Ausbildung statt Abschiebung (AsA) e.V.
Foto: www.asa-bonn.org
Der Bonner Verein "Ausbildung statt Abschiebung" (AsA) hilft jungen Flüchlingen dabei, eine Ausbildungsstätte zu finden und eine Arbeitserlaubnis zu erhalten.
"Ausbildung statt Abschiebung"
Ein gemeinnütziger Verein in Bonn fördert junge Flüchtlinge mit dem Ziel, ihnen eine Zukunftsperspektive zu verschaffen - und ein Aufenthaltsrecht in Deutschland.
16.10.2013
epd
Franziska Jünger

Mit 16 Jahren ist Abdul aus Afghanistan geflohen. Er hatte Drohbriefe von den Taliban erhalten, die ihn zwingen wollten, sich ihrer Gruppe anzuschließen und in einem Militärcamp ausgebildet zu werden. Abduls älteren Bruder hatten sie bereits ermordet, weil er sich verweigert hatte. Die Familie sah daher keinen anderen Ausweg als alle Habseligkeiten zu verkaufen und Abdul loszuschicken - bis ins sichere Europa, nach Schweden.

Auf seiner beschwerlichen Reise kam der Jugendliche zu Fuß über die Grenze in den Iran, mit dem Lastwagen weiter in die Türkei, über Griechenland nach Deutschland, wo er von den Behörden aufgegriffen wurde. Beim Bundesamt in Dortmund stellte er einen Asylantrag als Minderjähriger.

Keine Papiere

Seine Papiere hatten ihm die Schlepper abgenommen, und das Jugendamt war der Auffassung, dass er älter sein müsse. Abdul wurde daher in eine Erwachsenen-Einrichtung gebracht und kam über Umwege zu dem Bonner Verein "Ausbildung statt Abschiebung" (AsA), der ihn von da an unterstützte und ihm eine Ausbildungsstelle verschaffte.

###mehr-artikel### Abdul ist einer von 97 Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus 26 Ländern, die nach AsA-Angaben derzeit an Angeboten des Vereins teilnehmen. 58 von ihnen sind unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, die ohne Eltern oder Verwandte in Deutschland leben. Viele von ihnen kommen aus Afghanistan, Kongo, Angola oder Guinea.

Syrische Flüchtlinge sind bislang nur fünf dabei. Das liege in erster Linie daran, dass viele sehr junge Flüchtlinge unter 14 Jahren einreisten und bei Verwandten lebten, erklärt Carmen Martinez Valdés, Geschäftsstellenleiterin von AsA. "Alle, die herkommen, sind traumatisiert. Sie werden als junge Menschen ihren Familien entrissen, erleben Terror und Kriege."

Viele helfen ehrenamtlich

Was 2001 im Kleinen begann, wurde zu einer professionalisierten und staatlich anerkannten Jugendhilfe-Einrichtung. Zusammen mit einer weiteren vollzeitbeschäftigten Mitarbeiterin, vier freien und 38 ehrenamtlichen Helfern betreibt Martinez Valdés ein Lern-, Bewerbungs- und Beratungszentrum.

###mehr-links### Viele pensionierte Lehrer und Studenten geben nicht nur Deutsch-, sondern auch sonstigen Nachhilfe-Unterricht, übernehmen Ausbildungspatenschaften und sind "einfach ein persönlicher Anker", wie Martinez Valdés sagt. Die Sozialarbeiterin kümmert sich vor allem um die Beratung im Bereich Asyl- und Aufenthaltsrecht und begleitet die jungen Menschen oft bei schwierigen Behördengängen.

Dieses "Gesamtpaket" an Angeboten sei in Deutschland einmalig, AsA sei gut vernetzt, sagt Martinez Valdés. Neben "Mund-zu-Mund-Propaganda" vermitteln Jugendämter, Schulen, Asylheime und Kirchenkreise die jungen Flüchtlinge an den Verein. Einen Betriebskostenzuschuss bekommt der Verein von der Stadt Bonn. Alles andere wird von Sponsoren, Spendern und Stiftungen bezahlt. 

Trotz Ausbildungsplatz kein Bleiberecht

Den Erfolg des Angebots belegten auch die Statistiken, nach denen AsA in diesem Jahr 17 Jugendliche ohne Arbeitserlaubnis in eine Ausbildung gebracht habe, sagt Martinez Valdés. Insgesamt liege die Vermittlungsquote bei über 70 Prozent, und nur zwei von zehn Jugendlichen würden die Ausbildung nicht zu Ende bringen.

Im Fall des inzwischen 18-jährigen Abdul kämpfen die Mitarbeiter von AsA bis heute für sein Bleiberecht: "Abdul hat inzwischen einen Realschulabschluss mit Prädikat erzielt und gute Aussicht auf eine Anstellung bei seinem Ausbildungsbetrieb als Einzelhandelskaufmann." Die Rechtsprechung stelle dem jungen Mann aus Afghanistan trotz einer solch positiven Entwicklung Hindernisse in den Weg, kritisiert die AsA-Leiterin. "Voraussetzung für eine Aufenthaltserlaubnis ist, dass Abdul seinen Lebensunterhalt selbst aufbringen kann. Wir bürgen für ihn, und zusammen mit seinem Gehalt wäre das eigentlich machbar." Als "Geduldeter" habe er jedoch kein Arbeitsrecht, was das Ganze so paradox mache.

Der Name des Vereins, "Ausbildung statt Abschiebung", ist für Carmen Martinez Valdés daher auch nicht einfach ein Name, sondern eine politische Forderung: "Wir wollen erreichen, dass junge Flüchtlinge, die sich in einer Ausbildung oder einem Studium befinden, nicht einfach abgeschoben werden können." Das ist jedoch bisher nicht im nationalen Gesetz verankert: Ausbildung schützt bisher nicht vor Abschiebung.