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TV-Tipp des Tages: "Rosa Roth: "Der Schuss" (ZDF)
TV-Tipp des Tages: "Rosa Roth: "Der Schuss", 12. Oktober, 20.15 Uhr im Zweiten
Ein kleines Mädchen stirbt auf dem Operationstisch, und der Vater beginnt, Amok zu laufen. Ein großer Reiz der Geschichte liegt in ihrer Zweigleisigkeit, denn Roth muss an zwei Fronten gleichzeitig kämpfen.

Fas zwanzig Jahre lang hat Rosa Roth dafür gesorgt, dass die Welt zumindest in Berlin ein bisschen besser wurde; stets unbestechlich, oft selbstgerecht, meistens einsam. Nun sei es genug, fand Iris Berben, und es ist nur recht und billig, dass Sohn Oliver, der die Reihe von Anfang an produziert hat, der Hauptkommissarin einen stilvollen Abgang ermöglicht. In ihrem letzten Fall hat es Rosa Roth mit einer Gegnerin zu tun, gegen die sie nur verlieren kann: sich selbst.

Thorsten Wettcke hat sich die Geschichte für das Reihenfinale ausgedacht, und dank diverser raffinierter Handlungswendungen ist dieser Film mit dem schlichten Titel "Der Schuss" der erhoffte große Abschied für eine Ermittlerin, die die deutsche TV-Krimilandschaft geprägt hat wie nur wenige andere. Der Einstieg nimmt vorweg, was knapp hundert Minuten später Auftakt zum ebenso spannenden wie dramatischen Finale ist: Ein kleines Mädchen stirbt auf dem Operationstisch, und der Vater (Devid Striesow) beginnt, Amok zu laufen. In langer Rückblende erzählen Wettcke und Regisseur Hannu Salonen, wie es dazu kam. Ein großer Reiz der Geschichte liegt in ihrer Zweigleisigkeit, denn Roth muss an zwei Fronten gleichzeitig kämpfen.

Eine alte Rechnung

Die eigentliche Handlung beginnt mit der Observierung einer Geldübergabe:  Eine Frau ist entführt worden, aber der Täter kann fliehen; immerhin hat das Opfer überlebt. Der zweite Erzählstrang ist einem Prozess gewidmet: Roth hofft, nach vielen Jahren endlich den russischen Waffenhändler Raskow (Hans-Michael Rehberg) hinter Gittern bringen zu können. Es gibt da eine alte Rechnung, die sie endlich begleichen will: Vor zwanzig Jahren hat Raskow ihren Lebensgefährten ermorden lassen, was ihm aber nicht nachgewiesen werden konnte.

Vor Gericht tappt die Polizistin jedoch in eine Falle seiner cleveren Anwältin Yasemin Deinhardt (Mina Tander). Derweil will ein Vater (Striesow) mit seiner Tochter, die bei Pflegeeltern aufwächst, nach Amerika fliehen. Offenbar handelt es sich bei dem Mann um den Entführer. Als Roth und ihr Kollege Körber (Thomas Thieme) ihn zur Rede stellen wollen, fällt in der dunklen Nacht plötzlich ein Schuss. Im Affekt schießt die Kommissarin zurück und verletzt das kleine Mädchen lebensgefährlich. Ihr Schock wird noch größer, als sich rausstellt, dass es sich bei dem Kind um die Pflegetochter von Raskows Anwältin handelt.

Dies alles ist der Einstieg zu einem raffinierten Katz-und-Maus-Spiel, dessen Reiz schon allein in der namhaften Besetzung liegt: Jürgen Vogel spielt die vermeintlich kleine Rolle von Raskow junior, Lisa Maria Potthoff die interne Ermittlerin, mit der sich Rosa Roth auseinandersetzen muss, und Johann von Bülow den Mann der Anwältin. Star des Films aber ist die Story. Der Russe Raskow war bereits 1994 im Premierenfilm der Reihe Roths großer Gegenspieler. Schon allein die Idee, diesen Kreis zu schließen, ist brillant. Und wie perfide das Komplott ist, dem die Ermittlerin auf die Spur kommt, zeigt sich erst im Epilog nach dem erschütternden Finale.

Kongenial ist die Umsetzung durch Hannu Salonen. Der Finne ist ohnehin einer der versiertesten Krimiregisseure hierzulande. Gemeinsam mit Kameramann Wolf Siegelmann hat er Bilder gefunden, die den Gemütszustand der Kommissarin perfekt widerspiegeln: Mal wandelt sie wie ein Geist durchs eigene Leben, mal hat sie horrorfilmartige Halluzinationen von dem tödlich verletzten Mädchen. Gerade in den Szenen mit Devid Striesow sorgt das Schnittkonzept (Julia Oehring) zudem für eine Dynamik, die perfekt das Seelenleben des leiblichen Vaters illustriert.