"Spekulanten in die Schranken": Vor dem Welternährungstag haben Aktivisten im Frankfurter Bankenviertel gegen die Börsenspekulation mit Nahrungsmitteln demonstriert. "Wir fordern die Banken und Finanzinstitute auf, ihre soziale Verantwortung wahrzunehmen und die Geschäfte zu stoppen", sagte Adreana Peitsch von der Entwicklungsorganisation Oxfam am Dienstag vor der Zentrale der Deutschen Bank.
###mehr-artikel### Aber auch die Politik müsse handeln und solche Spekulationen verbieten. Der Welternährungstag wird am 16. Oktober begangen. Weltweit hungern nach UN-Angaben 842 Millionen Menschen. Das ist jeder achte Erdbewohner.
Die Proteste der mehr als 200 Aktivisten zielten vor allem auf zwei Unternehmen: "Deutsche Bank und Allianz sind die beiden Institute in Deutschland, die am meisten mit Agrarrohstoffen spekulieren", sagte Peitsch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Allianz habe an den Börsen rund 6,2 Milliarden Euro in Finanzprodukten angelegt, die auf Agrarrohstoffen beruhen.
Allianz-Sprecher: Kein direkter Einfluss auf Lebensmittelpreise
Andere Finanzinstitute haben sich inzwischen aus diesem Markt verabschiedet, darunter die Commerzbank und die Landesbank Baden-Württemberg. Die Aktivisten monierten, die Geschäfte seien für Preissteigerungen bei Lebensmitteln verantwortlich und führten letztlich zu Armut und Hunger. "Auch wenn die Spekulationen den Hunger nicht direkt auslösen, erhöhen sie zumindest das Risiko", betonte Oxfam-Sprecherin Peitsch.
###mehr-links### Allianz-Sprecher Nicolai Tewes sagte dem epd, sein Unternehmen respektiere die Kritik der Demonstranten. "Dennoch konnten sie für ihre Vorwürfe bislang keinen Nachweis erbringen." In Gesprächen mit Oxfam habe man die Rolle des Unternehmens im Handel mit Finanzanlagen in Agrarrohstoffe bereits transparent gemacht. "Wir setzen auf Fundamentaldaten und nicht auf kurzfristige Preisentwicklungen", sagte er. "Unsere Untersuchungen zeigen, dass unsere Tätigkeit in diesem Bereich keinen direkten Einfluss auf Lebensmittelpreise in Entwicklungsländern hat."
"Mit Essen spielt man nicht"
Oxfam-Sprecherin Peitsch zeigte sich davon wenig beeindruckt: "Solange keine Seite beweisen kann, ob die Spekulationen Schaden anrichten oder nicht, sollte das Fürsorgeprinzip gelten", sagte sie. "Im Interesse der Menschen in Entwicklungsländern müssen die Geschäfte aufhören."
Die Demonstranten zogen mit Slogans wie "Spekulanten in die Schranken" oder "Mit Essen spielt man nicht" zur Börse und weiter zur Frankfurter Allianz-Niederlassung. Die Aktivisten führten symbolische Banktürme mit sich und überreichten Vertretern beider Unternehmen eine große Postkarte mit ihren Forderungen.