wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz"
Die Debatte um den Limburger Bischof Tebartz-van Elst hat eine altes Thema neu mit Leben gefüllt: Wie reich darf die Kirche sein? Und wozu braucht sie das Geld? Darüber diskutierte Günther Jauch am Sonntagabend mit seine Gästen

Die Diskussionen um den Limburger Bischof erregt die Gemüter landesweit. Längst geht es in der Debatte nicht mehr nur um den Bau der Bischofsresidenz von Franz-Peter Tebartz-van Elst. Die Frage nach dem Reichtum der Kirche rückt inzwischen in den Mittelpunkt. So auch bei Günther Jauch.

Millionen oder Milliarden?

Diskutierten die Gäste dort in der letzten Woche noch über den Widerspruch zwischen Protz-Bischof und Armen-Papst, ging es sieben Tage später um die Frage: "Heilige Millionen – wozu braucht die Kirche so viel Geld?" Sind es Millionen? Oder gar Milliarden? Die Transparenzoffensive der deutschen Bistümer half da nur ein wenig weiter.

###mehr-artikel###

In einem Einspielfilm rechnete Kirchenkritiker Carsten Frerk vor, dass das Erzbistum Köln allein an der Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft ein Immobilienvermögen von 1,1 Milliarden Euro hat. 166 Millionen Euro sind die offiziellen Zahlen, die das Bistum veröffentlicht hat. "Helfen Sie mir", wandte sich Jauch an Norbert Feldhoff. Er ist Dompropst des Erzbistums Köln und Aufsichtsratsvorsitzender der Pax-Bank. Nüchtern und sachkundig schlüsselte Feldhoff auf, welche Einnahmen, welche Besitztümer es innerhalb der katholischen Kirche gibt. Warum es keine genaue Übersicht über das Vermögen der Kirche gibt? "Sie ist kein Konzern", antwortete Feldhoff.

Auf dieser Feststellung allein will es der Geistliche jedoch nicht beruhen lassen. Seine Forderung nach mehr Transparenz erscheint ehrlich: "Ich habe vor zwölf, 13 Jahren den Wunsch geäußert, das Vermögen des Erzbistums Köln öffentlich zu machen." Und genau das forderte er in der Sendung von allen Bistümern. In die für den Zuschauer nicht immer ganz verständliche Zahlendiskussion fiel Heribert Prantl von der "Süddeutschen Zeitung": "Es ist klar, dass die Kirche reich ist. Unabhängig von der genauen Summe muss man doch fragen, ob sie nicht viel zu reich ist?" Prantl zitiert aus Matthäus 6: "Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden. Sammelt euch aber Schätze im Himmel. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz."

"Alles zu verkaufen, wäre weltfremd"

Doch wem soll das Vermögen der Kirchen dienen? Andreas Englisch, Vatikan-Korrespondent und glühender Papstverehrer, glaubt, dass Franziskus das schon längst beantwortet hat: "Das Geld, das die Kirche besitzt, gehört denen, die kein Obdach haben, die kein Essen haben", sagte Englisch in der Sendung. Auch Jauch erinnerte mehrfach an den bescheiden auftretenden Papst, dem das Vermögen der Kirche ein Dorn im Auge zu sein scheint.

Jauch fragt Dompropst Feldhoff, ob das Erzbistum Köln all seine Wohnungen verkaufen und das Geld an die Ärmsten geben solle. "Von heute auf morgen alles zu verkaufen wäre weltfremd", antwortete dieser. Aber er sagte auch: "Ich überlege mir seit einiger Zeit, dass wir nach Franz von Assisi einen vergleichbar historischen Einschnitt erleben." Bis der kam, sei es selbstverständlich gewesen, dass die Kirche reich war. Papst Franziskus erinnere ihn sehr daran.

Mit der Frage nach dem Reichtum der Kirchen hat sich Jauch in dieser Woche an eine deutlich spannendere Frage herangewagt als in der vergangenen – aber auch an eine kompliziertere. Vielleicht wollte er deshalb im ersten Viertel der Sendung nicht darauf verzichten, jeden in der Runde noch einmal nach Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst zu befragen. Ähnlich boulevardesk wirkte auch die Befragung Gisela Friedrichsens, Reporterin beim "Spiegel". Jauch wollte von ihr genau wissen, warum und mit welchem Gefühl sie aus der katholischen Kirche ausgetreten sei – und wie die Diskussionen heute auf sie wirkten. Hier hätte die Redaktion mutiger sein und ganz auf das Thema der Kirchenfinanzen setzen müssen.

Rein katholische Runde

Dass die Sendung trotzdem viele gute Momente hat, liegt an ihren starken Gästen – allen voran Heribert Prantl und Norbert Feldhoff. Sie konnten genauso sachlich faktenorientiert wie emotional aus dem Herzen heraus über das Thema Kirche diskutieren. Und auch, wenn die Gästerunde wieder rein katholisch war (selbst die konfessionslose Friedrichs sagte, dass sie im Grunde immer Katholikin bleibe), ging es auch um die evangelische Kirche. Denn auch sie ist eine reiche Institution und muss sich den gleichen Fragen stellen wie die katholische.